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Wenn nichts mehr geht: Verzweiflung und psychische Krisen

Jeder Mensch kann sich im Laufe seines Lebens verzweifelt fühlen und in eine psychische Krise geraten. Sei es nach einem Unfall, einem Jobverlust oder infolge einer langen Kette von Belastungen. Dann kann das ganze Kartenhaus sprichwörtlich ins sich zusammenfallen und vieles von dem in Frage stellen, was bisher selbst­verständlich erschien. Eine psychische Krise kann uns also in einen absoluten Ausnahmezustand bringen. Was tun, wenn (scheinbar) nichts mehr geht? Wir zeigen dir, was hinter Verzweiflung steckt, woran du eine psychische Krise erkennst und was du als Erste Hilfe dagegen tun kannst.

Was ist eine psychische Krise? 

Wir Menschen können in eine psychische Krise geraten, wenn wir mit Situationen oder Lebens­umständen konfrontiert werden, die wir nicht (mehr) bewältigen können. Das kann dann der Fall sein, wenn unsere gewohnten Strategien nicht abrufbar oder „zusammengebrochen” sind, weil Ereignisse außergewöhnlich belastend sind oder „alles zusammenkommt”. Dabei ist eine psychische Krise immer ein zeitlich begrenzter Zustand, der – je nach Intensität und erreichter Hilfe – aber zwischen wenigen Tagen bis hin zu einigen Wochen dauern kann. 

Eine psychische Krise stellt keine eigene Diagnose dar, das heißt, es gibt keine allgemeingültigen Kriterien dafür, wodurch eine psychische Krise ausgelöst wird, wie sich diese anfühlt und wie lange sie im Endeffekt dauert.

Verzweiflung und psychische Krise

Im Kern psychischer Krisen steht meist das Erleben von Verzweiflung und damit verbundener Hoffnungslosigkeit. Wörtlich genommen zweifeln wir tatsächlich: am guten Ausgang einer Situation, an unseren eigenen Fähigkeiten zur Bewältigung, an der Veränderbarkeit unserer Lebens­umstände und unserer Gefühle. Wir befinden uns also in einer für uns aussichtslosen Situation. Hier können Gedanken von „Ich kann nicht mehr” ganz typisch sein. Manchmal schwingt bei Verzweiflung auch Wut oder Trauer darüber mit, dass wir unsere Hoffnung verloren haben und nicht mehr wissen, wie es weitergehen soll. 

Im Zustand der vordergründigen Verzweiflung, Hoffnungs- und Aussichtslosigkeit unterscheidet sich eine psychische Krise von einer bloßen Überlastung.

Weitere Anzeichen psychischer Krisen 

Neben der Verzweiflung kann sich eine psychische Krisen noch auf viele weitere Arten äußern. Ein und dieselbe Belastungssituation kann bei jedem von uns nämlich zu ganz unterschiedlichen Reaktionen führen. Diese reichen von erhöhter Anspannung und Überforderung bis hin zu Aggressivität oder Zuständen der Verwirrtheit. Bei manchen sind die eigenen Gefühle wenig spürbar, während andere hingegen so intensive Gefühle erleben, dass diese kaum kontrollierbar sind. Angst, Trauer oder Ärger können dann unüberwindbar erscheinen und uns regelrecht überfluten.

Die Stärke einer psychischen Krise hängt also nicht nur von der Ursache selbst ab. Entscheidend ist, wie wir den jeweiligen Auslöser und unsere Fähigkeiten zur Bewältigung dieses Auslösers bewerten. 

Dabei ist das Erleben von Verzweiflung und Überforderung umso größer, je bedrohlicher wir die Situation einschätzen und je weniger wir daran glauben, die Krise aus eigener Kraft überwinden zu können. 

Mögliche Ursachen

So unterschiedlich die Symptome psychischer Krisen, so verschieden können auch die Auslöser sein. Typischerweise handelt es sich aber um kritische Lebensereignisse, die ganz plötzlich eintreten. Das kann der Tod eines geliebten Menschen sein, ein Jobverlust, eine Trennung, ein Umzug oder auch ein Unfall. In anderen Fällen entsteht eine psychische Krise in Folge einer länger andauernden Kette von Belastung, die sich mit der Zeit aufstauen. Dazu gehört beispielsweise Stress am Arbeitsplatz oder auch chronische Schmerzen. Gemeinsam ist solchen Auslösern, dass sie für uns Einschnitte im Leben darstellen, die mit dem Verlust des inneres Gleichgewichts einhergehen. Sie erfordern enorme Kräfte, um bewältigt zu werden. 

