Die Macht der Dunkelheit
Die Nacht kann faszinierend und beängstigend zugleich sein. Sie schenkt uns die Stille, den Mond und die leuchtenden Sterne – aber auch das Dunkle und scheinbar Bedrohliche. Die Angst vor der Dunkelheit und den darin lauernden Gefahren, wie dem Monster unter dem Bett oder dem fremden Mann hinter der Tür, ist im Kindesalter weit verbreitet.
Im Kern hat die Angst vor der Dunkelheit einen evolutionären Hintergrund und reicht bis weit zu unseren Vorfahren zurück.
Angst warnte uns vor möglichen Gefahren, die in der Dunkelheit lauerten und ließ uns wachsamer und vorsichtiger werden. So konnten sich unsere Vorfahren beispielsweise schneller vor nachtaktiven Raubtieren in Sicherheit bringen – die Angst vor der Dunkelheit war also überlebenswichtig. Bis heute erfüllt Angst diese Warnfunktion, kann aber manchmal über das Ziel hinausschießen.
Von der Angst vor der Dunkelheit zur Nyktophobie
Für gewöhnlich schwächt die Angst vor dem Dunkeln mit dem zunehmenden Alter ab. Wenn die Angst allerdings im Erwachsenenalter bestehen bleibt und das hilfreiche Maß übersteigt, spricht man von einer Nyktophobie.
Der Begriff Nyktophobie leitet sich aus den griechischen Wörtern „nyktos” (Nacht) und „phobos” (Furcht) ab. Unter einer Phobie versteht man eine übermäßige Furcht vor bestimmten Situationen oder Objekten, welche eigentlich ungefährlich sind. Bei der Nyktophobie wird die Dunkelheit zum Auslöser der Angst.
Betroffene berichten davon, dass oft bereits der Gedanke an die Dunkelheit selbst Angst bei ihnen auslösen kann. Häufig treten körperliche Symptome, wie Herzklopfen, Atemnot und ein Schwächegefühl auf, die bis zu einer Panikattacke reichen können. Das kann dazu führen, dass Betroffene Situationen in der Dunkelheit vermeiden und beispielsweise nach dem Anbruch der Dunkelheit nicht mehr das Haus verlassen. Das Einschlafen ohne Nachtlicht scheint teilweise unmöglich. Dadurch kann das tägliche Leben stark eingeschränkt werden.
Ursachen: Geistergeschichten und belastende Lebensereignisse
Die Ursachen einer Nyktophobie sind vielseitig. Die Angst vor der Dunkelheit kann entstehen, wenn angstmachende Gedanken aus Filmen, Büchern oder Erzählungen anderer Menschen übernommen werden.
Teilweise kann eine persönliche Veranlagung, wie zum Beispiel eine stark ausgeprägte Fantasie oder Vorstellungskraft, diese Schreckensbilder und Horrorgeschichten verstärken. Aber auch belastende Ereignisse in der Kindheit oder dem Erwachsenenalter, die in der Nacht oder Dunkelheit erlebt wurden, können eine Nyktophobie begründen. Dabei verbindet unser Gehirn dann die Dunkelheit mit den negativen Ereignissen und speichert sie als mögliche Bedrohung ab.
5 Strategien, um die Angst vor der Dunkelheit zu überwinden
Was kannst du nun tun, um diese Verbindung von Dunkelheit und Angst zu unterbrechen? Neben psychotherapeutischen Angeboten gibt es auch vieles, was du bereits eigenständig ausprobieren kannst. Wir haben dir einmal fünf hilfreiche Strategien aufgeführt, mit denen du die Angst vor dem Dunkeln überwinden kannst.
1Reise gedanklich um die Erde
Werde dir bewusst, dass in diesem Moment die Sonne in einem anderen Teil der Erde scheint. Stelle dir die Sonne und deren Wärme vor. Was tun die Menschen dort gerade? Der Fokus auf einen neuen, positiven Gedanken kann deine Angst im Dunkeln abschwächen.
2Widme dich gezielt der Entspannung
Entspannungstechniken, wie die Progressive Muskelentspannung und Atemübungen, können dir helfen, dich für einen kurzen Moment aus der Außenwelt zurückzuziehen und dich auf dein Inneres zu fokussieren. So kann der Körper dabei unterstützt werden, wieder in den Ruhezustand zurückzufinden.
3Betrachte die zwei Seiten der Dunkelheit
Fokussiere dich einmal auf das Faszinierende der Nacht: Es gibt vieles, was du nur in der Dunkelheit wahrnehmen kannst. Beobachte die Sterne, den Mond und nimm einmal ganz bewusst die Geräusche der Nacht wahr. Vielleicht kannst du ja den Ruf einer Eule hören.
4Lasse dich auf ein Gedankenexperiment ein
Die Welt ist nachts immer noch die gleiche, wie tagsüber, nur ohne Sonnenlicht. Werde dir dieser Realität bewusst und unternimm einmal einen gedanklichen kurzen Spaziergang in die Nacht. Suche dir eine dir bekannte Strecke heraus und mache dich auf den Weg. Stell dir vor, du setzt dir eine „Sonnenbrille“ auf, mit der du alles durch das Tageslicht sehen kannst. Schon ist der Blick auf die Welt ein anderer. Schau dich auf deinem Weg bewusst um und stelle dir das Gesehene im Tageslicht vor. Kommt dir etwas bekannt vor?
5Suche dir professionelle Unterstützung
Bei einer ausgewachsenen Angst vor der Dunkelheit kann es sinnvoll sein, dass du dir professionelle Unterstützung suchst: Als wirksames Verfahren bei der Behandlung von Ängsten hat sich die kognitive Verhaltenstherapie herausgestellt. In dieser Therapieform geht es darum, deine persönlichen Auslöser der Angst zu identifizieren und einen hilfreichen Umgang mit ihnen zu erlernen. Mehr zu dem Thema erfährst du auch in unserem Artikel zum Ablauf einer Psychotherapie.
Der HelloBetter Online-Kurs Panik
Findest du dich in den Beschreibungen der Nyktophobie wieder und bestimmt die Angst dein Leben? Dann könnte unser Online-Kurs Panik genau das Richtige für dich sein. Du kannst ihn dir kostenfrei auf Rezept verschreiben lassen.
In diesem Therapiekurs erhältst du wertvolle Informationen zum Thema Angst und Panikattacken und lernst wirksame Strategien kennen, um Panikattacken effektiv zu reduzieren und vorzubeugen. Eine Übersicht der Inhalte und die Möglichkeit zur Anmeldung findest du unter dem unten stehenden Link.
Du benötigst sofortige Hilfe? Dann schau einmal in unseren Artikel „Angst aus heiterem Himmel – Wie du Panikattacken loswerden kannst“ hinein, in dem wir dir einen Erste Hilfe Plan bei Panikattacken zusammengestellt haben.
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