Was verbirgt sich hinter der Akzeptanz- und Commitment-Therapie?
Die Akzeptanz- und Commitment-Therapie hat, wie der Name schon vermuten lässt, vor allem zwei Ziele: Akzeptanz und Commitment (dt.: Bekenntnis oder Festlegung). Kurz gesagt geht es darum, belastende Gedanken und Gefühle, die nicht (so einfach) verändert werden können, zu akzeptieren, statt sie verändern zu wollen. Vielleicht kennst du dieses Gefühl, wenn dich etwas sehr beschäftigt, dass deine Gedanken um dieses eine belastende Thema kreisen. Das kann ganz schön bedrückend sein und auf eine psychische Erkrankung wie zum Beispiel eine Depression hinweisen.
Im Gegensatz zu anderen Therapieansätzen geht es bei der Akzeptanz- und Commitment-Therapie nicht in erster Linie darum, Gedanken verändern zu wollen. Stattdessen ist das Ziel, grundsätzlich einen anderen Umgang damit zu finden und mehr Abstand zu deinen Gedanken zu gewinnen. So kannst du dich wieder auf das konzentrieren, was dir wirklich wichtig ist.
Vielleicht spürst du beim Lesen erstmal einen Widerstand in dir. Das ist ganz normal und geht vielen Menschen so, die zum ersten Mal mit dieser Therapieform in Berührung kommen. Gedanken und Gefühle zu akzeptieren kann sich für viele wie ein Aufgeben anfühlen – so als ob man seine Situation einfach hinnehmen muss. Beim Akzeptieren geht es aber nicht darum, dass wir die Situation akzeptieren, die die Gefühle ausgelöst hat. Sondern darum, zu akzeptieren, wie wir auf diese Situation emotional reagiert haben. Denn wenn wir es schaffen, Gefühle und Gedanken zu akzeptieren, erlangen wir dadurch oft erst die nötige Ruhe, um uns dann nach und nach einer Veränderung der Situation zuzuwenden.
Wie funktioniert die Akzeptanz- und Commitment-Therapie?
Auch wenn der Name Akzeptanz- und Commitment-Therapie vermuten lässt, dass mit Akzeptanz und Commitment bereits alle Methoden dieses Therapieansatzes ausgeschöpft sind, ist das nicht der Fall.
Denn Patientinnen und Patienten lernen im Rahmen einer ACT viele verschiedene Strategien, um mit belastenden Gedanken und Gefühlen umzugehen. Das Ziel dieser verschiedenen Strategien ist dabei immer, flexibler mit psychischen Belastungen umgehen zu können.
Wir haben uns die Strategien für dich einmal genauer angeschaut:
Akzeptieren, was nicht verändert werden kann:
Als Menschen können wir viele verschiedene Gefühle empfinden – zum Beispiel Freude, aber eben auch Traurigkeit, Angst und Wut. Einige dieser Gefühle und dazugehörigen Gedanken können belastend oder unangenehm sein. Da wir sie nicht einfach verdrängen können, sollten wir laut ACT versuchen, sie zu akzeptieren. Wenn wir belastende Gedanken und Gefühle nicht akzeptieren, sind wir vielleicht so damit beschäftigt, sie verändern zu wollen, dass andere, positivere Aspekte unseres Lebens auf der Strecke bleiben.
Außerdem kann der Kampf gegen ein Gefühl das Gefühl sogar verstärken und uns viel Kraft kosten. Das kannst du dir wie einen Wasserball vorstellen, den du lange unter Wasser drückst. Das verbraucht viel Kraft und gelingt meist nur für eine begrenzte Zeit. So ist es auch mit unseren Gefühlen, wenn wir versuchen, sie zu bekämpfen.
