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Wie finde ich einen Psychotherapieplatz?

Es ist nur menschlich, mit Krisen und Problemen im Leben umgehen zu müssen. Dabei können wir solche Phasen meistens selbst oder mithilfe der Familie oder Freunde bewältigen. Manchmal sind wir psychisch jedoch so belastet, dass wir das Gefühl haben, alleine nicht mehr aus dem Tief herauszukommen. Dann kann es äußerst hilfreich sein, sich professionelle Unterstützung zu holen und einen Psychotherapieplatz zu finden.

Viele Leute scheuen sich allerdings davor, die oftmals langwierige Suche nach einem Therapieplatz anzugehen. Häufig sind die Therapeuten schlecht zu erreichen, haben keine freien Therapieplätze oder lange Wartezeiten. Das kann zu Anfang ziemlich frustrierend sein. Wir klären dazu die wichtigsten Fragen und fassen für dich zusammen, wie du gezielter einen Psychotherapieplatz finden kannst.

1Wie bekomme ich einen ersten Termin?

Keine Überweisung notwendig

Um sich von einem psychologischen Psychotherapeuten beraten zu lassen, brauchst du keine Überweisung vom Hausarzt. Du kannst natürlich vorab deine Probleme mit deiner Ärztin besprechen und vielleicht kann sie dir direkt psychotherapeutische Kollegen empfehlen. Doch du kannst auch Psychotherapeuten persönlich kontaktieren und einen Termin zur sogenannten psychotherapeutischen Sprechstunde vereinbaren. 

Die psychotherapeutische Sprechstunde

In dieser Sprechstunde kannst du gemeinsam mit einem Psychotherapeuten herausfinden, ob du eine ambulante psychotherapeutische Behandlung beginnen solltest und welche geeigneten Behandlungsoptionen es gibt. Die bundesweite Terminservicestelle der Kassenärztlichen Vereinigung (unter der Telefonnummer 116 117) kann dir innerhalb von vier Wochen einen Termin bei einer Psychotherapeutin in deiner Nähe vermitteln.

Die Sprechstunden finden statt, bevor eine Psychotherapie beginnt. Dir stehen bis zu sechs Terminen à 25 Minuten zur Verfügung. Diese Termine kannst du auch zusammenlegen und so zum Beispiel bis zu drei 50-minütige Gespräche haben. 

In diesen Sprechstunden klärt die Psychotherapeutin mit dir deine psychischen Beschwerden ab. Du kannst über deine aktuelle Situation sprechen und schildern, was dich genau belastet und seit wann der Zustand schon andauert. Vielleicht hast du auch Fragen wie „Wie sind meine Symptome einzuordnen?” oder „Was kann ich selbst tun, damit es mir besser geht?”. Auch ob sich eine Gruppen- oder Einzeltherapie für dich eignet oder ob eine Medikation notwendig ist besprichst du mit der Therapeutin. Manchmal verwendet der Therapeut auch Fragebögen und andere psychologische Testverfahren, um deine Beschwerden einschätzen zu können. 

Von der Sprechstunde zum Psychotherapieplatz

Ob eine Psychotherapie oder eine weiterführende Vermittlung an beispielsweise psychosoziale Beratungsstellen oder Präventionskurse für dich sinnvoll ist, wird im Rahmen der Sprechstundengespräche entschieden. Wenn sich herausstellt, dass eine Psychotherapie ratsam wäre, könnt ihr besprechen, welches psychotherapeutische Verfahren für dich am passendsten ist. Falls du dir einen Überblick verschaffen willst, was dich in der Therapie erwartet, findest du in unserem Blogartikel Wie läuft eine Psychotherapie ab? mehr Infos dazu.

Nun kann es sein, dass der Psychotherapeut, bei dem du in der Sprechstunde warst, momentan keinen freien Platz hat oder du dir ein anderes psychotherapeutisches Verfahren wünscht. Wenn dem so ist, kann er dir vielleicht einen Kollegen empfehlen oder du kannst versuchen, nun auf eigene Faust einen Therapieplatz zu finden – mit den genauen Informationen geht das ziemlich gezielt.

Möchtest du kostenfreie psychologische Unterstützung? Wir schicken dir alle Infos, die du jetzt brauchst.

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In dringenden Fällen einen Psychotherapieplatz finden

Bei besonders dringenden Fällen hilft dir die bundesweite Terminservicestelle (Tel: 116 117), einen Psychotherapieplatz zu finden. Die Vermittlung erfolgt innerhalb von vier Wochen – die Dringlichkeit muss allerdings in der Sprechstunde von der Psychotherapeutin schriftlich bescheinigt werden. Frage deine Psychotherapeutin danach! 