Erste Hilfe bei Verzweiflung und psychischen Krisen 

Im Laufe des Lebens Verzweiflung zu spüren und in eine psychische Krise zu geraten, ist ganz normal und keine Krankheit. Manchmal werden wir eben mit Ereignissen konfrontiert, die wir als so außergewöhnlich bedrohlich und einschneidend erleben, dass wir mit unseren bisherigen Bewältigungs­­­fähigkeiten nicht mehr weiterkommen. Dann müssen wir enorme Anpassungs­leistungen aufbauen oder auch erst entwickeln. Wir zeigen dir, wann was zu tun ist. 

1Selbsthilfe bei psychischen Krisen

Nicht jede psychische Krise muss behandelt werden, sondern kann auch alleine oder mit Unterstützung vertrauter Personen bewältigt werden. Dabei ist es grundsätzlich hilfreich, einerseits Stress und Belastungen zu reduzieren und andererseits hilfreiche Ressourcen und die eigene Resilienz, also Wider­stands­kraft zu stärken. Das kann bedeuten, die psychische Krise erst einmal als Teil des Lebens zu sehen und anzunehmen. Darüber hinaus ist es wichtig, Routinen zu schaffen. Setze dir wieder kleine (Alltags-) Ziele und tue das, was dir guttut. Das kann ein Spaziergang sein, gutes Essen oder das Ausmisten der Wohnung.

Gezielte Entspannung und Meditation kann, muss aber nicht hilfreich sein. Vor allem in schweren psychischen Krisen kann die Anspannung zusätzlich verstärkt werden, wenn wir unsere Aufmerksamkeit bewusst nach innen richten. Finde deshalb raus, was dir ganz persönlich guttut.

2Behandlung und Krisenintervention

In manchen Fällen können psychische Krisen nicht aus eigener Kraft und in kurzer Zeit überwunden werden. Dann halten Verzweiflungsgefühle über Wochen und Monate an oder kommen immer wieder hoch. In solchen Fällen ist es sinnvoll, ärztlichen oder psycho­therapeut­ischen Rat einzuholen, um die Situation gemeinsam beurteilen und Klarheit schaffen zu können. So kann es in manchen psychischen Krisen hilfreich sein, mit einer gut ausgewählten Medikation zusätzlich Unterstützung zu geben. Diese schaffen zwar meist nur kurzfristig Entlastung, können die Situation aber erst mal „beruhigen”. Vor allem in einer Psychotherapie kann dann daran gearbeitet werden, die Bewertungen des Auslösers zu verändern, die eigenen Bewältigungsfähigkeiten zu verbessern und auch die tiefergehenden Ursachen zu bearbeiten.

Die psychotherapeutische Krisenintervention ist eine Sonderform der Psychotherapie für Menschen in psychischen Krisen. Ziel ist es, eine umgehende Entlastung zu erreichen, indem der Krise ihre Bedrohlichkeit genommen und die Symptome gemildert werden. Dafür sind im Schnitt zwischen 5-12 Behandlungsstunden angesetzt.

3Akute Hilfe bei schweren Krisen

Manchmal sind psychische Krisen so schwer, dass mit dem Zustand absoluter Verzweiflung auch suizidale Gedanken und Verhaltensweisen einhergehen. Das können Vorstellungen oder auch konkrete Vorbereitungen sein, sich das Leben nehmen zu wollen. In solchen Fällen sollte man nicht zögern und sofort Hilfe holen. Das kann bedeuten, dass du dich an einen vertrauten Menschen wendest oder dir professionelle Unterstützung holst, um für schnelle Entlastung und Klärung zu sorgen. Wir haben die wichtigsten Anlaufstellen für dich zusammengefasst. 

Hilfsangebote

Ein offenes Ohr – Telefonische und Online-Beratungen

Ein offenes Ohr in Lebenskrisen findest du bei telefonischen Beratungsangeboten oder anderen Online-Anlaufstellen. Dazu gehören beispielsweise die Telefonseelsorge oder auch krisenschat.de. Diese Angebote können kostenfrei, anonym und rund um die Uhr genutzt werden. Die jeweiligen Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen sind speziell dafür geschult, in psychischen Krisen Unterstützung zu leisten und dir – wenn notwendig – weitere Hilfsangebote zu empfehlen. 

Telefonseelsorge: 0800 111 0 111 oder 0800 111 0 222 

▷  Direkt zu Telefonseelsorge.de

Krisenchat

▷  Direkt zu krisenchat.de (Beratungen für alle unter 25)

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