Was sind innere Blockaden?
Kennst du diese Momente, in denen du Chancen verstreichen lässt oder Angebote ausschlägst und lieber den Rückzug wählst, weil in dir zu viele Ängste und Zweifel laut werden? In diesen Momenten treten in dir wahrscheinlich deine inneren Blockaden in Aktion. Sie haben einen großen Einfluss auf unser Denken, Fühlen und Handeln in verschiedenen Lebenssituationen. Und im Gegensatz zu Blockaden auf der Straße ist es nicht so einfach, solche inneren Blockaden zu lösen und aus dem Weg zu schieben. Aber was genau sind innere Blockaden eigentlich?
Innere Blockaden sind innere Hürden, die auf der Basis von Ängsten und Selbstzweifeln entstehen. Sie halten dich davon ab, dich bestimmten Situationen und Themen zu stellen.
So kann es sich bei inneren Blockaden zum Beispiel um negative Glaubenssätze wie „Ich bin nicht gut genug” oder „Ich bin nicht liebenswert” handeln. Begleitet sind diese Gedanken häufig von Gefühlen wie Selbstzweifeln, Unsicherheiten oder Ängsten. Innere Blockaden führen meist dazu, dass du in Situationen, in denen sie aktiviert werden, mit Vermeidung, Selbstsabotage oder Prokrastination reagierst, anstatt dich den Situationen zu stellen.
Ursachen: Woher kommen innere Blockaden?
Bevor wir uns damit beschäftigen, die emotionalen Blockaden zu lösen, wollen wir zunächst einmal herausfinden, wie die Blockaden überhaupt entstehen und warum sie bleiben.
1Kindheitsprägungen
Viele innere Blockaden entstehen bereits in den ersten Lebensjahren. Denn die Kindheit ist eine Zeit, in der wir sehr sensibel für äußere Prägungen sind. Zum Beispiel durch Eltern oder anderen Bezugspersonen wie einer Lehrerin oder einem Trainer. Haben deine Eltern in deiner Kindheit nur wenig Zeit für dich gehabt und dir häufiger das Gefühl gegeben, du würdest stören, dann kann es sein, dass du dich auch im späteren Leben überflüssig fühlst und sozialen Kontakten aus dem Weg gehst. Es kann sein, dass du negative Glaubenssätze wie „Ich gehe allen nur auf die Nerven” entwickelt hast, die sich bis heute auf deine Beziehungen auswirken.
2Gedankliche Verzerrung
Auch spätere Erfahrungen können die Entstehung von inneren Blockaden fördern. Beispielsweise kann eine gescheiterte Beziehung den Glaubenssatz „Ich bin nicht liebenswert” oder „Ich bin beziehungsunfähig” in dir hervorrufen. Personen, die ohnehin schon selbstunsicher sind, können daraufhin diesen Gedanken mehr Bedeutung beimessen, als sie verdienen. Sie wiederholen diese innerlich immer wieder und suchen zum Teil sogar Beweise für die Wahrheit des Gedankens. Dadurch können die Gedanken letztendlich zu echten Überzeugungen werden und es entstehen neue Grundannahmen, die sich nicht mehr so leicht widerlegen lassen.
Vermeiden wir Situationen, in denen die Gedanken auftreten, dann erleben wir auch keine positive und korrigierende Erfahrung. Um bei unserem Beispiel zu bleiben: Lassen wir uns fortan nicht mehr auf Verabredung mit potenziellen Partnern oder Partnerinnen ein, dann können wir auch nicht die Erfahrung machen, in einer Partnerschaft geliebt zu werden. Folglich handelt es sich hierbei um eine selbsterfüllende Prophezeiung.
3Verdrängte Gefühle und Traumata
Als letztes können auch unverarbeitete negative Erlebnisse, wie beispielsweise der Tod eines geliebten Menschen, innere Blockaden auslösen. Dabei kann es passieren, dass die damals mit dem Ereignis verbundenen Emotionen nicht gefühlt und verarbeitet wurden, weil sie vielleicht zu intensiv oder überfordernd waren. Als Folge hat vielleicht eine Verdrängung stattgefunden, um die seelische und emotionale Stabilität zu erhalten. Durch Erinnerung an das Ereignis können diese Emotionen dann wieder an die Oberfläche gelangen und als innere Blockaden in Erscheinung treten.
Bei erschütternden Erfahrungen oder Traumatisierungen kann es hilfreich sein, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen, um die inneren Blockaden und die Belastungen aufzuarbeiten. Dazu bietet sich zum Beispiel eine Psychotherapie an. Weitere Informationen zur Therapieplatzsuche oder zu Therapieformen findest du auf unserem Blog.
Wie kann ich innere Blockaden lösen?
