Weg mit der Angst
Angst ist ein sehr starkes Gefühl, das uns eigentlich dazu bringen soll, uns zu schützen. Wenn Angst im Spiel ist, können wir daher häufig nicht mehr klar denken und versuchen bloß, dieses Gefühl loszuwerden und uns wieder sicher zu fühlen. Dabei wünschen wir uns nicht nur, dass die Angst vorübergeht, sondern hoffen insgeheim auch, sie würde nicht wiederkehren. Warum taucht sie trotzdem immer wieder auf?
Ängste sind hilfreich
Es ist wichtig zu wissen, dass Angst zu unseren Grundgefühlen gehört. Angst in bestimmten Situationen, auch die Angst vor dem Alleinsein, ist nicht nur normal, sondern notwendig und in uns Menschen angelegt. Es gibt jedoch unterschiedliche Ausprägungen der Angst vor dem Alleinsein. So zum Beispiel auch die übersteigerte Form, mit dem Fachbegriff Autophobie. Nicht alleine sein können, schränkt das Leben dabei extrem ein und das ist ein wichtiger Anhaltspunkt. Sobald du nämlich unter der Angst vor dem Alleinsein leidest, sie dich in deinem Alltag einschränkt oder deine Beziehungen beeinträchtigt, ist es vielleicht an der Zeit aktiv etwas zu verändern.
Die Angst vor dem Alleinsein als Sprungbrett
Wir können jedes Problem, das wir haben, als eine Art Motor für unsere persönliche Weiterentwicklung nutzen. Überlege dir dafür einmal, was sich verändern würde, wenn das Alleinsein dir keine Sorgen mehr bereiten würde: Du müsstest nicht mehr planen, wie du um das Alleinsein drumherum kommst, kannst deinem Partner oder Partnerin einen schönen Abend wünschen, wenn er oder sie noch spontan ausgeht, du könntest alleine in den Urlaub fahren usw. Mit anderen Worten: Du wärst unabhängiger, würdest dadurch vielleicht dein Selbstbewusstsein stärken und auch deine Beziehungsqualitäten könnten sich verbessern. Die folgenden 3 Tipps können dir dabei helfen, besser mit der Angst vor dem Alleinsein umzugehen:
1Innere Verbundenheit stärken
Wenn du Angst vor dem Alleinsein hast, spricht das dafür, dass du wahrscheinlich die meiste Zeit von Menschen umgeben bist. Menschen, die du kennst, die dich mögen oder sogar lieben. Vielleicht möchtest du diese Menschen am liebsten rund um die Uhr bei dir haben. Das ist jedoch weder möglich noch gut für Beziehungen. Doch wie gelingt eine gesunde Distanz?
Wir können es nur gut aushalten von anderen körperlich getrennt zu sein, wenn wir das Gefühl der Verbundenheit und Zugehörigkeit dadurch nicht verlieren.
Dafür braucht es wiederum Vertrauen. Ob du nun körperlich bei anderen Menschen bist oder sie weiter von dir entfernt sind, du kannst an ihrer Zuneigung nichts ändern und sie somit auch nicht verlieren. Vertrauen bedeutet daher auch, den eigenen Wunsch nach Kontrolle wahrzunehmen und immer wieder loszulassen. Es hat nichts mit ständiger Versicherung, Bestätigung oder Anwesenheit zu tun, ob du jemandem wichtig bist oder nicht – vertraue darauf.
Um dich an die Idee des Vertrauens zu erinnern – insbesondere in Situationen des Alleinseins – , kannst du ein einfaches Mantra mit dem Atem verbinden. Denke dir beim Einatmen das Wort „Vertrauen” und beim Ausatmen „Loslassen”.
2Dich mit der Angst vor dem Alleinsein anfreunden
Vielleicht hast du im Alltag schon die Erfahrung gemacht: Wenn du gegen etwas ankämpfst, wird es stärker. So auch, wenn du deine Angstgedanken loswerden willst: Je mehr du versuchst, deine Angst zu vermeiden, desto intensiver wirst du sie fühlen. Die Akzeptanz oder sogar das Willkommen heißen unangenehmer Gefühle kann schwerfallen. Denn wir fürchten, die Angst könnte uns überfluten, wenn wir sie zulassen. Doch das Gegenteil ist der Fall: Wenn du die Angst vor dem Alleinsein als Freund ansiehst, kann sie dir mit der Zeit immer weniger Probleme bereiten.
Am besten gelingt es, wenn du im Außen tatsächlich etwas symbolisch dafür tust, um die Angst „einzuladen”. Falls du zum Beispiel Angst hast, wenn du alleine abends im Bett liegst, kannst du die Angst gedanklich neben dich legen. Klappe dafür vielleicht die Bettdecke hoch und wieder runter. Stell dir vor, dein Freund die Angst, liegt nun neben dir und schwupps! bist du auch gar nicht mehr alleine. Du kannst der Angst auch ein Glas Wasser einschenken oder einen Tee kochen, deiner Fantasie sind keine Grenzen gesetzt.
Wenn du die Angst als Gast behandelst, wirst du dich viel wohler in ihrer Gegenwart fühlen und du hast das vermeintliche „Gift” in ein Heilmittel verwandelt. Probiere es aus!
3Alleine sein
Du hast richtig gelesen: Das Alleinsein hilft gegen die Angst vor dem Alleinsein. Das hat mehrere Gründe. Zum einen musst du ja die Angst spüren, um ihr nicht länger aus dem Weg zu gehen und so auch die oben genannten Tipps anwenden zu können. Zum anderen wirst du die Erfahrung machen, dass die Angst weniger wird, wenn du sie erlebst. Das mag erst mal ungewöhnlich klingen, aber es ist tatsächlich wahr: Jedes Mal, wenn du es schaffst, die Angst auszuhalten, wird sie beim nächsten Mal ein kleines bisschen weniger und irgendwann verschwindet sie ganz. Jedes Gefühl verändert sich, aber um das zu erleben, musst du dich in Situationen begeben, in denen du die entsprechenden Gefühle fühlst.
Die gute Nachricht: Alleine dieser Schritt der Überwindung bedeutet schon ein großes Stück mehr Selbstbestimmung. Du bist also bereits auf dem richtigen Weg, sobald du dich das nächste Mal ängstigst.
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