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Deutschland in der Multikrise: Jede:r Vierte hat Angst vor psychischen Erkrankungen

Inflation, eine angespannte politische Lage, ein innereuropäischer Krieg und Extremwetterereignisse – zu Recht spricht man aktuell von einer Multikrise. Und diese geht nicht spurlos an den Menschen vorbei. Auch in diesem Jahr haben wir von HelloBetter uns wieder gefragt, wie es den Menschen in Deutschland wirklich geht, welche Sorgen sie belasten und wie es aktuell um die psychische Gesundheit der Bevölkerung steht. Gemeinsam mit dem Marktforschungsinstitut IPSOS haben wir im September 2024 eine große, repräsentative Studie durchgeführt – den HelloBetter Mental Health Report. Welche Sorgen für viele gerade ein großes Thema sind, warum viele Menschen Angst haben, psychisch krank zu werden und was das Thema Mental Load besonders mit Frauen macht – all das nehmen wir gemeinsam unter die Lupe.

Was belastet dich? Was sind deine größten Sorgen und Ängste?

Machst du dir auch immer wieder Sorgen über verschiedenste Dinge? Belasten dich die ständigen schlechten Nachrichten, die angespannte politische Lage oder Katastrophenberichte? Hast du Angst vor dem, was die Zukunft in den nächsten Jahren noch bringen mag? Falls ja, dann bist du damit nicht alleine. Zahlreichen Menschen in Deutschland geht es genauso.

Bereits im letzten Jahr haben wir eine repräsentative Umfrage zur psychischen Gesundheit der Menschen in Deutschland durchgeführt. Auf unserem Blog kannst du dir die Ergebnisse der Umfrage zur Krisenstimmung von 2023 durchlesen.

Dieses Jahr haben wir 2000 Menschen im Alter von 16 bis 75 und aus allen sozialen Schichten Deutschlands gefragt, was sie belastet, welche Ängste und Sorgen sie rumtreiben und wie es um ihren Schlaf und Mental Load steht. In den folgenden Abschnitten möchten wir dir von den interessantesten Ergebnissen der diesjährigen Studie berichten und gleichzeitig darauf schauen, ob und was sich verändert hat. 

Das sagen die Zahlen

Hier kommen die Ergebnisse aus fünf verschiedenen Themenbereichen der diesjährigen Umfrage. Vielleicht sind die Ergebnisse für dich gar nicht so überraschend, aber trotzdem besorgniserregend:

1Angst vor psychischer Erkrankung und psychischen Symptomen

Unsere Umfrage ergab: Jede:r Vierte (26 % der Befragten) fürchtet sich davor, psychisch zu erkranken. Schaut man sich die Ergebnisse der einzelnen Altersgruppen an, dann zeigt sich, dass vor allem die jüngere Generation diese Sorge hat. In der GenZ, also den Menschen zwischen 16 und 28 Jahren, waren es sogar 39 Prozent, die angaben, Sorge zu haben, eine psychische Erkrankung zu entwickeln. 

Kein Wunder, denn viele der Befragten, erleben bereits Beschwerden, die mit psychischen Erkrankungen in Zusammenhang gebracht werden:

  • Fast jede:r Dritte ist mit der eigenen Schlafqualität unzufrieden (32 %), 
  • jede:r Vierte grübelt viel (26 %), 
  • jede:r Vierte fühlt sich erschöpft und ohne Energie (25 %), 
  • und jede:r Fünfte befürchtet, ein Burnout zu entwickeln (19 %).

Im Vergleich zum Vorjahr zeigen sich keine starken Veränderungen. Für die GenZ haben sich die Werte sogar etwas verbessert. 2023 klagten noch 40 Prozent der GenZ über Erschöpfung und Energielosigkeit. 2024 sind es nur noch 35 Prozent – immerhin 5 Prozent weniger. 

