Was normalerweise bei Stress im Gehirn passiert
Eine sehr wichtige Hirnregion für unser Stresserleben ist die Amygdala, das Angstzentrum unseres Gehirns. Sie spielt eine große Rolle bei der Verarbeitung von Emotionen. Hier ist vor allem die Entstehung von Wut und Angstgefühlen verankert. Die Amygdala wird aktiv, sobald unser Gehirn eine Situation als neu oder potenziell gefährlich interpretiert. Als Folge wird das Stresshormon Cortisol freigesetzt. Unser Körper wird in Alarmbereitschaft versetzt. Der Blutdruck steigt, die Atmung wird schneller und die Muskeln spannen sich an. Unser Körper ist bereit zu handeln. So können wir schneller auf potenzielle Gefahren reagieren. Wir sind aufmerksamer und leistungsfähiger. Sobald die Situation vorbei ist, entspannt sich unser Körper wieder. Diese Erholungsphase ist wichtig, um gesund zu bleiben. Der Körper kann sich regenerieren und neue Kraft schöpfen.
Was bei zu viel Stress im Gehirn passiert
Wenn diese Erholungsphasen ausbleiben und Stress über eine lange Zeit bestehen bleibt, hat dies Auswirkungen auf unser körperliches und psychisches Wohlbefinden. Langfristig kann chronische Belastung sogar zu Veränderungen des Gehirns führen.
1. Stress macht uns ängstlich
Anhaltender Stress führt dazu, dass sich bestimmte Zellen in der Amygdala stärker vermehren und die neuronalen Verbindungen zu anderen Hirnregionen gestärkt werden. Die Amygdala wird dann schneller überstimuliert. Wir fühlen uns überfordert und hilflos, werden nervös und reizbar. Immer mehr Erinnerungen werden so mit Angst und Gefahr verbunden. Dadurch bleibt der Cortisolspiegel konstant hoch. Wenn der Körper dauerhaft auf Gefahr eingestellt ist, hemmt das Gehirn Funktionen, die bei akuter Gefahr nicht notwendig sind. Die Folgen können Herz-Kreislauf-Probleme, Schlafstörungen, Appetitverlust, Verdauungsprobleme und eine nachlassende Libido sein.
2. Stress macht uns vergesslich
Wenn die Amygdala durch dauerhaften Stress überstimuliert wird, beeinträchtigt das auch die Funktion anderer Bereiche im Gehirn. Im Hippocampus, der unter anderem für Lernen und Erinnern zuständig ist, werden dadurch weniger Gehirnzellen produziert. Das wirkt sich negativ auf unser Gedächtnis aus. Das Resultat: wir werden vergesslich und haben Schwierigkeiten neue Dinge zu lernen.
3. Stress beeinflusst unser Verhalten
Die Amygdala ist auch mit dem präfrontalen Cortex eng verbunden. Er ist wichtig für die Kontrolle von Emotionen und beeinflusst unser Verhalten. Dauerstress führt dazu, dass hier Nervenverbindungen verloren gehen. Unser Urteilsvermögen ist beeinträchtigt und durch die Überaktivierung der Amygdala werden Situationen emotionaler bewertet als üblich. Wenn der präfrontale Kortex schrumpft, tun wir uns schwer in Stresssituationen angemessene Entscheidungen zu treffen.
Was bedeutet Stress nun für uns?
Langanhaltender Stress bringt unser neuronales Netzwerk aus dem Gleichgewicht und kann zu dauerhaften Veränderungen in unserer Hirnstruktur führen. Die Amygdala wird größer, der Hippocampus und der präfrontale Kortex schrumpfen. Das ebnet den Weg für eine Reihe an körperlichen und psychischen Beschwerden. Wir fühlen uns erschöpft, gereizt und überfordert. Wir schlafen schlecht und werden vergesslich. Manchmal kann chronischer Stress sogar zur Entstehung oder Verschlimmerung von Depressionen und Angsterkrankungen beitragen.
Was kann ich jetzt gegen Stress tun?
Die gute Nachricht ist: die schädlichen Wirkungen von Stress auf unseren Körper und Geist scheinen weitgehend umkehrbar zu sein. Körperliche Aktivität, ausreichend Schlaf, eine ausgewogene Lebensweise und gezielte Entspannung durch Progressive Muskelentspannung oder Autogenes Training bringen deinen Hippocampus wieder in Schwung. Dabei unterstützen kann dich unser HelloBetter Stressbewältigungskurs. Hier lernst du verschiedene Strategien kennen, wie du im Alltag besser mit Stress und seinen Folgen umgehen kannst. Mach mit – deine Amygdala wird es dir danken.
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