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DiGA in Rehakliniken: Ein Interview mit Dr. Peil-Grun

Wie bewähren sich Digitale Gesundheitsanwendungen (DiGA) eigentlich in der Praxis? Welche Vorteile und Herausforderungen gibt es? In unserem neuen Format geben wir Einblick in ärztliche und psychotherapeutische Erfahrungsberichte rund um digitale Gesundheitsanwendungen.
Unsere erste Interviewpartnerin Dr. Anke Peil-Grun ist Fachärztin für Innere Medizin, Hämatologie und Onkologie und Oberärztin in der Klinik Sonnenblick in Marburg. Sie ist seit kurzem auf das Thema DiGA aufmerksam geworden und hat erste Erfahrungen mit einem Online-Programm im Rehaklinikalltag gemacht.

Frau Dr. Peil-Grun, vielen Dank, dass Sie sich Zeit genommen haben, um uns von ihren Erfahrungen zu berichten. Wie sind Sie auf das Thema Digitale Therapieprogramme aufmerksam geworden?

Dr. Peil-Grun: Das erste Mal bei einer Fortbildung über Schlafstörungen. Dort wurden gute Erfahrungen mit einer Digitalen Gesundheitsanwendung für Schlafstörungen berichtet. Bezüglich der DiGA für Rehabilitationseinrichtungen über unsere Klinikleitung.

Sie arbeiten in einer Rehabilitationsklinik. Welche Möglichkeiten gibt es in der Reha, DiGA einzusetzen oder zu verschreiben?

Dr. Peil-Grun: Für uns gibt es die Möglichkeit, ein digitales Nachsorgeprogramm über 6 Monate für Patienten zu verordnen, die bei uns in der Rehabilitation waren.

Wie gut fühlen Sie sich über das Thema DiGA informiert? 

Dr. Peil-Grun: Ich beginne erst, mich damit zu beschäftigen, also noch nicht so gut.

Welche Vor- und Nachteile sehen Sie bei DiGA?

Dr. Peil-Grun: Bei unserem digitalen Nachsorgeprogramm sehe ich den ganz großen Vorteil, dass die Patienten eine Weiterbetreuung durch die Physiotherapeuten und Ärzte erfahren, die Sie in der Rehabilitation kennengelernt haben. Das Programm wird durch uns bereits während der Reha an den jeweiligen Patienten angepasst.
Generell sehe ich den Vorteil der DiGA darin, dem Patienten eine Hilfestellung für zuhause an die Hand zu geben, die so im medizinischen Alltag nicht geleistet werden kann. Den Nachteil sehe ich darin, dass es für ältere Menschen, die wenig Umgang mit digitalen Medien haben, eventuell kompliziert wird. Natürlich sollte eine DiGA ergänzend zum Arztbesuch, nicht anstatt verwendet werden.

Kam es schon mal vor, dass Patienten oder Patientinnen mit dem Wunsch nach einer DiGA auf Sie zugekommen sind?

Dr. Peil-Grun: Ja, seit wir damit begonnen haben schon, vorher nie.

Wie haben Ihre Patienten und Patientinnen bisher auf das Thema DiGA reagiert?

Dr. Peil-Grun: Wir haben gerade damit begonnen, Patienten in die digitale Nachsorge aufzunehmen und die Patienten haben bisher alle sehr positiv darauf reagiert.

Wie ist das Feedback der Patienten und Patientinnen, die eine DiGA durchlaufen haben? 

Dr. Peil-Grun: Unsere Physiotherapeuten haben regelmäßigen Kontakt zu den Patienten per Chat oder auch am Telefon und das Feedback ist bisher außerordentlich gut.

Wie einfach oder schwierig war der Prozess des Verschreibens? 

Dr. Peil-Grun: Wir haben den Prozess so gestaltet, dass es sehr einfach und schnell geht. Soweit ich weiß, sind auch die DiGA, die über die Krankenkasse verordnet werden, sehr einfach zu verschreiben.

Wie hoch war der Mehraufwand für die Verschreibung und die Zeit danach? 

Dr. Peil-Grun: Ich würde sagen maximal 15-20 Minuten insgesamt für uns Ärzte. Das liegt aber daran, dass bei einem Nachsorgeprogramm nach der Rehabilitation ein Abschlusstelefonat am Ende der Maßnahme vorgesehen ist. Die Physiotherapeuten, die das Programm begleiten, haben einen höheren Zeitaufwand.

Gibt es durch die DiGA eine Entlastung für Sie als Ärztin? 

Dr. Peil-Grun: Bei unseren Programmen nicht, aber wir sehen das Programm als sehr wichtiges Tool, um die Fortschritte, die in der Rehabilitation erreicht wurden, zu halten. Im niedergelassenen Bereich, beispielsweise als Allgemeinmediziner, denke ich, können die DiGA auch eine gute zeitliche Entlastung bringen.

Wo sehen Sie Ergänzungen durch DiGA zu Ihrer eigenen Arbeit? 

Dr. Peil-Grun: Ich denke, Sie können die Dinge, die mit dem Patienten erarbeitet wurden, festigen, den Patienten motivieren, bestimmte Verhaltensmaßnahmen beizubehalten und langfristig den Therapieerfolg verbessern.

Wenn Sie sich eine DiGA wünschen könnten, – welche wäre das? Wo sehen Sie noch Bedarf?

Dr. Peil-Grun: Da fällt mir einiges ein. Da ich aus der Onkologie komme: bei der Begleitung eines Patienten hinsichtlich der Nebenwirkungen der onkologischen Therapie, zur Erhöhung der Sicherheit oder bei chronischen Erkrankungen wie Herzinsuffizienz oder COPD, um Krankenhausaufenthalte zu vermeiden.

Frau Dr. Peil-Grun, wir bedanken uns für das Gespräch!

Sie möchten uns auch von Ihren Erfahrungen mit DiGA berichten? Schreiben Sie uns gerne eine E-Mail an fachpublikum@hellobetter.de.
Für mehr Informationen zu DiGA, einen persönlichen Beratungstermin oder einen kostenlosen Testzugang schauen Sie gerne auf unserer Internetseite vorbei.

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