Definition: Was heißt Komorbidität?
Der Begriff „Komorbidität” bedeutet ganz einfach, dass bei einer Person zwei oder mehr Erkrankungen gleichzeitig vorliegen. Leidet eine Person unter sehr vielen verschiedenen Erkrankungen, wird das manchmal auch als „Multimorbidität” bezeichnet. Dabei ist wichtig zu wissen, dass „Komorbidität” keine Diagnose ist, sondern einfach nur eine Bezeichnung, um zu verdeutlichen, dass neben der Haupterkrankung auch noch weitere Erkrankungen vorhanden sind.
Ein Beispiel für Komorbidität: Wird eine Person gerade wegen eines Diabetes mellitus in einer internistischen Klinik behandelt, dann ist der Diabetes die Haupterkrankung. Wenn die Person zusätzlich an einer Depression leidet, dann wird diese Nebenerkrankung als „komorbide Depression” bezeichnet.
Welche Erkrankung die Hauptdiagnose und welche die Nebendiagnose ist, hängt oft davon ab, welche Erkrankung gerade hauptsächlich behandlungsbedürftig ist und wo die Behandlung stattfindet.
Ist die betroffene Person wegen einer akuten Depression gerade in der Psychiatrie in Behandlung, dann ist in diesem Fall der komorbide Diabetes die Nebenerkrankung. In manchen Fällen können auch mehrere Haupterkrankungen vorliegen.
Wie häufig sind Komorbiditäten?
Dass Menschen unter komorbiden Erkrankungen leiden, kommt häufig vor und stellt eher die Regel als die Ausnahme dar. Besonders im fortgeschrittenen Alter gibt es kaum eine Person, die „nur” unter einer Erkrankung leidet. Gerade bei älteren Menschen liegt häufig eine Multimorbidität vor. So treten zum Beispiel Diabetes mellitus, Bluthochdruck und die koronare Herzkrankheit häufig gemeinsam auf.
Der Begriff Komorbidität wird aber nicht nur für körperliche Erkrankungen wie Diabetes mellitus, chronische Schmerzen oder Bluthochdruck verwendet. Auch psychische Erkrankungen können häufig als Komorbidität einer körperlichen Krankheit auftreten. Man spricht dann von einer „psychischen Komorbidität”. Zudem können zwei psychische Erkrankungen ebenfalls komorbid zueinander vorhanden sein.
Wie entstehen Komorbiditäten?
Die Frage, ob zwei Erkrankungen sich beeinflussen und welche Erkrankung zuerst da war, ist häufig gar nicht so einfach zu beantworten. Es ist manchmal ein bisschen wie mit der „Henne und dem Ei”. Häufig überlappen sich die Entstehungsgeschichten und Erscheinungsformen der Erkrankungen oder beeinflussen sich gegenseitig. Drei mögliche Entstehungsprozesse von Komorbiditäten möchten wir dir hier zeigen:
1Komorbiditäten entstehen unabhängig voneinander
Natürlich gibt es auch den Fall, dass die gleichzeitig bestehenden Erkrankungen gar nicht miteinander zusammenhängen. Es kann sein, dass sie sich ganz unabhängig voneinander entwickelt haben und nun einfach gleichzeitig existieren.
2Eine Erkrankung begünstigt eine andere Erkrankung
Als Reaktion auf körperliche Veränderungen können manchmal neue Erkrankungen entstehen. Liegt beispielsweise eine Hormonstörung wie eine Schilddrüsenfunktionsstörung vor, so können diese hormonellen Veränderungen wiederum Einfluss auf andere Bereiche der Gesundheit haben. Es können sich etwa die Veränderungen der Hormone auf die Psyche auswirken. Auch andersherum kann ein solcher Zusammenhang entstehen.
Übrigens: Die Wechseljahre sind zwar natürlich keine Erkrankung, aber auch diese gehen mit Hormonveränderungen einher, welche andere Erkrankungen begünstigen können. Zum Beispiel kann es in der Menopause zu Depressionen oder Schlafstörungen kommen.