2Die Sorgen der Menschen

Schauen wir uns nun als nächstes die Sorgen der Menschen in Deutschland an. 43 Prozent der Befragten gaben an, dass ihre Sorgen in den letzten zwölf Monaten zugenommen haben – das war auch 2023 bereits so. Besonders die wirtschaftliche Situation und die Angst vor unzureichender finanzieller Absicherung belasten die Befragten. Daneben zeigt sich vor allem eine Sorge um die politische Situation. 

Die 8 häufigsten Sorgen der Menschen in Deutschland sind:

  1. 51 Prozent: Inflation und steigende Preise 
  2. 45 Prozent: Sorgen um politische Lage im In- und Ausland
  3. 44 Prozent: Verstärkende Spaltung der Gesellschaft
  4. 43 Prozent: „Rechtsruck“ in der Gesellschaft
  5. 43 Prozent: Sorge um die eigenen Kinder
  6. 41 Prozent: Der Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine
  7. 41 Prozent: Altersarmut, finanzielle Absicherung in der Zukunft
  8. 40 Prozent: Klimakrise, Naturkatastrophen

Die Sorge um die Inflation steht wie im Vorjahr noch immer auf Platz 1 der häufigsten Sorgen.

Neu abgefragt haben wir in diesem Jahr die Sorge vor den Entwicklungen rund um künstliche Intelligenz. 22 Prozent der Befragten erleben diese als mögliche Bedrohung. 

3Psychische Sorgen im Bezug auf die Arbeit

Auch das Arbeitsumfeld ist für viele ein Grund für Sorgen und Belastungen. Die häufigsten Gründe, die sich negativ auf die Gesundheit und Zufriedenheit der Arbeitnehmer:innen auswirken, sind mit je rund 20 Prozent:

Hier zeigt sich, dass besonders die jüngeren Generationen GenZ (16 – 28-jährige) und GenY (29 – 43-jährige) eine höhere Belastung in allen der oben genannten Punkte zeigen, als die GenX (44 – 58-jährige) und die Baby Boomer (59 – 75-jährigen). Das erklärt sich teilweise dadurch, dass gerade viele der Baby Boomer natürlich nicht mehr beruflich tätig sind. Insgesamt zeigen sich zum Vorjahr leichte Verbesserungen der psychischen Sorgen und Zufriedenheit in Bezug auf die Arbeit. Ein Trend, der hoffentlich anhält. 
Allerdings lassen die sogenannten „Sunday Scaries” – die Sorgen und Ängste im Bezug auf den kommenden Arbeitsmontag – ein Fünftel (20 %) der Befragten am Sonntag schlecht schlafen.

4Wie steht es um den Schlaf in Deutschland?

Damit kommen wir direkt zum Schlaf der Menschen in Deutschland: Fast jede:r Dritte (32 %) ist unzufrieden mit seinem oder ihrem Schlaf. Hier zeigt sich, dass besonders Mütter (38 %) und die GenX – also die 44 bis 58-jährigen (38 %) – betroffen sind. Dabei beklagen 40 Prozent der Befragten Durchschlafprobleme – sie werden also in der Nacht wach und können dann lange nicht mehr einschlafen. 28 Prozent klagen über Einschlafprobleme. Als Gründe für die Schlafprobleme werden vor allem Grübeln und Gedankenkreisen genannt. Auch Sorgen über die finanzielle Situation oder um nahestehende Menschen sowie beruflicher Stress tragen zu den Ein- oder Durchschlafproblemen bei. 

Gab es bei den Problemen rund um die Arbeit eine leichte Verbesserung, so zeigt sich beim Schlaf eine deutliche Verschlechterung zum Vorjahr. Im vergangenen Jahr gaben nur 30 Prozent der Befragten Durchschlafprobleme an – dieses Jahr sind es ganze 10 Prozent mehr! Auch die Anzahl der Menschen, die an Einschlafproblemen leiden, hat sich nahezu verdoppelt. Waren es 2023 nur 16 Prozent, so sind es dieses Jahr bereits 28 Prozent. Die Gründe haben sich jedoch nicht verändert. Wie auch im letzten Jahr waren die Hauptgründe: Grübeln, finanzielle Sorgen und beruflicher Stress.

