Wann liegt ein Alkoholmissbrauch vor?
Sich jedes Wochenende mit den Freunden auf ein Glas Wein treffen oder jeden Tag ein Bier trinken: ist das normal? Ab wann fängt Alkoholkonsum eigentlich an schädlich zu werden? Und woran erkenne ich einen Alkoholmissbrauch?
Das Robert-Koch-Institut definiert einen risikoarmen Alkoholkonsum mit 24 Gramm Reinalkohol für Männer und 12 Gramm für Frauen am Tag. 12 Gramm entsprechen dabei zum Beispiel einem kleinen Bier oder 0,1 Liter Wein. An mindestens zwei Tagen pro Woche wird empfohlen, ganz auf Alkohol zu verzichten.
Bedeutet das, dass zwei Bier am Tag für Frauen bereits für einen Alkoholmissbrauch sprechen? Nein. Denn die Kriterien für einen schädlichen Konsum messen sich im Gegensatz du einem risikoarmen Trinkverhalten nicht an der Menge dessen, was getrunken wird, sondern an den Folgen.
Nach dem internationalen Klassifikationssystem für Krankheiten (ICD-10) liegt ein Alkoholmissbrauch vor, wenn:
- der Alkoholkonsum zu körperlichen oder psychischen Gesundheitseinschränkungen führt
- dieses Konsummuster bereits seit mindestens einem Monat besteht oder innerhalb der letzten 12 Monate wiederholt aufgetreten ist
- eine Alkoholabhängigkeit ausgeschlossen wird
Mit einem Alkoholmissbrauch oder schädlichen Gebrauch ist der Konsum von Alkohol gemeint, der unabhängig von der getrunkenen Menge zu körperlichen oder seelischen Problemen führt. Dieser Konsum muss mindestens einen Monat lang bestehen oder wiederholt innerhalb eines Jahres auftreten.
Was sind die Folgen von Alkoholmissbrauch?
Negative Folgen von Alkohol können auf körperlicher Ebene z.B. Leber, Magen oder die Bauchspeicheldrüse betreffen. Auch psychische Beschwerden wie depressive Phasen nach starkem Alkoholkonsum zählen zu schädlichen Folgen. Manchmal kann der Alkoholkonsum unser Urteilsvermögen oder Verhalten auch so beeinflussen, dass negative Konsequenzen im sozialen Umfeld, z.B. mit dem Partner, der Partnerin, Freunden oder der Familie entstehen.
Ein „Kater” beweist hingegen allein noch keine „Gesundheitsschädigung”. Tritt der „Kater” aber häufiger auf oder hinterlässt deutliche Spuren, ist Grund zur Sorge geboten.
Ab wann wird aus einem Alkoholmissbrauch eine Abhängigkeit?
Ein schädlicher Alkoholkonsum ist nicht mit einer Abhängigkeit – auch Alkoholismus genannt – gleichzusetzen. Er kann jedoch die Entwicklung begünstigen. Alkohol zu trinken, obwohl der Konsum negative Folgen für Körper und Psyche hat, ist auch ein Kriterium der Alkoholabhängigkeit. Allerdings müssen noch weitere Merkmale vorhanden sein, damit aus einem Alkoholmissbrauch eine Abhängigkeit wird.
Für eine Alkoholabhängigkeit müssen laut ICD-10 mindestens drei der folgenden Kriterien über mindestens einen Monat (oder wiederholt während der letzten 12 Monate) bestehen:
- ein starkes Verlangen Alkohol zu trinken
- eine verminderte Kontrolle über den Alkoholkonsum (z.B. mehr trinken, als eigentlich geplant war)
- ein körperliches Entzugssyndrom, wenn wenig oder kein Alkohol getrunken wird
- eine Toleranzentwicklung (für den gewünschten Effekt müssen größere Mengen als zuvor getrunken werden)
- Vernachlässigung oder Aufgabe von anderen Aktivitäten oder Interessen, um Alkohol zu trinken
- Alkohol wird trotz eindeutiger schädlicher Folgen konsumiert
Wie bekomme ich meinen Alkoholkonsum in den Griff?
Falls du das Gefühl hast, dass die Kriterien für einen Alkoholmissbrauch oder einer Alkoholabhängigkeit auf dich zutreffen, empfehlen wir dir, professionelle Hilfe zu suchen. Dies kann ein Gespräch mit deiner Hausärztin, einem Psychologen oder das Aufsuchen einer Suchtberatungsstelle sein.
Wenn du dich deinem Alkoholkonsum stellen, ihn überprüfen und zunächst selbst in die Hand nehmen möchtest, kann dir auch unser Online-Kurs Weniger Trinken helfen. Dieser wissenschaftlich fundierte und von Psychotherapeutinnen entwickelte Therapiekurs führt dich zu einem achtsamen, gesünderen Umgang mit dem Thema Alkohol. Du lernst konkrete Strategien, die nachweislich dabei helfen können deinen Alkoholkonsum zu reduzieren und wirst während der gesamten Zeit von einem Psychologen oder einer Psychotherapeutin begleitet.
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