Akutbehandlung

Wissenswertes

Für den Fall einer Krisensituation kann sich statt einer Lang- oder Kurzzeittherapie auch eine Akutbehandlung an die psychotherapeutische Sprechstunde anschließen. Hier die Fakten:

  • dient der unmittelbaren Stabilisierung und Entlastung der akuten Situation
  • 12 Sitzungen à 50 Minuten
  • Platzvergabe über Terminservicestellen innerhalb von 2 Wochen
  • benötigt die schriftliche Empfehlung des Psychotherapeuten der Sprechstunde
  • Besuch beim Facharzt oder Hausarzt vor Behandlung erforderlich, um körperliche Ursachen ausschließen zu können
  • muss nicht bei deiner Krankenkasse beantragt werden

2Wie finde ich zugelassene Psychotherapeuten?

Wo beginne ich die Suche?

Die Kontaktdaten von Psychotherapeuten findest du am besten über das Internet. Hier gibt es viele hilfreiche Websites: 

Auch Ambulanzen von Hochschulen, Kliniken oder psychotherapeutischen Instituten bieten psychotherapeutische Behandlung an. In psychosozialen Beratungsstellen findet man häufig schneller Hilfe als gedacht. Informiere dich am besten, welche Anlaufstellen in deiner Nähe liegen.

Die oben genannten Websites helfen dir dabei, einen Therapeuten zu finden. Mithilfe der Filter kannst du auch gut nach deinen Kriterien zu filtern. Vielleicht ist dir das Geschlecht des Therapeuten wichtig? Oder du hast dich schon für ein bestimmtes Verfahren entschieden? Vieles kann deine Suche hier bestimmen. 

Digitale Psychotherapie erweitert die Zugangsmöglichkeiten

Seit 2019 gibt es zudem die Möglichkeit der Digitalen Psychotherapie. Welche Therapeuten das anbieten, findest du ganz einfach auf therapie.de. Wähle im Suchportal im Bereich „Erweiterte Suche und Tipps” bei Methode der Therapie den Filter „Online-Beratung“. Das ist besonders hilfreich, falls du keine direkte psychotherapeutische Versorgung in unmittelbarer Nähe hast, durch eine OP oder Krankheit immobil bist oder aus anderen Gründen sonst keinen Zugang zur Therapie hättest.

Therapieplatz finden: Diese Liste hilft bei der Suche

Manchmal landest du einen Glückstreffer und kannst sehr schnell einen Psychotherapieplatz finden. Allerdings kann es durchaus passieren, dass du einige Nummern durchtelefonierst, bevor die Suche erfolgreich ist.

Damit du den Überblick nicht verlierst, empfehlen wir dir, dir eine kleine Liste zu erstellen, bevor du loslegst. Diese folgenden Informationen sind dabei meist sehr hilfreich:

  • Namen der Therapeutin oder des Therapeuten
  • Telefonnummer, Website und/oder E-Mail-Adresse
  • Therapieverfahren
  • Eindruck des ersten Gesprächs
  • ggf. vereinbarter Termin
  • (falls relevant: Länge der Wartezeit)
  • (wenn lokal: Entfernung vom Wohnort)
  • (falls relevant: Wird Digitale Psychotherapie angeboten?)
  • weitere Kommentare

Mit so einer Liste hast du alle Informationen gut auf einen Blick und kein Name oder Termin kann untergehen. Und schon kannst du loslegen und die Tabelle mit Inhalten füllen. 
Erwähne in deinem Telefonat, dass du bereits in einer Sprechstunde warst und eine Empfehlung zur Richtlinientherapie erhalten hast. Du kannst ruhig bei mehreren Psychotherapeutinnen anrufen und dich auf die Warteliste setzen lassen – desto schneller wird es auch klappen mit dem Therapieplatz!

3Therapeut gefunden – Probatorische Sitzungen und ambulante Psychotherapie

Nachdem du dich für eine ambulante Psychotherapie entschieden und Termine bei einem oder auch mehreren Psychotherapeuten vereinbart hast, finden Probesitzungen, die sogenannten probatorischen Sitzungen, statt.

Die probatorische Sitzung – die Chemie muss stimmen

Das sind mindestens zwei und höchstens vier (bei Kindern bis zu sechs) Sitzungen à 50 Minuten. Diese Sitzungen dienen vor allem dem gegenseitigen Kennenlernen und dazu, ein Vertrauensverhältnis zwischen dir und der Therapeutin aufzubauen. Außerdem werden gemeinsam Therapieziele festgelegt. Zudem kann der Therapeut mithilfe psychologischer Tests gegebenenfalls eine erste Diagnose stellen.