5Mental Load

Die unsichtbaren Planungs- und Koordinationsprozesse, die es braucht, um das eigene Leben, die Familie, den Haushalt, Berufliches und Privates unter einen Hut zu bekommen – kurz unser Mental Load – belasten die Menschen über alle Altersgruppen hinweg. 27 Prozent der Befragten geben an, unter hohem oder sehr hohem Mental Load zu leiden. Das hat sich auch im Vergleich zum letzten Jahr nicht verändert. 

Die Gründe sind vielfältig. Über die Generationen hinweg werden am häufigsten genannt:

  • 26 Prozent: der eigene Anspruch an sich selbst
  • 24 Prozent: finanzielle Angelegenheiten
  • 22 Prozent: Aufgaben im Haushalt
  • 21 Prozent: die schlichte Menge der verschiedenen Aufgaben
  • 18 Prozent: die ständige Erreichbarkeit  

Im Vergleich der Generationen sind vor allem die GenY mit 32 Prozent und die GenX mit 28 Prozent betroffen. Im Geschlechtervergleich sind Frauen deutlich häufiger von Mental Load betroffen. 31 Prozent der Frauen (im Gegensatz zu 22 Prozent der Männer) erleben einen hohen Mental Load. Hier sind vor allem die Frauen und besonders Mütter betroffen, bei ihnen fallen auch vor allem Aufgaben im Haushalt (von Organisation bis zu Reinigungsarbeiten) mit 27 Prozent (im Vergleich zu Männern mit nur 18 Prozent) viel höher ins Gewicht. 

Was hilft gegen die Sorgen?

Wir haben die Studienteilnehmer:innen außerdem gefragt, was ihnen hilft, ihre psychische Gesundheit im Gleichgewicht zu halten. Die Top 4 Antworten der Teilnehmenden waren:

  1. Natur und Spaziergänge an der frischen Luft 
  2. Musikhören
  3. Zeit mit der Familie
  4. Sportliche Aktivitäten

Aber was ist, wenn diese Aktivitäten nicht ausreichen? Wenn die Sorgen überhandnehmen, du Anzeichen einer psychischen Erkrankung wie beispielsweise einem Burnout bei dir bemerkst und du das Gefühl hast, dass Selbsthilfestrategien und Selbstfürsorge nicht mehr genug sind, dann kann manchmal professionelle Hilfe notwendig sein. 

Unsere Umfrage zeigt: Fast ein Fünftel der Befragten hat schon mal Erfahrungen mit ambulanter Psychotherapie oder anderen Behandlungen bei psychischen Erkrankungen gehabt. Wenn du ebenfalls eine Psychotherapie beginnen möchtest, schau doch mal in unseren Artikel: „Wie finde ich einen Psychotherapieplatz?

Angst, psychisch krank zu werden? Psychologische Soforthilfe für zu Hause 

Die Wartelisten auf Psychotherapieplätze sind lang und gerade in ländlichen Bereichen schwer erreichbar. Um dir trotzdem psychologische Soforthilfe zu ermöglichen, gibt es Online-Therapieprogramme wie die von HelloBetter. Diese basieren auf den Methoden der kognitiven Verhaltenstherapie und sind kostenfrei und ohne lange Wartezeit für dich verfügbar. Du kannst dir einen HelloBetter Online-Therapiekurs ganz einfach auf Rezept verschreiben lassen und anschließend direkt loslegen. 

Unsere Umfrage zeigt: Mehr als jede:r Dritte kann sich vorstellen, ein Online-Therapieprogramm wie HelloBetter Stress und Burnout bei Stress, Ängsten oder Sorgen zu nutzen.

Interesse geweckt? Dann schau dir gerne unsere verschiedenen kostenfreien Online-Therapiekurse an. 

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  • Quellennachweis

    HelloBetter, IPSOS (2024). Die Mentale Gesundheit der Deutschen. Eine national repräsentative Onlinebefragung in Deutschland.

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