Was ist Selbstbewusstsein?
Sich seiner selbst bewusst sein – was nützt einem das? Kommt dabei das raus, was wir als Selbstbewusstsein bezeichnen würden? Die Antwort lautet: leider nein.
Das Bewusstsein darüber, wer ich bin, kann im Gegenteil auch nach hinten losgehen. Halte ich mich nämlich für unfähig und unbeliebt, werde ich mich nicht selbstbewusst, sondern zurückhaltend und unsicher verhalten. Die Vorteile des Selbstbewusstseins werden sich damit nicht einstellen. Selbstbewusstsein ist hingehen ein Bewusstsein darüber, dass du selbst ein fähiger, liebenswerter Mensch bist. Mit anderen Worten:
Selbstbewusstsein setzt einen hohen Selbstwert voraus.
Selbstbewusstsein stärken durch Selbstwerttraining
Selbstbewusstsein stärken, das bedeutet nicht zu schauspielern. Selbstbewusste Worte, eine selbstbewusste Körpersprache, all das ergibt sich von ganz alleine, wenn du einen hohen Selbstwert hast. Die Psychotherapeutin Friederike Potreck-Rose beschreibt vier Säulen des Selbstwerts:
- Selbstakzeptanz
- Selbstvertrauen
- Soziale Kompetenz
- Soziales Netz
Die vier Säulen des Selbstwerts
Selbstakzeptanz bedeutet, dass du eine positive Einstellung zu dir als Person hast. Du fühlst dich in dir selbst zu Hause und sehnst dich nicht danach, jemand anderes zu sein. Selbstvertrauen meint, von deinen eigenen Fähigkeiten überzeugt zu sein. Du weißt, du kannst Ziele erreichen und auch schwierige Situationen meistern. Soziale Kompetenz bezieht sich auf deinen Umgang mit anderen. Hältst du dich für sozial kompetent, spürst du, dass du mit Menschen umgehen und flexibel auf sie eingehen kannst. Dein soziales Netz ist ein Geflecht aus positiven Beziehungen. Du hast also Menschen um dich herum, die du gern in deinem Leben hast und die dich ebenso schätzen.
Sich selbstbewusst verhalten
Die gute Nachricht ist: Selbstbewusstsein ist nichts, das du hast oder nicht hast. Selbstbewusstsein ist keine Eigenschaft, sondern es äußert sich in deinem Auftreten. Es ist der Ausdruck eines hohen Selbstwerts. Wenn du dir also wünschst, dein Selbstbewusstsein zu stärken, bedeutet das lediglich, dich öfter selbstbewusst zu verhalten. Das schaffst du, indem du deinen Selbstwert erhöhst, ihn sozusagen für andere „beobachtbar“ machst.
Wie kann ich meinen Selbstwert stärken?
Bist du mit deinen inneren Stimmen vertraut? Meistens bemerken wir es gar nicht, aber wir führen den ganzen Tag lang ein Selbstgespräch. An der Qualität dieses Selbstgesprächs macht sich fest, wie es um unseren Selbstwert steht.
Handelt es sich um eine positive Qualität, musst du dir um alle vier Säulen deines Selbstwerts keine Sorgen machen. Versuche daher einmal, zwischen zwei inneren Stimmen zu unterscheiden: einer wohlwollenden Stimme und einer kritisierenden Stimme.
Die gute Freundin und der gnadenlose Kritiker: ein Beispiel
Stelle dir vor, du sitzt in einem Vortrag und möchtest eine Frage stellen. Das ist ganz schön selbstbewusstes Verhalten! Die wohlwollende Stimme in deinem Kopf könnte dazu sagen: „Klasse, du hörst dem Vortrag aufmerksam zu und hast sogar eine spannende Frage zu stellen!“ Die kritische Stimme könnte entgegnen: „Was du fragst, interessiert doch eh keinen, besser du meldest dich gar nicht zu Wort.“
Deinen Selbstwert zu stärken und dir damit ein selbstbewusstes Auftreten zu ermöglichen, bedeutet: deine wohlwollende Stimme in diesen Situationen zu stärken und den inneren Kritiker in seine Schranken zu weisen.
Übung
Der Umgang mit dem inneren Kritiker
Wenn du darüber nachdenkst, kennst du deinen inneren Kritiker wahrscheinlich ziemlich gut. Er ist derjenige, der dir häufig zuraunt: „Das schaffst du nicht” oder „Lass es lieber bleiben”. Vielleicht kennst du sogar Sätze wie: „Keiner liebt dich“ oder „Du bist zu nichts zu gebrauchen”. Wie schaffst du es, dein selbstbewusstes Auftreten nicht von diesen Entmutigungen trüben zu lassen?
Schritt 1: Den inneren Kritiker erkennen
Du kannst mehr Einfluss auf etwas nehmen, wenn du weißt, mit wem oder was du es zu tun hast. Höre daher bewusst die Sätze deines inneren Kritikers und entlarve ihn. Dazu kannst du dir zum Beispiel sagen: „Ah, da ist gerade der innere Kritiker am Werk.”
Schritt 2: Dem inneren Kritiker etwas entgegensetzen
Hier ist es wichtig, dass du keine innere Diskussion startest. Es ist gar nicht notwendig, handfeste Gegenargumente zu finden. Wenn dein innerer Kritiker sagt: „Deine Bewerbung wird sich eh niemand durchlesen.“ Kannst du entgegnen: „Das weißt du gar nicht, ich versuche es einfach mal und wir gucken, was passiert.“
Schritt 3: Dich bedanken
Dein innerer Kritiker ist kein Bösewicht, der dir etwas Schlechtes will. Im Gegenteil: Er will dich vor Verletzungen schützen. Du brauchst ihn daher nicht zu ignorieren oder harsch abzubügeln. Sage ihm stattdessen: „Danke für deine Warnung. Ich möchte es trotzdem tun.“
Ob du dich nach Schritt 1 für Schritt 2 oder 3 entscheidest, bleibt dir überlassen. Du kannst deinem inneren Kritiker je nach Situation und Stimmung anders begegnen.
Wichtig ist: Lasse dir nicht von ihm dein Verhalten ungeprüft vorgeben!
Wer bin ich und wenn ja, wie viele?
Es kann am Anfang etwas ungewohnt sein, zwischen verschiedenen Stimmen in deinem Kopf zu unterscheiden. Wahrscheinlich kennst du es, dass man im Alltag vom „Engelchen“ und „Teufelchen“ spricht, die einem sprichwörtlich auf der Schulter sitzen.
Natürlich handelt es sich dabei ganz einfach um unterschiedliche Überlegungen. Es kann jedoch hilfreich sein, sie als kritische und wohlwollende Stimmen zu benennen, um dich bewusst in die Richtung deiner wohlwollenden Stimme zu lenken. Wenn du das tust, kann ein selbstbewusstes Verhalten für dich mit der Zeit zur Gewohnheit werden.
Beginne jetzt, dein Selbstbewusstsein zu stärken!
Was sagt dein innerer Kritiker gerade? Nachdem du diesen Artikel gelesen hast, könnte er murmeln: „Das funktioniert doch eh nicht, wie soll mir das denn helfen mein Selbstbewusstsein zu stärken?” Vielleicht magst du ihm gleich antworten: „Stimmt, diese Tipps müssen sich erst noch bewähren. Aber in der nächsten Situation, in der ich mich selbstbewusst verhalten möchte, will ich es probieren.” Wir wünschen dir viel Erfolg dabei!
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