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FOMO (Fear Of Missing Out) – die Angst, dass du dein Leben verpasst

Nichtsahnend und gelangweilt scrollen wir beiläufig durch die sozialen Medien – auf einmal ist es da, dieses ungute und diffuse Gefühl in der Magengegend. Bei dem virtuellen Spaziergang durch das Leben der anderen haben wir etwas entdeckt: Unsere digitalen Freunde rekeln sich am Strand in Südostasien, sind auf der heißesten Party des Jahres oder speisen gerade beim hippsten Italiener Berlins. Fühlt sich an wie ein Jucken, das man nicht kratzen kann: Das Gefühl, etwas zu verpassen oder auch FOMO – The Fear Of Missing Out. Was es damit wirklich auf sich hat und warum ein langweiliges Leben das Bessere ist, das erfährst du jetzt.

FOMO: steht als Abkürzung für „The Fear Of Missing Out“, also die Angst, etwas verpassen zu können.

Diagnose: Social Media führt zu FOMO

Dass soziale Medien eine der gefährlichsten Erfindungen der Neuzeit sind, ist uns allen längst bewusst. Dass dadurch echte Symptome entstehen können, haben wir wohl geahnt, wollten wir aber lieber nicht wahrhaben.

Neben zähen Filterblasen, die unsere Gedanken verkleben und ungesunden Schönheitsidealen, sind es letztlich die hübsch-verzerrten Realitäten, die uns den Garaus machen. Oder wann hast du zuletzt deine Tütensuppe, das Katzenklo oder den einsamen Abend auf der Couch gepostet?

FOMO wird, zumindest im Internet, als die erste offizielle Social Media Krankheit betitelt. Bei all den unerträglichen Annehmlichkeiten des Insta-Lifestyles fragen wir uns irgendwann: Warum ist mein Leben eigentlich so unspektakulär? Dann schnappen wir uns schlecht gelaunt eine Tafel Schokolade und verziehen uns auf die Couch. Das müssen wir erst mal verarbeiten.

Das Problem? Durch Social Media entsteht bei uns der Eindruck einer schier unbegrenzten Auswahl an Möglichkeiten. Du kannst vermeintlich alles jederzeit und überall haben und sein – egal, was du willst. Doch dieser Trugschluss resultiert in innerer Unzufriedenheit, die uns dann im Alltag begleitet.

Fear of Missing out – Symptome erkennen

Die Angst, etwas zu verpassen, bezieht sich oft nicht nur auf einen Lebensbereich, sondern kann eine Vielzahl betreffen. Sogar wie wir Entscheidungen treffen wird maßgeblich beeinflusst. Denn wir fragen uns: Verpassen wir etwas, wenn wir uns für das Gegenteil entscheiden? Wenn wir uns an eine Partnerin oder einen Partner binden, geht uns etwas oder jemand vermeintlich Besseres durch die Lappen? Wenn ich mich auf diesen Beruf festlege, entgeht mir dann was? Die Anzahl an Möglichkeiten und die alltägliche Konfrontation über die sozialen Medien stellen unsere innere Ruhe auf die Probe.

Je unzufriedener wir mit unserer aktuellen Lebenssituation sind, desto stärker können wir von FOMO betroffen sein.

Doch wie äußert sich FOMO genau?

  • Du vergleichst dein Leben häufig mit dem deiner Freundinnen und Freunde und hast die Sorge, dabei in deinen Augen schlechter abzuschneiden?

  • Es ist ein unwohles Gefühl zu wissen, dass sich deine Freundinnen und Freunde treffen, ohne dass du dabei bist?

  • Ein Gefühl von innerer Unruhe tritt immer dann auf, wenn du unsicher bist, was deine Freundinnen und Freunde gerade so treiben?

  • Die sozialen Medien werden zum stetigen Begleiter – du checkst sie regelmäßig und automatisch, selbst wenn andere anwesend sind, beim Essen oder sogar beim Autofahren?

  • Manchmal ist deine Konzentrationsfähigkeit sogar eingeschränkt – die Gedanken wandern immer wieder zum Bedürfnis, das Handy zu checken?

  • Wenn du etwas Spannendes unternimmst, hast du den Drang, darüber in den sozialen Medien zu berichten?

