Die Reaktionen der Bevölkerung durch die ständige Medienpräsenz ist klar: Angst und Panik vor der Ansteckung mit einem unbekannten Erreger, von dem niemand weiß, wie gefährlich er wirklich ist.
Gerade Menschen, die von Autoimmunerkrankungen betroffen sind, oder andere medizinische Leiden aufweisen, zählen zu Risikogruppen, die bei einer Infektion besonders gefährdet sein könnten.
Was nun folgt, haben bereits viele persönlich erlebt: Lebensmittel wie Nudeln, Reis und Hygieneprodukte werden vorrätig leergekauft, Veranstaltung abgesagt, Menschen werden in Quarantäne festgehalten und soziale Kontakte fürs Erste unterbrochen. Schließlich möchte man die Ausbreitung des Erregers erschweren, das Risiko einer eigenen Ansteckung minimieren und im Notfall darauf vorbereitet sein, einige Zeit in seinem Zuhause, abgeschottet von der Welt und mit Blick auf den laufenden Newsticker, überleben zu können.
Folgende (psychologische) Faktoren spielen beim derzeitigen Verhalten eine Rolle:
- Menschen sind soziale Wesen
- Negativberichterstattung
- Negativity bias
- Angst vor dem Unbekannten
- Nachahmungseffekte
- Rolle der Medien
Menschen sind soziale Wesen
Menschen, als Säugetiere, sind Rudeltiere und soziale Wesen. Alleine können Menschen nicht überleben und sind somit in Gemeinschaften anzutreffen. In diesen Gemeinschaften achten Menschen darauf, dass es jedem Einzelnen gut geht, damit die Gemeinschaft als solche, gesund ist. Aus diesem Grund versuchen sich Gemeinschaften von anderen potenziellen Gefahren abzuschotten und das eigene Wohlergehen zu sichern. Übertragen auf die aktuelle Situation stellt ein neuer, unbekannter Krankheitserreger eine Gefahr für die menschliche Gemeinschaft dar oder ist Corona gemachte Panik? Vor dieser Gefahr gilt es sich nun zu schützen, damit jeder Einzelne eine höhere Chance hat zu überleben und unbeschadet aus der Situation zu kommen.
Negativberichterstattung
Selten werden in den Nachrichten positive Meldungen verbreitet. Stattdessen werden täglich negative Nachrichten über Anschläge, Krankheiten, Kriege, Unfälle, Rassismus, Klimakrisen und Umweltkatastrophen über alle Kanäle wie Fernsehen, Zeitung, Radio und Internet verbreitet. Dank des Internets und sozialen Medien geschieht dies, im Gegensatz zum analogen Zeitalter, in Echtzeit, was die Wirkungsintensität, Anzahl und Geschwindigkeit der Nachrichten, die wir täglich konsumieren, ins Unendliche erhöht.
Die Folge aus dieser dauerhaften Berichterstattung von negativen Inhalten:
- Wir bilden ein negatives Weltbild und fühlen uns dabei überfordert und hilflos. Schließlich können wir alleine, als Individuum, nur wenig gegen diese ganzen negativen Situationen ausrichten.
- Eine weitere psychische Reaktion auf diese dauerhaften Negativberichte breitet sich aus: Stress. Studien haben gezeigt, dass gestresste und demoralisierte, beziehungsweise hoffnungslose, Menschen, nicht handlungsfähig sind und irrationale Entscheidungen treffen.
Corona: Gemachte Panik und der Negativity Bias (Negativitätseffekt)
Der Negativity Bias, oder auch Negativitätseffekt, beschreibt ein sozialpsychologisches Phänomen, dass negative Gedanken, Gefühle und Erlebnisse als psychisch stärker wahrgenommen werden als positive oder neutrale, auch wenn diese in der gleichen Intensität auftreten. Das bedeutet, dass Menschen auf negative Nachrichten stärker reagieren als auf Positive. Gerade im Fall von Risikoüberlegungen und schnellen Entscheidungsfindungen spielt der Negativitätseffekt eine wichtige Rolle, da in solchen Situationen oftmals die Rationalität aussetzt und Entscheidungen auf emotionaler Basis getroffen werden.
Studien haben gezeigt, dass Boulevardmedien dieses Prinzip der dauerhaften Negativität in ihren Berichterstattungen verwenden, da die Prävalenz für negative Nachrichteninhalte steigt. Negative Schlagzeilen werden mehr gelesen als positive. Alltag und Normalität sind nicht medientauglich: „Bayern in Angst! Erster Coronavirus-Patient in München auf Isolierstation – so kam das Todesvirus zu uns“.
