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Schlechtes Gefühl, guter Begleiter – wie wir unangenehme Gefühle für uns nutzen können

Wut, Trauer, Ekel, Angst, Enttäuschung, Eifersucht, Frustration – es gibt wohl niemanden, der diese Gefühle gerne mag. Im Gegenteil: Sie sind so unangenehm für uns, dass wir versuchen, sie zu vermeiden oder sie schnellstmöglich wieder loszuwerden.

Doch was macht Gefühle überhaupt unangenehm und wofür brauchen wir sie? Kann man negative Gefühle auch gezielt benutzen und einen Nutzen aus ihnen ziehen? Wir möchten dir 5 Schritte vorstellen, wie aus deinen unangenehmen Gefühlen gute Begleiter werden.

Wozu gibt es unangenehme Gefühle wie Angst und Co?

Für manche von uns sind unangenehme Gefühle wie Angst, Wut, Ekel, Eifersucht und so weiter zwar etwas lästig, aber nicht richtig schlimm. Wenn diese Gefühle jedoch häufig wiederkehren, sind sie eine tägliche Herausforderung, die uns richtiggehend quälen kann. 

Gefühle sind die inneren Signale unseres Körpers, die uns auf etwas hinweisen oder uns etwas mitteilen möchten. So erfüllen Gefühle wie Angst, Wut, Ekel oder auch Eifersucht konkrete Funktionen, auf die wir zu „hören” lernen können. 

Wenn wir körperliche Schmerzen haben, wissen wir, wie wir ihnen unsere Aufmerksamkeit schenken und etwas verändern können. Ist zum Beispiel unser Arm nachts eingeschlafen, bewegen wir ihn vorsichtig und legen uns anschließend anders hin. Bei anderen Beschwerden gehen wir früher oder später zum Arzt, wenn sie nicht nachlassen oder immer wieder kommen.

Die Schmerzen weisen uns also darauf hin, dass wir etwas beachten und womöglich verändern sollten. Eine ganz ähnliche Funktion haben unsere Gefühle: Sie sind Hinweise unserer Psyche und zeigen uns, ähnlich wie ein Navigationssystem, dass wir etwas verändern sollten. 

Manchmal fällt es uns jedoch schwer, die Funktion eines Gefühls ausfindig zu machen. Besonders, wenn die Gefühle immer wieder kommen und wir sie scheinbar kaum loswerden – wie bei dauerhaften Angstzuständen oder einer Depression

Doch wir können lernen, uns unsere unangenehmen Gefühle zunutze zu machen als Helfer und Informanten für Veränderungen in unserem Leben.

1Heiße deine Gefühle willkommen

Verinnerliche den Gedanken, dass deine unangenehmen Gefühle dir nicht schaden, sondern dich auf den richtigen Weg lotsen wollen. Vertraue ihnen als eine Art Bauchgefühl, denn dein Körper weiß in der Regel was dir guttut und was nicht. Deine Gefühle wollen dir nichts Schlimmes antun – sie weisen dich auf etwas hin und können positive Veränderungen anstoßen.

Erinnere dich einmal an drei Situationen, in denen du zunächst unangenehme Gefühle hattest, die im Endeffekt dann aber etwas Gutes bewirkt haben: 

  • Vielleicht warst du wütend genug, um eine schwierige Beziehung zu beenden und nun geht es dir besser. 
  • Oder du warst sehr traurig über einen Verlust und konntest ihn durch diese Trauer letztlich verarbeiten. 
  • Womöglich war hast du in deinem Job so viel Frustration empfunden, dass du dich letzten Endes auf die Suche nach einer besseren Alternative gemacht und sie bekommen hast. 

Entdecke also die positive Seite deiner unangenehmen Gefühle, sodass du sie leichter willkommen heißen kannst. Sie haben dir schon gute Dienste erwiesen. Wenn du dich allerdings aktiv gegen deine Gefühle wehrst, verausgabst du deine Energie, und verstärkst sogar die unangenehme Empfindung zu dem Gefühl.

