Was ist die Bedeutung von Intuition?
Das Wort Intuition kommt vom Lateinischen intueri, was soviel wie anschauen bedeutet. Wir können das so interpretieren, dass das bloße Anschauen, von zum Beispiel einer Rose, noch keinen Denkvorgang erfordert. Das Denken und Bewerten durch Fragen wie: Mag ich lieber rote oder weiße Rosen? Warum haben Rosen eigentlich Dornen? – ist wie etwas, was wir der bloßen Wahrnehmung, der „Anschauung” der Rose überstülpen. Diese zusätzlichen Gedanken können unsere Sicht auf die Blume verändern.
Von der Botanik zurück zur Intuition in der Psychologie: Wenn du etwas intuitiv betrachtest, ist damit also gemeint, dass du dabei nicht das Für und Wider abwägst. Stattdessen erfasst du eine Situation und verhältst dich danach, wie es deinem unmittelbaren Verständnis entspricht. Also ohne logische Bewertung und weiteres Nachdenken.
Gut zu wissen
Intuitiv ist nicht das Gleiche wie impulsiv. Wenn ich im Affekt meinen Partner oder meine Partnerin anschreie, kann kaum von Intuition die Rede sein. Es geht bei der Intuition also weniger darum, Gefühle ungefiltert auszudrücken. Intuition ist auch nicht gleichzusetzen mit automatischem Handeln, wenn ich zum Beispiel bei einer roten Ampel auf die Bremse trete. Intuitiv bedeutet hingegen bewusst, aber nicht aus dem Verstand heraus zu handeln.
Bedachtes, rationales Abwägen ist also der Gegenspieler der Intuition.
Intuition: Bauchentscheidungen?
Schon seit Jahrzehnten beschäftigt sich die Neurogastroentrologie mit den Nervenzellen, Neurotransmittern und Hormonen im Darm und wie dieses „Bauchhirn” mit unserem Gehirn zusammenhängt. Das Wort „Bauchentscheidung” ist also weniger bildlich, als es auf den ersten Blick scheint, denn psychische Prozesse und unser enterisches Nervensystem („Darmnervensystem”) können sich tatsächlich gegenseitig beeinflussen. Da neuronale Prozesse unseres Darms vermutlich auch mit unserer Gefühlswahrnehmung zusammenhängen, wird der Bauch häufig mit der Intuition in Verbindung gebracht. Bei Entscheidungsprozessen, die mit Abwägen verbunden sind, spielt hingegen die Großhirnrinde eine entscheidende Rolle. Wie komme ich aber nun zu dieser „inneren Lenkung”?
Eine amerikanische Studie hat gezeigt, dass wir langfristig zufriedener mit Bauchentscheidungen sein können, wenn wir komplexe Entscheidungen treffen müssen.
Wie kann ich meine Intuition trainieren?
Wir haben drei Tipps für dich, wie du Zugang zu deiner Intuition finden kannst:
1Entspann dich
Stehen wir unter Stress, ist unser Körper in einem Alarmzustand und es fällt uns schwer, unsere Intuition zu erspüren. Meistens schießen uns nämlich tausende Gedanken, vielleicht sogar Angstgedanken, durch den Kopf, wenn wir uns gestresst fühlen, die unsere Intuition überdecken. Vielleicht hast du hingegen selbst schon mal die Erfahrung gemacht, dass du genussvoll duschst und plötzlich einen guten intuitiven Einfall hast. Ob du nun Yoga machst, ein Schaumbad nimmst oder Spazieren gehst – du entscheidest, wie du dich selbst beruhigen kannst, um mehr Platz für deine Intuition zu schaffen.
2Nutze Alphawellen
Wenn du Probleme hast, dich bei entspannenden Alltagsaktivitäten in einen Zustand der inneren Ruhe zu versetzen, der durch Alpha-Gehirnwellen gekennzeichnet ist, kannst du spezielle Musik dafür nutzen. Sogenannte Gehirnwellenmusik. Das klingt abgefahren und die meisten durchgeführten Studien dazu haben nur wenige Probanden, aber es lohnt sich, es einmal auszuprobieren. Dafür kannst du zum Beispiel bei YouTube nach Alphawellen Musik suchen. Dabei ist wichtig, die Musik über Kopfhörer zu hören und deinen Gedanken freien Lauf zu lassen, um deine innere Stärke zu aktivieren.
Gehirnwellen können in fünf Kategorien unterteilt werden: Alpha-, Beta-, Gamma-, Theta- und Deltawellen. Die Alphawellen stehen dabei in Zusammenhang mit nach innen gerichteter Aufmerksamkeit und Kreativität.
3Schlafe intuitiv
Manchmal wünschen wir uns eine intuitive Eingebung, doch wir können nicht aufhören, aktiv darüber nachzudenken und das Gedankenkarussell zu stoppen. Um dieses Problem spielerisch zu lösen, kannst du dir eine Frage überlegen, auf die du gerne eine Antwort hättest. Stelle dir diese Frage vor dem Schlafengehen und lasse dich dann überraschen, welche Ideen dir dazu am nächsten Morgen oder in den nächsten Tagen kommen. Wenn du nicht weißt, was du willst, kannst du dafür auch eine allgemeine Frage wie: Was will ich? nutzen. Was vielleicht ein wenig spirituell klingt, kann dir dabei helfen, das bewusste Nachdenken ein Stück weit loszulassen, um deiner Intuition Raum zu geben.
Wie kann ich intuitiv „das Richtige” tun?
Ein Hinweis ist noch wichtig, wenn du damit beginnst, deine Intuition zu stärken: Meistens halten wir es nur für Intuition, wenn sich unsere Entscheidung unmittelbar als richtig oder nützlich entpuppt. Ist das nicht der Fall, sprechen wir vielleicht vorschnell von einem Fehler. Unser innerer Kritiker meldet sich und wir leiden unter Selbstzweifeln. Allerdings müssen wir bedenken, wie oft solche „Fehler” doch etwas Gutes hatten und wie viel wir durch sie gelernt haben. Es geht also nicht nur um Intuition, sondern auch um das Vertrauen in unser „inneres Wissen” und um Optimismus.
Anstatt dich unter Druck zu setzen und zum Beispiel zu denken: „Meine Intuition muss sofort richtig sein”, könntest du den Gedanken pflegen: „Ich höre jetzt auf meine Intuition und vertraue darauf, dass sie mich in die richtige Richtung lenkt – wenn auch vielleicht über Umwege.”
Zugegeben, der zweite Gedanke ist sperriger, aber dafür wahrscheinlich hilfreicher. Denn wichtiger als unmittelbarer Erfolg durch Intuition sind das Gefühl, mit sich im Reinen zu sein, Selbstakzeptanz und das Vertrauen in den eigenen Lebensweg.
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Quellennachweis
- Enck, P., Frieling, T., & Schemann, M. (2017). Darm an Hirn!: Der geheime Dialog unserer beiden Nervensysteme und sein Einfluss auf unser Leben. Verlag Herder GmbH.
- Eckl, F., & Parncutt, R. (2014). Effects of music and alpha-wave frequencies on meditation. In International Conference of Students of Systematic Musicology.
- Mikels, J. A., Maglio, S. J., Reed, A. E., & Kaplowitz, L. J. (2011). Should I go with my gut? Investigating the benefits of emotion-focused decision making. Emotion, 11(4), 743.
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