Was ist das innere Kind?
Das innere Kind ist eine Vorstellung für das, was wir in unserer Kindheit gelernt und erfahren haben und in uns noch immer existiert. Das können zum Beispiel negative Glaubenssätze wie: „Ich bin nicht gut genug” oder „Ich kann mit Verletzungen nicht umgehen” sein. Es kann sich auch um Gefühle der Hilflosigkeit oder Einsamkeit handeln, die wir durch bestimmte Ereignisse in der Kindheit erfahren haben.
Wichtig ist: Das innere Kind steht natürlich nicht nur für „seelischen Ballast”, der dir auch heute noch Probleme bereitet, sondern auch für kindliche Freude und eine positive Einstellung zu dir selbst. Du kannst dir also vorstellen, dass all das Erlernte und Erlebte in dir in Form eines inneren Kindes „weiterlebt”. Doch wozu sollte das eigentlich gut sein?
Dein inneres Kind entdecken: Was sind deine Themen?
Häufig stellen wir fest, dass uns immer wieder die gleichen oder zumindest ähnliche Probleme begegnen. Es scheint, als würden wir bestimmte „innere Themen” mit uns herumschleppen, die uns nicht loslassen. Bei vielen Menschen wird das vor allem in Liebesbeziehungen deutlich, wenn sie sich nacheinander in Partnerschaften mit unterschiedlichen Personen befinden – aber die Schwierigkeiten im Grunde dieselben sind.
Anstatt bestimmte Muster im Außen zu wiederholen, können wir uns der psychischen Muster bewusst werden, deren Wurzeln häufig in der Kindheit liegen.
Die Arbeit mit dem inneren Kind ist also eine wunderbare Methode zur Selbstreflexion. Wenn wir schließlich begreifen und erfahren, dass wir uns mit diesem Wissen über uns selbst verändern können, halten wir den Schlüssel für die Neugestaltung unseres Lebens in den Händen.
In Kontakt zum inneren Kind kommen in 5 Schritten
Wie ist es also möglich, unsere „Altlasten” aufzudecken und psychische Muster zu verändern? Für viele Menschen wird dieser Prozess dadurch greifbarer, indem sie ihn sich als die Heilung des inneren Kindes vorstellen. Die Heilung kann stattfinden, wenn wir uns unseren kindlichen Anteilen wie ein liebevoller Erwachsener zuwenden. Folgenden Schritte können dabei hilfreich sein:
1Verantwortung übernehmen
Solange du der Überzeugung bist, dass die anderen „Schuld” sind, dass du so bist, wie du bist, gibst du die Verantwortung für Veränderung ab. Und damit auch deinen Schlüssel für dein persönliches Glück. Der erste Schritt ist deshalb, dir bewusst zu werden, dass – ganz egal, was in deinem Leben vorgefallen ist – du selbst dafür verantwortlich bist, etwas zu verändern. Verantwortung klingt im ersten Moment vielleicht eher negativ. Es geht dabei aber nicht um Schuldgefühle, sondern eher darum, dass du – und wirklich nur du – die Fähigkeit für diese Veränderung besitzt. Das ist eine großartige Tatsache, denn du bist von niemandem abhängig.
2Die Bereitschaft zu lernen
Es ist ziemlich leicht, sich in den eigenen Überzeugungen bestätigen zu lassen. Um das innere Kind zu heilen, braucht es jedoch Lernbereitschaft und damit verbunden, den Mut die Dinge anders wahrzunehmen und zukünftig anders zu handeln. Fasse daher den klaren Entschluss: Ich möchte etwas über mich – und von meinem inneren Kind – lernen.
3Erinnere dich
Vielleicht hast du noch keine klare Vorstellung oder ein Gespür für dein inneres Kind. In diesem Fall kann es hilfreich sein, dich dir wirklich als Kind vorzustellen – dabei spielt es keine Rolle, ob du 3 oder 8 Jahre alt bist. Erinnere dich dann:
- Welche Regeln galten zu dieser Zeit in eurer Familie?
- Hattest du eine bestimmte Rolle?
- Gab es typische Sprüche, die du oft gehört hast?
- Wie haben sich deine Eltern oder dir nahestehende Personen verhalten?
Für viele Menschen ist es hilfreich, die Antworten auf diese Fragen aufzuschreiben, anstatt sie nur zu denken.
Wenn du schon das Gefühl hast, in Kontakt mit deinem inneren Kind zu sein, kannst du auch eine Art schriftlichen Dialog mit ihm führen, dich ihm damit liebevoll zuwenden. Anfangen kann dieser Dialog zum Beispiel mit: Mein liebes inneres Kind, wie geht es dir? Schreibe die Antworten einfach nieder, ohne länger darüber nachzudenken.
4Bedürfnisse und Grenzen
Was denkst du, was braucht dein inneres Kind? Was wünscht es sich? Inwiefern kannst du, als liebevoller Erwachsener, darauf eingehen? Welche Wünsche lassen sich erfüllen und welche eher nicht? Wie kannst du die unerfüllten Bedürfnisse deines inneren Kindes auffangen? Es ist zum Beispiel möglich, dass dein inneres Kind sich mehr Aufmerksamkeit von dir wünscht. Vielleicht kannst du versprechen, ihm täglich zehn Minuten zuzuhören und aufzuschreiben, was es dir mitzuteilen hat.
5Neues lehren
Vielleicht denkt dein inneres Kind, dass es sich selbst nicht glücklich machen kann, für die Gefühle anderer Menschen verantwortlich und im Kern seines Wesens schlecht ist. Solche Überzeugungen – in unterschiedlichen Ausprägungen – sind nicht selten. Es ist wichtig, dass dein inneres Kind von dir als liebevollem Erwachsenen etwas anderes lernt. Das geschieht einerseits allein schon dadurch, dass du ihm deine Aufmerksamkeit schenkst. Du kannst ihm aber auch direkt sagen: „Das stimmt nicht, du bist nicht für die Gefühle anderer Menschen verantwortlich und darfst dich selbst glücklich machen.” Bedenke dabei: Um etwas Neues zu lernen und vor allem zu verinnerlichen, braucht es Zeit und Geduld.
Zurück ins Hier und Jetzt
Es kann sehr lohnenswert sein, sich mit dem inneren Kind zu beschäftigen. Insbesondere, wenn du in der Gegenwart konkrete Ziele hast, die du erreichen möchtest, etwa eine erfüllende Beziehung zu führen.
Achte bei der Arbeit mit dem inneren Kind jedoch darauf, dass du wirklich in deiner Verantwortung und Kraft als liebevoller Erwachsener bleibst und dich nicht von Gefühlen und alten Glaubenssätzen überwältigen lässt, die sich vielleicht in dir auftun.
Dabei kann es hilfreich sein, einen Anker in der Gegenwart zu setzen und zum Beispiel immer mal wieder auf deine Atmung zu achten, während du dich mit deinem inneren Kind beschäftigst. Auch eine festgelegte Zeitspanne, beispielsweise eine halbe Stunde, kann hilfreich sein.
Wenn du psychische Beschwerden hast, dich deine aktuelle Situation oder auch Kindheitserinnerungen belasten, ist es ratsam, dir psychotherapeutische Unterstützung zu suchen. Vielleicht kann unser Artikel Wie finde ich einen Psychotherapieplatz in diesem Zusammenhang hilfreich sein.
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