2Was will das Gefühl dir sagen?

Kaum einer von uns empfindet gerne diese unangenehmen Gefühle. Also neigen wir dazu, sie möglichst lange zu ignorieren. Oft tun wir das in der Annahme, dass sie dann weggehen. Manchmal ist das sogar der Fall. Aber wenn das Gefühl eine wichtige „Botschaft“ für dich hat, wird es immer wiederkehren. 

Doch wie kannst du wissen, was deine Gefühle dir sagen wollen? Erinnere dich noch einmal daran, wie du bei körperlichen Schmerzen am besten vorgehst: Du schenkst deinem Körper, dem Schmerz und seiner möglichen Ursache deine volle Aufmerksamkeit. Versuche einmal, bei deinen Gefühlen genauso vorzugehen. 

Stelle dir hierfür folgende Fragen: 

  • Um welches Gefühl handelt es sich? 
  • Hat es etwas mit der Situation, in der ich mich befinde zu tun oder mit den Menschen, die um mich herum sind? 
  • Was könnte die Ursache sein und wie könnte ich sie beheben? 
  • Was brauche ich dafür?

3Vertraue auf deine Erfahrungen

Sobald du anfängst, deinen Gefühlen deine neugierig beobachtende Aufmerksamkeit zu schenken, werden sie dir ein guter Ratgeber werden und sich nach und nach wandeln und mildern. Du kannst durch sie herausfinden, was du verändern darfst, um die Ursache deines Schmerzes zu lindern.

Finde heraus, welche der möglichen Optionen sich gerade am besten für dich anfühlen. Wenn du traurig bist, könntest du einen lieben Menschen besuchen. Wenn du wütend bist, gehst du ins Fitnessstudio und regst dich durch Sport ab. Wenn du Angst hast, stellst du dich ihr, indem du kleine Schritte wagst. 

Lasse dich behutsam von deinen Gefühlen navigieren. Sei jedoch wachsam: Falls du zum Beispiel Angst hast oder sehr traurig bist, liegt der Impuls nahe, dass du dich zurückziehst und allein sein möchtest. Ruhe und Alleinsein können sehr heilsam und tatsächlich genau das sein, was dir momentan guttut. Merke dir jedoch: Wenn sich deine unangenehmen Gefühle dadurch eher verstärken, als dass sie nachlassen, dann steuere um und versuche es mit anderen Optionen. Tipps, wie du wieder mehr Kontakt zu anderen aufnehmen kannst, erhältst du in unserem Artikel zum sozialen Rückzug.

Solltest du tatsächlich dauerhaft in unangenehmen Gefühlen feststecken und keine der Optionen zur Veränderung der Empfindungen hilft, kann es sein, dass das Gefühl seine ursprüngliche Warn- bzw. Hinweisfunktion verloren hat. In diesem Fall ist es ratsam, wenn du dir von außen Unterstützung suchst und genau diesen Zustand beschreibst. Vertraue auch hier deinem Gefühl, mit wem du über was sprechen möchtest – das kann dein Partner, eine Freundin, Verwandte oder auch ein Psychotherapeut sein.

4Akzeptiere die Existenz unangenehmer Gefühle

Häufig reagieren Erwachsene auf traurige oder verzweifelte Kinder mit „Ist doch nicht so schlimm!” Oder „Das tut gar nicht so weh!” Wir hoffen, damit das Kind zu beruhigen und zu trösten. Wir als Erwachsene wissen – der Schreck oder Schmerz vom Sturz vergeht, die Trauer um das kaputte Spielzeug wird bald verflogen sein.

Gleichzeitig suggerieren wir damit aber dem Kind: „Das, was ich gerade fühle, scheint nicht richtig zu sein. Nicht zutreffend, oder auch nicht erwünscht. Ich soll mich jetzt nicht so fühlen, das ist nicht recht und darf nicht so sein.”

