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Weihnachtsstress und wie er sich vermeiden lässt

„O du fröhliche, o du selige, gnadenbringende Weihnachtszeit” – schon die Weihnachtslieder geben es vor: Weihnachten soll besinnlich, festlich, fröhlich und erholsam sein. Ein Feiertag im Kreise der Familie, an dem man sich gegenseitig Geschenke macht und friedlich zusammensitzt. Weihnachtsstress passt da nicht ins Bild, bleibt jedoch meistens nicht aus. Wir zeigen dir, dass es auch anders geht und was du gegen Weihnachtsstress tun kannst.

Woher kommt Weihnachtsstress?

Besinnlich, festlich, fröhlich, erholsam – klar, das klingt gut, aber es klingt vor allem nach großen Erwartungen. Wenn unsere Erwartungen sehr hoch sind, ist Stress meistens vorprogrammiert. Wir wollen dafür sorgen, dass auch wirklich alles nach Plan läuft und setzen uns dadurch unter Druck. Das perfekte Geschenk, die schönste Dekoration, das leckerste Festmahl und vor allem: kein Streit, bitte! So kommt es dann zu Weihnachtsstress.

„Die besinnlichen Tage zwischen Weihnachten und Neujahr haben schon manchen um die Besinnung gebracht.”

Joachim Ringelnatz

3 Schritte gegen Weihnachtsstress

Erwartungen zu haben und sich zu verausgaben, passiert zwar oft ganz automatisch, du bist dem aber nicht hilflos ausgeliefert. Wichtig dafür ist, dass du weißt, wie du damit umgehen kannst. Dabei können dir die folgenden 3 Schritte helfen, dich gegen Weihnachtsstress zu wappnen.

Schritt 1: Ein schreckliches Weihnachten

Nimm dir ein Blatt Papier und einen Stift und schreibe einmal auf, wie dein Weihnachten aussehen würde, wenn wirklich alles schiefgeht. Du kannst das in einem Text machen oder auch in Stichpunkten, zum Beispiel:

  • ich habe bis Heiligabend kein einziges Geschenk gekauft
  • erst in letzter Sekunde schaffe ich es in den Supermarkt, es ist rappelvoll und vieles bereits ausverkauft
  • ich streite mich wieder mit meiner Schwiegermutter
  • das Weihnachtsessen lasse ich anbrennen
  • ich komme überhaupt nicht in Weihnachtsstimmung 
  • mein Freund oder meine Freundin schenkt mir schon wieder ein Kochbuch

An diesen schlimmsten Befürchtungen kannst du ablesen, welche Erwartungen du hast und was deiner Meinung nach auf keinen Fall passieren darf. Weihnachtsstress entsteht dadurch, dass du versuchst, dieses „Negativszenario” unter allen Umständen zu vermeiden. Lies dir nun alles noch mal in Ruhe durch. Atme dann tief durch und mache mit Schritt 2 weiter.

Schritt 2: Was kann ich beeinflussen?

Auf deiner Liste oder in deinem Text stehen sehr wahrscheinlich Punkte, von denen du einige gut beeinflussen kannst. Du kannst zum Beispiel nicht erst in letzter Minute einkaufen gehen, sondern den Einkauf eine Woche vorher einplanen oder auch auf mehrere Einkäufe aufteilen, damit es nicht so viel wird. Oder mach es dir leichter, indem du jemand anderen um Hilfe bittest. 

Sage deinem Freund oder deiner Freundin, dass du dir dieses Jahr einen grünen Pullover mit lila Streifen wünscht, weil du schon genügend Kochbücher hast. Bemühe dich freundlich und geduldig mit deiner Schwiegermutter sein. Das klappt am besten, wenn du dich an ihre guten Eigenschaften erinnerst oder auch daran, dass auch sie sich bestimmt keinen Streit wünscht, es ihr aber schwerfällt, sich anders zu verhalten.  

Frage dich also bei allen Aspekten (Geschenke, Einkäufe, Essen, Weihnachtsstimmung, Zwischenmenschliches usw.), was du wie positiv beeinflussen kannst. Denk dran: Es geht darum, es dir leichter zu machen und für Entlastung zu sorgen.

Schritt 3: Loslassen

Genauso wie es Dinge gibt, die du gut beeinflussen kannst, gibt es auch Umstände oder Ereignisse, die du nicht beeinflussen kannst. Dazu gehören auch die Ergebnisse deiner Bemühungen aus Schritt 2: Du kannst zum Beispiel eine Woche vor Weihnachten einkaufen gehen, aber ob der Supermarkt nicht trotzdem rappelvoll ist, liegt nicht in deiner Hand. 

Du kannst deinem Freund oder deiner Freundin sagen, dass du dir einen grünen Pullover mit lila Streifen wünscht, doch vielleicht schenkt er oder sie dir trotzdem schon wieder ein Kochbuch. Du kannst freundlich und geduldig mit deiner Schwiegermutter sein, aber wenn sie es auf eine Auseinandersetzung anlegt, kann die Situation trotzdem unangenehm werden. 

Um dadurch keinen Weihnachtsstress zu erleben und aus Angst vor Kontrollverlust panisch zu versuchen, alles zu retten, sage dir in solchen Momenten beim Einatmen „lass” und beim Ausatmen „los”. Lass los. Du darfst dich entspannen, auch wenn etwas Unvorhergesehenes passiert oder wenn du etwas  nicht beeinflussen kannst. 

Gedanken und Gefühle zu Weihnachten 

Neben dem, was um dich herum passiert, gilt es auch, deine eigenen Gedanken und Gefühle loszulassen. Denn stell dir mal vor: Alles klappt perfekt, es wird von außen betrachtet ein spitzenmäßiges Bilderbuch-Weihnachtsfest, aber du fühlst dich einfach nicht so gut. Du bist traurig, weil du einen geliebten Menschen vermisst, du langweilst dich, weil alles so rund läuft oder du fühlst dich wegen der ganzen Vorbereitungen leer und erschöpft. Besonders mitfühlende oder gesellige Gedanken hast du auch nicht und abends möchtest du an Weihnachten alleine sein und lieber einen Film gucken. 

Solche vermeintlich „falschen” Gedanken und Gefühle nicht haben zu wollen, kann zusätzlich Druck machen. Dir deswegen keinen Stress zu machen, bedarf viel Übung und Weihnachten ist eine perfekte Gelegenheit dafür.

Aus Weihnachtsstress kann Weihnachtsentspannung werden, wenn du deine Gefühle und Gedanken so sein lässt, wie sie gerade sind.

Wenn du mit ihnen haderst, schließe für einen Moment die Augen und beobachte deine Gedanken und Gefühle wie Schneeflocken, die vom Himmel fallen und auf dem Boden schmelzen. Wenn dir das schwerfällt, können auch Sätze helfen, in denen du dir eine klare Erlaubnis für alles gibst, was in dir vorgeht: „Ich darf mich jetzt traurig fühlen”, „Ich darf mich jetzt gelangweilt fühlen”, „Ich darf meine Schwiegermutter jetzt doof finden”. 

Denn dieses Jahr lautet dein Motto nicht nur frohe, sondern vor allem: Freie Weihnachten!

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Autorin:
Victoria Bindrum Psychologin
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