Zu Anfang ist es wahrscheinlich etwas ungewöhnlich und angespannt, sich einer fremden Person so stark zu öffnen. Trotzdem solltest du dich jetzt nach Möglichkeit fragen: Kann ich mir vorstellen, mit diesem Menschen grundsätzlich offen und ehrlich über meine Probleme zu sprechen? Fühle ich mich wohl und sehe das Vertrauensverhältnis als gute Basis für eine Zusammenarbeit?

Natürlich ist es auch möglich, mehrere probatorische Sitzungen bei unterschiedlichen Therapeutinnen und Therapeuten zu machen, sodass dir der Vergleich bei der Entscheidung hilft. Letztlich ist es eine Frage der Chemie zwischen dir und der Therapeutin und es gibt kein Richtig oder Falsch. Traue daher ruhig deinem Bauchgefühl, denn die Beziehung zwischen Klient und Therapeut hat einen maßgeblichen Einfluss auf den Erfolg der Psychotherapie!

Plane Zeit für deine Fragen ein

Du kannst und darfst die Stunden auch nutzen, um deine Fragen zu stellen, die dir vor der Behandlung auf dem Herzen liegen. Beispielsweise könnte die Frage lauten „Wie lange wird die Therapie voraussichtlich dauern?” oder „Wie läuft so eine Therapiesitzung ab?”. Auch Fragen wie „Wann werden die Sitzungen stattfinden?” und „Was mache ich, wenn ich einen Termin nicht wahrnehmen kann?” kannst du klären. Du kannst auch über deine Erwartungen an die Therapie sprechen, oder dich erkundigen, was ein realistisches Therapieziel sein kann. Frage ruhig auch, wie du selbst am besten zur Therapie beitragen kannst. 

Selbstverständlich kann es sein, dass dein Therapeut zu so einem frühen Zeitpunkt im Therapieverlauf nicht alle Antworten parat hat. Gleichzeitig wird es euch beiden helfen, wenn du sagst, was dir unklar ist, womit du dich unsicher fühlst und worüber du gerne noch mehr wissen möchtest.

4Organisatorische Fragen zum Psychotherapieplatz finden

Bestimmt tauchen immer wieder organisatorische Fragen auf, während du dabei bist, einen Psychotherapieplatz zu finden. Häufige Fragen sind: Was kommt finanziell auf mich zu? Wer beantragt eigentlich so eine Therapie und wer zahlt dafür? Übernimmt das jede Krankenkasse? Was ist von meiner Seite noch zu tun?

Zuallererst die gute Nachricht: Sofern du gesetzlich versichert bist, musst du nichts für eine Psychotherapie zahlen, da eine Richtlinienpsychotherapie grundsätzlich eine zuzahlungsfreie Leistung ist. Von gesetzlichen Krankenkassen werden Akutbehandlungen und wissenschaftlich anerkannte psychotherapeutische Verfahren übernommen. Solche Verfahren sind Verhaltenstherapie, Tiefenpsychotherapie, Psychoanalyse und seit 2019 auch die Systemische Therapie. 

Der Weg zur Erstattung durch die Krankenkasse

Zur Erstattung ist im Vorhinein ein sogenannter Konsiliarbericht vom Hausarzt erforderlich – das ist eine Bescheinigung, um organische Ursachen für die psychischen Belastungen ausschließen zu können. Diese wird dir vom Arzt nach einer kurzen Untersuchung gegeben. Dann kann deine Psychotherapeutin die Psychotherapie nach den Probesitzungen bei den Krankenkassen beantragen. 

Sobald dieser Antrag gestellt und von der Krankenkasse bewilligt ist, bekommst du ein Schreiben deiner Krankenkasse. Darin findest du die Anzahl der bewilligten Therapiestunden – jetzt kann die Therapie beginnen!

Auch bei privaten Krankenkassen sind Psychotherapien meist zuzahlungsfreie Leistungen. Es ist jedoch von Krankenkasse zu Krankenkasse unterschiedlich und vertraglich geregelt, welche Behandlung in welchem Kostenumfang übernommen wird. Frage also am besten einfach bei deiner Krankenkasse persönlich nach, wenn du privat versichert bist. 

Du willst einen Psychotherapieplatz finden? Dann weißt du nun, wie du dabei vorgehen kannst. Falls du Interesse hast, die Zeit bis zur Therapie zu überbrücken, können dich unsere HelloBetter Online-Therapiekurse unterstützen, aktiv etwas für deine psychische Gesundheit zu tun. Mithilfe von psychotherapeutischen Strategien lernst du darin, wie du verschiedene Symptome erkennen und selbstständig verbessern kannst. Einige unserer Online-Therapiekurse kannst du dir außerdem ganz einfach kostenfrei auf Rezept verschreiben lassen.

Mit HelloBetter bekommst du psychologische Unterstützung ohne Warteliste kostenfrei und begleitet von einer geschulten Psychologin.

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