Und so haben wir es auch gelernt. Wir glauben, ein unangenehmes Gefühl soll nicht da sein. Somit kämpfen wir gegen unsere Gefühle. Und das ist ein großer Teil dessen, was sie so besonders unangenehm macht und hartnäckig immer wieder und intensiver zurückkommen lässt.

Wenn wir diesen Mechanismus durchschauen, kann es uns gelingen, nicht unnötig gegen unsere Gefühle anzukämpfen. Gefühle sind Richtungsweiser. So wie Freude dir signalisiert, dass dir der Moment gefällt, zeigt dir Trauer, dass dir etwas sehr nahe geht. Jedes Gefühl hat eine Daseinsberechtigung. Wir können also ein Stück weit akzeptieren, dass unangenehme Gefühle uns unser Leben lang begleiten werden. Das bedeutet, dass wir uns ihnen immer wieder zuwenden und sie da sein lassen können, solange sie eben da sind. Das entlastet uns von dem Gedanken, uns pausenlos gut oder anders fühlen zu müssen, als wir uns fühlen.

5Übe dich in Gleichmut

Unangenehme Gefühle gehören zu unserem Leben dazu. Sie kommen und gehen und erfüllen uns den Dienst als Signalgeber, wann immer wir in Situationen oder Lebensumstände kommen, in denen wir genau hinschauen dürfen, was uns guttut und was wir verändern dürfen. 

Die vier oben genannten Schritte dienen dir als Ratgeber, wie du damit umgehen kannst, wenn diese unangenehmen Gefühle kommen, und auch wenn sie überhand zu nehmen drohen. Doch ganz egal ob du kurzfristig wirksame Ablenkungsstrategien einsetzt oder langfristig an deinem Umgang mit unangenehmen Gefühlen etwas änderst – eines ist gewiss: Sie kommen immer wieder. Egal was du tust, wirst du sie nicht verhindern können. 

Daher übe dich in Gleichmut und entspanne dich mit dem Wissen, dass die Gefühle wie Trauer, Wut, Ekel, Neid, Angst zwar immer wieder kommen, aber eben auch immer wieder gehen. Und je gelassener du damit umzugehen vermagst, desto unspektakulärer wird ihr Gastspiel sein. 

Veränderung oder Akzeptanz?

Vielleicht hast du schon einmal folgenden Satz gehört:

„Ich wünsche mir die Gelassenheit, Dinge hinzunehmen, die ich nicht ändern kann, den Mut, Dinge zu ändern, die ich ändern kann und die Weisheit, das eine vom anderen zu unterscheiden.”

Im Umgang mit unangenehmen Gefühlen ist es sehr hilfreich, diese Gefühle ernst zu nehmen, auf sie zu achten und wo möglich unser Verhalten entsprechend zu ändern. Zum Teil sehen wir uns aber auch mit Problemen konfrontiert, für die wir im Moment keine Lösung haben, wie etwa den Verlust eines geliebten Menschen. In diesem Fall entlastet uns, wenn wir die damit einhergehenden schwierigen Gefühle zu akzeptieren lernen, statt permanent gegen sie anzukämpfen.

Die Unterscheidung zu treffen, wann du in Aktion trittst und wann du das Gefühl akzeptierst, ist eine lebenslange Aufgabe. Wichtig ist vor allem der Mut etwas auszuprobieren und deiner eigenen Einschätzung zu vertrauen.

Psychologische Unterstützung

Wenn du dich weiter über dieses Thema, aber auch über andere Fragen zur psychischen Gesundheit informieren und austauschen willst, schau gerne auf unserem HelloBetter Blog vorbei. Dort findest du viele Anregungen und Tipps verfasst von unserem psychologischen Team. Wirksame Unterstützung bieten dir auch unsere psychologischen Online-Therapiekurse. Zum Beispiel lernst in unserem kostenfreien Therapiekurs HelloBetter Stress und Burnout mehr zum Umgang mit unangenehmen Gefühlen, während du dich mit HelloBetter Panik Schritt für Schritt deinen Angstmachern stellst. Dabei wirst du von einer persönlichen Psychologin aus dem HelloBetter Team begleitet.

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