Dein Leben nach den eigenen Werten und Zielen ausrichten:
Die Wertearbeit in der Akzeptanz- und Commitment-Therapie hilft dir dabei, deine inneren Werte und Ziele im Leben zu erkennen. Denn nur, wenn du weißt, worauf du ganz persönlich Wert legst, kannst du dein Leben nach deinen Vorstellungen und Wünschen gestalten. Deine Werte und Ziele stellen das Gegengewicht zu belastenden Gedanken und Gefühlen dar. Sie helfen dir zu erkennen, wofür es sich lohnt, den schwierigen Prozess der Akzeptanz auf sich zu nehmen. Wie ein Leuchtturm weisen uns unsere Werte und Ziele auch in schwierigen Zeiten den Weg.
Distanz zu belastenden Gedanken und Gefühlen schaffen:
Es kann so schön sein, sich positiven Gedanken hinzugeben. Wer träumt zum Beispiel nicht gerne von der Erfüllung seiner Wünsche oder denkt an eine schöne vergangene Situation? Schwierig wird es, wenn die eigenen Gedanken negativ oder gar schädlich sind. Ein Beispiel dafür wäre jemand, der ohne Zweifel an den Gedanken „Ich bin wertlos” glaubt. Gerade bei solchen belastenden Gedanken ist es wichtig, dass wir die Möglichkeit haben, uns von ihnen zu distanzieren. In der Akzeptanz- und Commitment-Therapie wird diese Distanzierung „Defusion” genannt.
Du bist mehr als deine Gedanken und Gefühle:
Du kannst sie beobachten. Diese Erkenntnis kann Erleichterung schaffen, denn sie ermöglicht dir, dich von belastenden Gedanken und Gefühlen zu distanzieren. Vielleicht hilft das Bild eines Gefäßes: Wir sind das Gefäß, in dem unsere Gedanken und Gefühle entstehen und für eine gewisse Zeit existieren. Egal, welche Gedanken und Gefühle sich in diesem Gefäß befinden, das Gefäß bleibt unveränderlich. Dass du mehr bist als deine Gedanken und Gefühle, weil du sie beobachten kannst, kannst du dir bewusst machen, indem du vor jeden Gedanken den Satzanfang „Ich habe den Gedanken, dass…” setzt.
Gegenwärtigkeit:
Mit Gegenwärtigkeit ist in der ACT gemeint, sich auf das Wesentliche zu konzentrieren. Es geht darum, ganz im gegenwärtigen Moment zu sein. Das können wir nur, wenn wir unsere Aufmerksamkeit bewusst auf das Hier und Jetzt richten. Gelingt uns das, bleibt nur wenig Raum für belastende Gedanken und Gefühle.
Was unterscheidet die ACT von anderen Therapieansätzen?
Genau wie alle anderen Therapieansätze aus der kognitiven Verhaltenstherapie, basiert die Akzeptanz- und Commitment-Therapie auf der Annahme, dass wir Menschen lernen und uns weiterentwickeln können. Anders als viele andere Ansätze versucht die ACT jedoch nicht primär, das vorhandene Problem zu beseitigen – häufig ist das aber ein positiver Nebeneffekt der Akzeptanz- und Commitment-Therapie.
Es geht vielmehr um einen Perspektivwechsel, nämlich: Meine belastenden Gedanken und Gefühle können da sein und dennoch kann ich mein Leben nach meinen eigenen Wünschen und Vorstellungen gestalten.
Ich muss mich also nicht von meinen Gedanken und Gefühlen kontrollieren lassen.