  • Wenn du eine Entscheidung triffst, hast du oft die Sorge, etwas Wichtiges zu verpassen? 

Bei starker Ausprägung kann die Angst etwas zu verpassen, sogar zu Schlafproblemen und starkem Stress führen. Was aber können wir ganz aktiv dagegen tun?

4 Tipps die Angst, etwas zu verpassen, hinter dir zu lassen

FOMO kann zur nervigen Begleiterin unseres Alltags werden – wenn wir sie lassen. Wir haben vier wichtige Tipps, um ihr entgegenzuwirken: 

1Die zwei Seiten der Medaille

Versuche, die Dinge einmal nüchtern zu betrachten und zu relativieren. Du siehst schon wieder deine Freundin, die trotz der Pandemie nach Bali fliegt und dort jeden Tag fleißig Smoothie-Bowls postet? Mache dir bewusst, dass du andere innere Werte vertrittst. Dir ist es gerade vielleicht wichtiger, für deine Familie da zu sein und verantwortungsbewusst mit der aktuellen Situation umzugehen. Vielleicht bist du auch einfach ein anderer Typ Mensch und würdest deine Liebsten nach kurzer Zeit schon stark vermissen. Dasselbe gilt für Wochenenden nach der Pandemie: Während andere wild das Tanzbein schwingen, gefällt dir die Ruhe zu Hause eigentlich viel besser und den Tinnitus im Ohr vermisst du nun wirklich nicht.

2FOMO vs. JOMO – etwas verpassen kann schön sein

Keine Sorge – so schnelllebig wie die sozialen Medien, ist auch die Entstehung damit zusammen­hängender Phänomene. Es gibt schon eine Gegenbewegung am Horizont: JOMO, oder „The Joy Of Missing Out“. Dabei soll es darum gehen, die Freude etwas zu verpassen, wiederzufinden. Statt uns von der Angst etwas zu verpassen, beunruhigen zu lassen, ist das Ziel, wieder stärker zu sich selbst zu finden. Schließlich ist unsere Lebensfreude nicht von digitalen Trends abhängig und wir können erleichtert und glücklich sein, wenn wir eben nicht überall mitmachen müssen.

Versuche, mehr den Moment zu genießen und die analoge Welt wieder zu schätzen. Denn die analoge Welt hat viel mehr zu bieten.

3Dankbarkeit – #noFilter

Eigentlich ist alles gut. Du liegst mit deinem Hund auf der Couch und für den Moment ist alles okay. Lass das nicht ins Wanken geraten, nur durch ein paar Social Media Postings mit schlechtem Filter. Dein Leben ist gut, so wie es ist – doch das gilt es sich manchmal ganz aktiv ins Bewusstsein zu rufen, um gegen FOMO anzukommen. Ein Dankbarkeitstagebuch kann dafür eine große Unterstützung sein. Beginne dir jeden Abend 3 Dinge aufzuschreiben, für die du heute dankbar warst. Das können ganz kleine Sachen sein – die heißen Waffeln am Mittag, der feuchtfröhliche Knutscher von deinem Labrador oder das Telefonat mit Oma.

4Digital Detox – deine FOMO Entgiftungskur

Während auf Instagram die Detox-Saftkuren viral gehen, gönnst du dir einfach mal eine digitale Entgiftung. Auf Dauer kann die virtuelle Welt wirklich anstrengend werden und es ist empfehlenswert, die ein oder andere Pause davon einzulegen. Wage es und lösche einmal alle sozialen Medien von deinem Smartphone für eine Woche. Schaue einfach, wie es dir damit geht. Zunächst ist es sicher ungewohnt, aber nach einiger Zeit wird sich eine Entlastung einstellen.

Ein herrlich langweiliges Leben

Durch die weltweite Pandemie haben wir auch ein bisschen zu schätzen gelernt, was es heißt, nicht unter dem Druck zu stehen, jedes Abenteuer mitzunehmen. Plötzlich ist es mehr als legitim, die Abende gemütlich mit Film und Chips auf der Couch zu verbringen. Also leg die Füße hoch und gönn dir mal einen Abend mit alten Filmen und ganz ohne Stalking der Leben der anderen – die ohne Filter eigentlich genauso aussehen wie deins.

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