Zusätzlich kommt hinzu, dass Anbieter unter dem Zwang stehen, ständig neue Nachrichten zu veröffentlichen. Hier wird das Prinzip der „Verfügbarkeitskaskade“ angewendet. Negative Meldungen über Krankheiten, Gewaltdelikte oder Politikerskandale sind zum einen für Leser sehr attraktiv, zum anderen reagieren Experten und Interessengruppen auf die Neuigkeiten, die weitere Diskussionen und Debatten einleiten. Je nach Relevanz des Themas werden Politiker und Regierungen genötigt darauf zu reagieren, was den Eindruck einer großen Ereigniskette erweckt, die in Wirklichkeit nur selten existiert.
In der Bevölkerung, beziehungsweise den informierten Lesern, entsteht eine Empörungswelle, die mit dem Zeitverlauf wächst und irgendwann bricht. Das Interesse nimmt ab und durch die ständige Medienpräsenz setzt ein Überdruss ein. Je später neue Konsumenten in das Thema einsteigen, desto eher fehlen ihnen Hintergrundinformationen zum Ursprung und Auslöser. Stattdessen bleibt Misstrauen, Unsicherheit und ein negatives Gefühl, dass heute alles schlimmer ist als früher.
Corona: Gemachte Panik und die Angst vor dem Unbekannten
Menschen sind Routine- und Gewohnheitstiere. Veränderungen werden selten als positiv wahrgenommen und sorgen stattdessen für Verunsicherungen und Überforderungen. Die „Neophobie“ wird dabei als die Angst vor etwas Neuem, unbekannten Dingen, Situationen oder fremden Menschen bezeichnet. Die Angst vor dem Unbekannten ist für die Menschheit nichts Neues und ein wichtiger Mechanismus, der bereits den ein oder anderen Vorfahren vor dem sicheren Tod bewahrt hat. Evolutionsbiologisch macht es also Sinn, vor dem Unbekannten entsprechenden Respekt zu haben. Aber sich so zu fürchten, dass man seine Verhaltensweisen dementsprechend anpasst, wird in der Psychologie als Vermeidungsverhalten bezeichnet, was einen Hinweis auf eine klinische Phobie oder Angststörung darstellen kann.
Nachahmungseffekte
Ob der Werther-Effekt, der Enke-Effekt oder auch einfaches Mimikry. Menschen ahmen andere Menschen nach. Während sich die ersten zwei Effekte mit Suiziden beschäftigen, beschreibt Mimikry in der Psychologie das Phänomen, dass Menschen andere Menschen unbewusst nachahmen. Dabei gibt es verbales, emotionales und verhaltensbezogenes Mimikry. Sprüche, Gesten und Verhaltensweisen werden so von anderen Menschen übernommen. Wenn eine größere Anzahl an Menschen anfangen Desinfektionsmittel zu kaufen, machen andere ihnen das nach. Wenn überall „Corona“ geschrieben wird, nehmen Leser das Wort in ihren eigenen Sprachgebrauch auf. Eine Hypothese, die dieses Phänomen zu erklären versucht, ist, dass Menschen gerne zu Gruppen dazu gehören möchten und durch das Aufnehmen dieser Verhaltensweisen ein Gruppenzugehörigkeitsgefühl entsteht. In der Biologie wurden sogenannte „Spiegelneuronen“ im Gehirn von Primaten gefunden, die beim Betrachten einer Aktivität das gleiche Aktivitätsmuster aufzeigt, wie bei dessen eigener Ausführung. Diese Spiegelneuronen vereinfachen es, diese beobachteten Verhaltensweisen aufzunehmen und selbst umzusetzen.
Rolle der Medien
Eine wichtige Aufgabe der Medien ist es, Konsumenten zu informieren und über bestehende Tatsachen aufzuklären. Die Art und Weise, wie diese Aufgabe umgesetzt wird, kann in einer modernen, informationsgesteuerten, globalisierten Gesellschaft, in der jeder Einzelne die Möglichkeit besitzt, selbstständig Informationen zu veröffentlichen, nicht reguliert und reglementiert werden.
Die genannten Einflussfaktoren sind alle in Kombination zueinander zu sehen, die durch den eigens gesteuerten Konsum von Medien beeinflusst werden. Dieser Artikel hat nicht das Ziel, die Informationsflut oder Relevanz des Themas zu kritisieren. Stattdessen soll dieser Artikel einen Denkanstoß geben, das, was man alles an Informationen durch die Medien konsumiert, rational zu hinterfragen, für sich individuell zu bewerten und nicht panisch in emotionale Reaktionen zu verfallen.
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