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Selbstreflexion – wozu ist sie wichtig und wie funktioniert sie?

Selbstreflexion – das ist die Fähigkeit, unser eigenes Erleben zu beobachten, zu verstehen und auch zu hinterfragen. So wie ein Spiegel Gegenstände reflektiert, so können wir mithilfe unseres Verstandes unsere „geistigen Gegenstände” und damit auch das, was wir als unser Selbst bezeichnen, betrachten. Wir können zum Beispiel darüber nachdenken, ob das, was wir sehen, uns gefällt oder ob wir etwas verändern möchten. Selbstreflexion klingt zunächst vielleicht etwas philosophisch, ist aber sehr praktisch und ein wichtiges Werkzeug, um uns um unser psychisches Wohlbefinden zu kümmern. Doch wie funktioniert Selbstreflexion?

Selbstreflexion: Bedeutung und ein Beispiel

Selbstreflexion ist etwas anderes als Grübeln. Während Grübeln wie schaukeln ist – man hat den Eindruck, dass es vorangeht, dabei bleibt man auf der Stelle – kann Selbstreflexion innerhalb kurzer Zeit wichtige Erkenntnisse hervorbringen. Diese Erkenntnisse sind nützlich, weil sie uns erlauben, nicht nur irgendwie zu reagieren, sondern unser Verhalten bewusst zu steuern.

💡 Denkanstoß: Wenn ich zum Beispiel darüber nachdenke, warum ich im Streit mit meinem Partner oder meiner Partnerin laut geworden bin, kann ich zu der Erkenntnis kommen, dass es wirklich ein stressiger Tag war. Wenn mir das klar geworden ist, fällt es mir leichter, zur anderen Person zu gehen, mich zu entschuldigen und zu erklären, dass ich gestresst und daher gereizt war. Wenn ich das nächste Mal im Stress bin, kann ich das außerdem vielleicht schneller wahrnehmen und im Vorhinein bitten, die Diskussion zu vertagen.

Selbstreflexion hat also nichts damit zu tun, sich nach so einer Situation selbst gedanklich fertigzumachen und zum Beispiel zu denken: „Wie konnte ich nur so reagieren, ich bin wirklich doof!” Stattdessen nehmen wir einen neutralen Blick ein, der uns dabei hilft, etwas dazuzulernen. Selbstreflexion ist damit eine wichtige Grundlage für selbstbestimmtes Handeln. Dadurch können wir uns wiederum mehr im Einklang mit uns selbst fühlen, denn wir verhalten uns so, wie wir sein wollen. Aber wie wollen wir eigentlich sein?

Die Frage, wer wir sein wollen

Der gestressten Person im obigen Beispiel könnte es wichtig sein, im Streit nicht zu schreien. Davon könnte sie zum Beispiel ableiten, dass sie eine respektvolle Person sein möchte. Selbstreflexion kann ihr nun dabei helfen zu bemerken, wenn sie sich nicht respektvoll verhält und zu überlegen, was sie stattdessen tun könnte. 

Jeder Mensch hat bestimmte innere Werte, wie zum Beispiel Respekt, Liebe, (Selbst)Fürsorge, Vertrauen, Disziplin, Achtsamkeit, Genuss. Du kannst diesen Werten zum Beispiel mit der folgenden Übung auf die Spur kommen:

Übung

Fragen zur Selbstreflexion

Setze dich gemütlich hin, leg dir eventuell Stift und Zettel bereit und stelle dir folgende Fragen:

  1. Was ist mir im Leben wichtig?
  2. Wofür möchte ich stehen?
  3. Welche Eigenschaften sollen andere an mir wahrnehmen?

Wenn du versuchst, diese Fragen für dich zu beantworten, steckst du schon mittendrin in der Selbstreflexion. Eine Liste mit Werten als mögliche Antworten auf diese Fragen findest du auch in unserem Artikel: Erfülltes Leben mit Fibromyalgie. Vielleicht möchtest du dir zunächst alle Werte notieren, die dir in den Sinn kommen und dann 3 Werte auswählen – die du dann in deinem Alltag und als Gegenstand deiner Selbstreflexion erproben kannst. 

Selbstreflexion im Alltag

Die obigen gezielten Fragen nach Werten stellt sich wahrscheinlich niemand jeden Tag. Aber durch das, was wir tun – oder eben nicht tun –, verleihen wir unseren Werten täglich Ausdruck. Wir bemerken es sowohl, wenn wir im Einklang mit ihnen handeln und zum Beispiel in einer Diskussion ruhig bleiben. Als auch, wenn wir uns anders verhalten und zum Beispiel einer Freundin nicht beim Umzug helfen, weil wir keine Lust haben. Vielleicht gelingt es dir gleich in der Situation darüber zu reflektieren, dass du dich gerade ganz prima deinen Werten entsprechend verhältst und dich darüber zu freuen. Oder du kannst das Ruder rumreißen, wenn du dich dabei ertappst, nicht deinen Werten entsprechend zu handeln.

In den direkten Situationen gelingt das besser, wenn du es ohnehin täglich übst. Nimm dir zum Beispiel 5 Minuten am Abend und notiere dir, was am Tag gut gelaufen ist – das ist auch prima für deinen Selbstwert und deine Selbstmotivation. Zusätzlich notierst du dir, was du in Zukunft anders machen möchtest. Beim zweiten Punkt geht es nicht darum, dich laufend zu optimieren, sondern etwas dazuzulernen, wenn dir etwas aufgefallen ist. Falls nicht, ist das auch in Ordnung. 

Finde deine eigene Art der Selbstreflexion

Werte sind ein wichtiger Aspekt unseres Selbst. Sie können uns dabei helfen, glücklich zu sein und gute Entscheidungen zu treffen. Sich in der Selbstreflexion auf Werte zu konzentrieren, kann uns langfristig ein erfülltes Lebensgefühl bescheren. Es gibt jedoch auch ganz andere Möglichkeiten, über dich selbst zu reflektieren. Im Zen-Buddhismus wird zum Beispiel darüber reflektiert, dass es so etwas wie ein festgefügtes Selbst gar nicht gibt – auch das kann guttun, weil es uns den Druck der eigenen Lebensgeschichte und einer bestimmten Persönlichkeit nimmt. 

Auch um negative Glaubenssätze zu hinterfragen, ist Selbstreflexion nützlich. Du kannst dich zum Beispiel fragen: Wieso denke ich, dass ich nicht liebenswert bin? Wieso glaube ich, dass sich Menschen nicht verändern können?

Wenn es dir gerade nicht gut geht, du einen schlechten Tag hast oder dich depressiv verstimmt fühlst, kann es sehr wohltuend sein, dich zu fragen, was du brauchst und dir jetzt Gutes tun könntest. Auch zur Selbstfürsorge braucht es nämlich Selbstreflexion. So kannst du dich kennenlernen, auf deine Bedürfnisse achten und dich in Selbstliebe üben. Doch nicht nur das: Je besser wir uns selber verstehen, desto einfacher fällt es uns auch, uns in andere hineinzuversetzen. Dadurch können unsere Beziehungen sich positiv verändern. Viel Spaß beim Reflektieren!

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