Gut zu wissen
ACT im Vergleich zur kognitiven Verhaltenstherapie
Der Akzeptanz- und Commitment-Therapie gegenüber stehen andere wirksame Methoden wie die kognitive Umstrukturierung, deren Ziel es ist, belastende Gedanken zu verändern. Gemeinsam mit der Psychotherpeutin suchen Patienten und Patientinnen dabei nach logischen Fehlern in den belastenden Gedanken. Ein Beispiel dafür ist die Erkenntnis, dass der Gedanke „Ich mache immer alles falsch” nicht wahr sein kann, weil es mit Sicherheit Gegenbeweise gibt. Nämlich Situationen, in denen der Patient etwas richtig gemacht hat. Auch wenn die kognitive Umstrukturierung zu einer der erfolgreichsten Methoden in der Behandlung von unter anderem Depressionen zählt, lässt sich kritisieren, dass sie den Gedanken eine große Bedeutung zuschreibt und damit auch der Inhalt der Gedanken mehr Raum bekommt. Die ACT macht genau das Gegenteil: Sie strebt nicht nach Veränderung, sondern nach Akzeptanz und Ausrichtung auf andere, wichtigere Werte im Leben als die belastenden Gedanken und damit einhergehende Gefühle.
Trotz dieser akzeptierenden Haltung gegenüber den eigenen Gedanken und Gefühlen können sich diese im Laufe der Therapie verändern. Indem du ihnen nicht mehr so viel Macht über dein Leben gibst, kannst du erkennen, dass sie vielleicht nicht so wahr oder wichtig sind, wie du anfangs dachtest.
Für wen ist die Akzeptanz- und Commitment-Therapie geeignet?
Die Akzeptanz- und Commitment-Therapie ist ein allgemeiner Therapieansatz und eignet sich daher für die Behandlung vieler verschiedener psychischer Erkrankung. Sie hat sich unter anderem bei chronischen Schmerzen, Depressionen und Panikattacken bewährt. Wichtig ist vor allem, dass der Patient oder die Patientin einen Zugang zur besonderen Sichtweise der ACT findet. Dies muss nicht sofort geschehen. Die meisten Patientinnen und Patienten haben am Anfang, vor allem in der allerersten Therapie, das Bedürfnis, ihr Problem loszuwerden. Das ist völlig verständlich. Sich darauf einzulassen, dass Akzeptanz der richtige Weg sein könnte, um das eigene Leben wieder in eine glücklichere Richtung zu lenken, kann daher unter Umständen sehr schwierig sein. Aber wenn du bis hierhin gelesen hast, bedeutet das, dass du bereits eine interessierte Haltung gegenüber ACT eingenommen hast, und das ist bereits der erste Schritt!
Was sagen Studien zur Wirksamkeit?
Die Wirksamkeit der Akzeptanz- und Commitment-Therapie konnte in zahlreichen Studien belegt werden. Laut dieser Studien profitieren Patientinnen und Patienten mit den unterschiedlichsten Erkrankungen, wie chronischen Schmerzen, Zwangsstörungen, Depressionen, Angst und vielen weiteren von den Methoden der ACT. Einige Studien konnten sogar zeigen, dass die Akzeptanz- und Commitment-Therapie erfolgreicher in der Behandlung einiger Erkrankungen ist als klassische Therapieansätze. Dabei ist jedoch zu bedenken, dass es immer auch auf individuelle Passung zwischen Therapiemethode und Patient oder Patientin ankommt. Ob eine Therapie nach ACT für dich in Frage kommt, besprichst du am besten mit deiner Psychotherapeutin oder deinem Psychotherapeuten.
Wie finde ich eine psychotherapeutische Praxis, die Akzeptanz- und Commitment-Therapie anbietet?
Einen Therapieplatz zu finden, ist bekannterweise nicht immer einfach. Einen Psychotherapeuten oder eine Psychotherapeutin zu finden, die ein bestimmtes therapeutisches Verfahren wie die Akzeptanz- und Commitment-Therapie berücksichtigt, ist noch schwieriger. Und dennoch ist es einen Versuch wert. Schaue dafür auf den Websites in Frage kommender Praxen nach – in den meisten Fällen lassen sich hier bevorzugt eingesetzte Verfahren finden. Außerdem bietet die Deutschsprachige Gesellschaft für kontextuelle Verhaltensweisen eine Liste mit ACT Therapeuten.
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Quellennachweis
Wengenroth, M. (2012). Therapie-Tools Akzeptanz-und Commitmenttherapie: Mit Online-Materialien. Beltz.
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