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Wie gelingt emotionale Stabilität?

Wenn wir Kleinkinder beobachten, scheinen sie häufig einem Wechselbad der Gefühle zu unterliegen: Sie freuen sich des Lebens, doch plötzlich nimmt ihnen jemand ihr Spielzeug weg, sie werden ärgerlich, traurig und schließlich strahlen sie wieder, wenn sie auf den Arm genommen werden. Auch uns Erwachsenen ergeht es so, dass unsere Gefühle häufig wechseln und trotzdem ist es möglich, dass wir eine Art „innere Basis” spüren – emotionale Stabilität. Doch was ist emotionale Stabilität genau und wie können wir emotional stabiler werden?

Was ist emotionale Stabilität?

Jeder Mensch erlebt im Laufe seines Lebens alle möglichen Gefühle. Dazu gehören zunächst die sogenannten Grundgefühle oder Basisemotionen: Freude, Wut, Ekel, Angst, Traurigkeit und Überraschung, die Menschen jeder Kultur kennen. Darüber hinaus gibt es natürlich weitere Abstufungen und Nuancen verschiedener Gefühle, zum Beispiel Erleichterung, Unzufriedenheit, Genervtheit oder Zuneigung. 

Einige Emotionen erleben wir eher selten, andere täglich. Darüber hinaus gibt es Phasen im Leben, in denen wir besonders gefühlvoll sind – zu anderen Zeiten empfinden wir unsere Gefühle eher oberflächlich. All das ist normal und in Ordnung.

Emotionale Stabilität bedeutet nämlich nicht stabil eine Emotion, zum Beispiel Freude, oder insgesamt weniger Gefühle zu erleben, sondern, dass wir alle Gefühle annehmen und so mit ihnen umgehen können, ohne dass wir uns ihnen ausgeliefert fühlen.

Warum haben wir Gefühle?

Gefühle erfüllen wichtige Funktionen. Angst mahnt uns zum Beispiel, gut auf uns aufzupassen. Durch Wut stehen wir für uns ein und können uns besser abgrenzen. Ekel sorgt dagegen dafür, dass wir uns vor etwas zurückziehen, das uns schaden könnte. Es ist also wichtig, dass wir unsere Gefühle wahrnehmen und ihre Botschaft verstehen. 

Genau dadurch können wir emotional stabiler werden: Wenn wir auf unsere Gefühle achten, müssen diese gar nicht so stark werden und uns regelrecht mitreißen, um unsere Aufmerksamkeit zu bekommen.

Stell dir vor, jemand würde dir im ruhigen Ton etwas Wichtiges sagen. Wenn du zuhörst und darauf reagierst, demjenigen zumindest sagst: „Ich habe dich gehört”, gibt es wahrscheinlich keinen Grund, dass die Situation dramatisch wird. Wenn du der Person jedoch kein Gehör schenkst, wird sie dich vermutlich irgendwann anschreien, damit du ihre Botschaft ernst nimmst.

Achtsamkeit und emotionale Stabilität 

Im Buddhismus gibt es eine schöne Metapher zum Thema emotionale Stabilität: die Fahnenstange. 

Stell dir mal eine Fahne im Wind vor. Die Fahne selbst wird hin- und hergerissen, aber die Stange, an der sie befestigt ist, bleibt vollkommen ruhig. Dieses Bild verdeutlicht, wie emotionale Stabilität funktioniert: Es gibt die ständig wechselnden Gefühle (die unruhige Fahne) und es gibt etwas Gleichbleibendes, das mit ihnen verbunden ist. Die Fahnenstange ist in diesem Bild die Achtsamkeit.

Achtsamer Umgang mit Gefühlen

Achtsamkeit ist unsere bewusste Aufmerksamkeit, die wir auf alles Mögliche, zum Beispiel Körperempfindungen, Gedanken, Geräusche und eben auch Gefühle lenken können. Achtsamkeit ist ein neutraler Fokus und hat trotzdem etwas mit Wertschätzung zu tun, da wir uns und in dem Fall unseren Gefühlen Zeit und Aufmerksamkeit schenken. Man könnte es wieder mit Zuhören vergleichen: Zuhören bedeutet nicht, gute Ratschläge zu geben oder das Gesagte zu bewerten. Durch Zuhören drücken wir zunächst Interesse, Respekt und Wertschätzung aus. 

Wie gelingt also ein achtsamer Umgang mit unseren Gefühlen, aus dem emotionale Stabilität erwachsen kann? Die folgende Übung kann dich dabei unterstützen.

Übung

Die Gefühlsparty

Achtsamkeit ist keine komplizierte psychologische oder buddhistische Technik. Bei Achtsamkeit geht es vor allem darum, dir einfach Zeit zu schenken, um wahrzunehmen. Setze dich für die folgende Übung 10 Minuten lang (Handy-Wecker stellen) bequem hin, vielleicht an deinen Lieblingsort oder einen Platz, an dem du dich gerade wohlfühlst und sage dir innerlich: „Ich möchte für diese Zeit alle Gefühle spüren, die gerade da sind.” Du lädst also alle Gefühle ein aufzutauchen, sich dir zu zeigen, wie bei einer Party, bei der jeder Gast willkommen ist. 

Vielleicht tauchen dabei Gefühle auf, die dir Unbehagen bereiten. Erinnere dich daran, dass alle Gefühle dafür da sind, dir etwas mitzuteilen, mit anderen Worten: dir etwas Gutes wollen, auch wenn sich das nicht immer (sofort) gut anfühlt. 

Beobachte mal, woran du bestimmte Gefühle erkennst. Benennst du sie mit Worten? Spürst du sie auch im Körper? Verändern sie sich? Können sie verschwinden? Tauchen sie wieder auf? Du musst nichts tun, nicht auf sie reagieren, nimm sie einfach wahr und lasse sie da sein, ohne sie bewerten oder verändern zu wollen.

Wenn du dir täglich diese 10 Minuten schenkst, kannst du mit der Zeit emotional stabiler werden, mehr in deiner Mitte sein, mit kühlem Kopf reagieren und oftmals Ruhe bewahren. Und wenn du noch mehr Tipps erfahren möchtest, dann schaue gerne in unseren Artikel: Wie du Stimmungsschwankungen mit Achtsamkeit ausbalancieren kannst.

Übrigens ist Achtsamkeit auch ein wichtiges Werkzeug, um das psychische Leiden rund um chronische Schmerzen zu lindern. Mehr dazu kannst du in unserem Artikel Achtsamkeit bei Schmerzen nachlesen.

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