3Arzneimittel können Komorbiditäten auslösen
Zuletzt kann auch die Behandlung einer Erkrankung zu einer Folgeerkrankung führen. Manche Medikamente haben beispielsweise Nebenwirkungen, die zur Förderung anderer Erkrankungen führen können. Es gibt beispielsweise manche Medikamente, die als Nebenwirkung die Entwicklung von depressiven Symptomen fördern können.
Depression als Komorbidität von chronischen Erkrankungen
Besonders eine Depression kann bei vielen Erkrankungen als psychische Komorbidität auftreten. Das liegt daran, dass einige chronische Erkrankungen mit einer großen Belastung für die Betroffenen einhergehen. Und mit dieser besonderen Belastung haben Betroffene bei chronischen Krankheiten über einen langen Zeitraum zu kämpfen – manchmal sogar lebenslang. Das kann auf Dauer dazu führen, dass die psychische Gesundheit sich verschlechtert und sich depressive Symptome wie etwa anhaltende Hoffnungslosigkeit, Niedergeschlagenheit oder Antriebslosigkeit entwickeln.
Beispiele für psychische Komorbiditäten mit Depression sind:
- Panikattacken und Depression
- Schlafstörungen und Depression
- Diabetes und Depression
- (Chronische) Schmerzen und Depression
- Fibromyalgie und Depression
Wo bekomme ich Hilfe?
Liegt nicht nur eine Erkrankung vor, sondern zwei oder mehrere Komorbiditäten, ist es wichtig, dass alle Erkrankungen gleichermaßen beobachtet und behandelt werden. Natürlich kann es manchmal notwendig sein, dass sich zunächst auf eine Erkrankung fokussiert wird, bevor die andere behandelt werden kann.
Hier ist es eine grundlegende Voraussetzung, dass die verschiedenen Behandelnden im Austausch miteinander stehen. Die Koordination verschiedener Behandlungen erfolgt in der Regel durch deinen Hausarzt oder deine Hausärztin. Diese:r bekommt alle Befunde von anderen Ärzt:innen, Psychotherapeut:innen, Physiotherapeut:innen oder anderen Behandelnden. Außerdem kann er oder sie dich für speziellere Behandlungen an passende Expert:innen vermitteln.
Deshalb ist es auch wichtig, dass du einen zentralen Hausarzt oder eine Hausärztin hast und nicht zwischen verschiedenen Praxen wechselst. Das stellt sicher, dass alle wichtigen Informationen deiner Krankengeschichte an einer zentralen Stelle gesammelt und koordiniert werden. Einige hilfreiche Tipps zum Thema Arztgespräche findest du übrigens auf unserem Blog.
Online-Therapiekurse bei komorbiden Erkrankungen
Auch sogenannte Online-Therapiekurse können in der Behandlung komorbider Erkrankungen sinnvoll sein. Manche Online-Therapiekurse sind nur für eine der Erkrankungen, andere dagegen sogar speziell für Komorbiditäten gedacht.
Aber auch Online-Therapiekurse, die nicht speziell für komorbid auftretende Erkrankungen gedacht sind, können im Behandlungsplan von Komorbiditäten zum Einsatz kommen. Hier kann es aber natürlich nötig sein, zur Behandlung der anderen Erkrankung noch weitere Behandlungsbausteine hinzuzunehmen. Liegen zum Beispiel eine Depression und eine Schlafstörung vor, so kann beispielsweise die Behandlung der Depression in einer ambulanten Psychotherapie erfolgen, während die Schlafstörungen mit HelloBetter Schlafen wirksam reduziert werden können. Online-Therapiekurse können also Behandlungsbausteine wie eine Psychotherapie auch ergänzen.
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Quellennachweis
Schneider, F., Erhart, M., Hewer, W, Loeffler, LAK & Jacobi, F. (2019): Mortalität und somatische Komorbidität bei Menschen mit schweren psychischen Erkrankungen — Eine deutsche Registerstudie. Deutsches Ärzteblatt Int 2019, 116: 405–11. DOI: 10.3238/arztebl.2019.0405
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