Sich mit den inneren Ängsten und Selbstzweifeln auseinanderzusetzen kann anstrengend und auch schmerzhaft sein. Doch es kann sich lohnen, daran zu arbeiten, um ein selbstbestimmtes und freieres Leben zu führen. Die folgende Übung soll dir dabei helfen, deine inneren Blockaden zu lösen.
Schritt 1: Selbstreflexion
Zunächst kannst du dir durch Selbstreflexion über deine inneren Blockaden bewusst werden. Nimm dir etwas Zeit und denke an Situationen, die schwierig für dich waren. Momente, in denen du dich sehr herausgefordert gefühlt hast, in denen du Angst hattest oder aus denen du flüchten wolltest. Und dann frage dich, welche negativen Gedanken und Gefühle du in diesen Situationen immer wieder erlebt hast. Von genau diesen negativen Gedanken und Glaubenssätzen nähren sich deine inneren Blockaden und Ängste. Das können Gedanken sein wie: „Ich bin nicht gut genug für meinen Job”, „Ich bin nicht liebenswert” oder „Ich bin ein Versager”. Schreibe diese Sätze auf ein Blatt Papier.
Schritt 2: Glaubenssätze hinterfragen
Im nächsten Schritt frage dich, ob diese Glaubenssätze wirklich immer zutreffend sind oder ob du schlechter über dich denkst, als du eigentlich bist? Falls dir dieser Schritt schwerfällt, hier noch ein paar Tipps für Gedankenexperimente:
- Rufe dir deine Erfolgserlebnisse in Erinnerung.
- Denke daran, wie deine Herzensmenschen über dich denken und sprechen.
- Überlege dir: Was würdest du einem guten Freund oder einer guten Freundin sagen, die dir diese Gedanken anvertrauen? Warum solltest du mit dir selbst anders reden als mit guten Freunden? Warum gelten für dich selbst andere Standards als für deine Freunde?
- Versuche, das Weltbild hinter deinen Gedanken zu hinterfragen. Wann ist eine Person denn liebenswert? Wie definiert sich eigentlich „gut genug”?
Du wirst wahrscheinlich merken, dass trotz der Macht dieser Gedanken deine negativen Überzeugungen nicht haltbar sind.
Schritt 3: Positive Glaubenssätze formulieren
Im letzten Schritt wollen wir deine negativen mit positiven, hilfreichen Glaubenssätzen ersetzen. Formuliere dazu zu jedem deiner negativen Gedanken einen positiven. Aus „Ich bin nicht gut genug für meinen Job”, wird beispielsweise „Ich kann meine kreativen Ideen einsetzen, um berufliche Projekte voranzubringen.” Oder aus „Ich bin nicht liebenswert”, könnte „Ich bin eine humorvolle Person und werde von meinen Freunden dafür geliebt” werden. Gehe so mit all deinen negativen Gedanken vor.
Diese positiven Glaubenssätze solltest du dir nun regelmäßig in Erinnerung rufen. Schreibe sie auf einen Zettel und hänge sie an einen gut sichtbaren Ort. Oder sage sie dir jeden Morgen vor dem Spiegel ins Gesicht. Das mag sich am Anfang noch falsch und ungewohnt anfühlen. Aber du wirst sehen, mit der Zeit werden auch die positiven Überzeugungen Stück für Stück den Weg in dein Unterbewusstsein finden und dir helfen, innere Blockaden zu lösen.
Sich selbst immer wieder herausfordern
Es ist wichtig, sich immer wieder daran zu erinnern, dass innere Blockaden und Ängste durch Vermeidung oft nur an Stärke gewinnen. Daher ist es notwendig, dass du dich den Situationen, in denen du dich blockiert fühlst, trotzdem immer wieder stellst. Falls du große Ängste und emotionale Blockaden spürst, kannst du auch versuchen, dich in kleineren Schritten an Situationen heranzutasten.
Du wirst sehen, mit der Zeit wird es einfacher werden. Denn unser Körper gewöhnt sich sehr schnell an neue Situationen. Das heißt, das erste Mal jemanden anzusprechen oder das erste Mal eine neue Sportart auszuprobieren, wird vermutlich sehr aufregend sein. Je öfter wir es jedoch machen, desto weniger wird unser Körper mit Aufregung reagieren und wir werden uns immer sicherer und gelassener damit fühlen. Und jede Erfahrung, bei der du deine Angst überwindest, wird sich im Unterbewusstsein als Erfolgserlebnis abspeichern, dein Selbstbewusstsein stärken und deine inneren Blockaden etwas mehr lösen. Du schaffst das!
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Quellennachweis
Zhao, Q., Wichman, A., Frishberg, E. (2019). Self-Doubt Effects Depend on Beliefs about Ability: Experimental Evidence. The Journal of General Psychology, 1–26. Doi: 10.1080/00221309.2019.1585320
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