Warum sind wir eigentlich im Unreinen mit uns?
Vermutlich liest du diesen Artikel, weil du nicht das Gefühl hast, mit dir im Reinen zu sein, es aber gerne wärst. Mit anderen Worten: Du hast das Gefühl, du bist im Unreinen mit dir. Das kann verschiedene Ursachen haben. In vielen Fällen hat es mit Perfektionismus und Leistungsdruck zu tun. Wir können uns vermeintlich erst gut fühlen, wenn wir genug geleistet haben, sonst herrscht Unzufriedenheit. Das Gefühl, mit sich im Reinen zu sein, wird also an bestimmte Bedingungen geknüpft. Das Problem dabei ist: Oft haben wir so hohe Erwartungen an uns selbst, dass wir diese Bedingungen nicht und schon gar nicht dauerhaft erfüllen. Wir verbleiben also in einem Zustand des Haderns, anstatt uns mit uns selbst wohlzufühlen.
Umdenken und mit sich selbst im Reinen sein
Ob wir Menschen nun rein oder unrein sind, weil wir oft nicht unseren eigenen oder fremden Vorstellungen entsprechen, ist eine philosophische, für manche Leute auch eine religiöse Frage. Wichtig ist: Diese Frage bedarf gar keiner Antwort, um mit sich im Reinen sein zu können.
Denn es geht nicht darum, wie wir sind, sondern um unsere Sichtweise auf uns selbst.
Statt sich um Perfektion zu bemühen, um mit sich im Reinen sein zu können, verändern wir unsere Sichtweise auf uns selbst. Entdecken vielleicht eine ganz neue Perspektive, die es uns tatsächlich ermöglicht, mit uns im Reinen zu sein. Wie das?
Mit sich im Reinen sein durch eine neue Sichtweise: Ein Beispiel
Angenommen ich habe meinen Partner oder meine Partnerin im Streit beleidigt. Hinterher fühle ich mich gar nicht im Reinen mit mir. Stattdessen habe ich Schuldgefühle, verspüre innere Unruhe und die Wut im Bauch ist auch noch da – auf mich selbst, meinen Partner oder meine Partnerin und darauf, dass alles so ungünstig verlaufen ist. Normalerweise bleiben wir für eine Weile in diesem „Hader-Modus” stecken, selbst wenn der oder die andere uns verzeiht. Um mit uns im Reinen zu sein – selbst wenn wir einen für uns offensichtlichen Fehler gemacht haben – kann gelingen, indem wir unsere Sichtweise verändern.
Ein wichtiger Schlüsselsatz kann dabei sein: Ich bin ein Mensch und komme an menschlichen Erfahrungen nicht vorbei.
Die Fähigkeit, unser Menschsein zu beobachten
Wir sind Menschen und dazu gehört auch, dass wir manchmal Dinge tun, die wir später bereuen. Das heißt nicht mal, dass diese Dinge tatsächlich „falsch” waren. Sondern nur, dass wir hinterher beschließen, dass wir uns eigentlich anders verhalten wollten. Auch der anschließende „Hader-Modus” gehört zum Menschsein und ebenso, dass es schwierig ist, sich selbst zu verzeihen.
Jetzt wird es spannend, denn es gibt in uns auch noch so etwas wie den neutralen Beobachter. Wir sind nämlich dazu in der Lage, einfach wahrzunehmen, dass wir etwas als falsch bewerten und wahrzunehmen, wie wir darüber hadern und unzufrieden sind. Ohne das noch weiter zu bewerten. Wir können unser Menschsein und alles, was dazu gehört, beobachten. Da wir bei dieser Beobachtung nichts – also keine bestimmten Gedanken, Bewertungen oder Umdeutungen – hinzufügen, könnte man fast sagen, dass das eine „reine” Sichtweise ist. Nehmen wir diese Sichtweise ein und beginnen uns sogar mit ihr zu identifizieren, können wir uns im Reinen mit uns fühlen.
Die Angst vor Selbstgefälligkeit
Möglicherweise kommt bei dir der Gedanke auf: „Das heißt, ich kann alles tun und lassen, was ich will und mich immer wohl damit fühlen, wenn ich es schaffe, das neutral wahrzunehmen.” Doch Menschen, die mit sich im Reinen sind, sind weder selbstgefällig noch gleichgültig oder sogar rücksichtslos. Natürlich ist es wichtig, dazuzulernen und sich vorzunehmen, wie wir uns zukünftig verhalten wollen. Dabei können uns zum Beispiel Selbstreflexion und unsere inneren Werte helfen. Doch rücksichtsvoll und reflektiert zu sein und sich weiter zu entwickeln ist möglich, ohne mit sich selbst ins Gericht zu gehen. Es ist sogar besser möglich, da uns das Hadern oftmals davon abhält, nach vorne zu sehen. Daher: Nur Mut und keine Angst vor Selbstgefälligkeit! Dazu könnte auch wichtig sein, deine Glaubenssätze zu hinterfragen.
Mit sich im Reinen sein im Alltag
Versuche immer und überall – wann immer es dir in den Sinn kommt – die Beobachterperspektive, die „reine Sichtweise” einzunehmen, um mit dir im Reinen zu sein. Dafür kannst du dir auch Erinnerungen schaffen. Eine sehr gute Erinnerung können deine unangenehmen Gefühle sein. Wenn du bemerkst, dass du dich nicht gut fühlst, musst du nicht gedanklich darauf eingehen und dich in diese Gefühle vertiefen. Lasse sie da sein und beobachte sie – ohne zu bewerten. Wenn du beginnst, mit dir zu hadern und denkst: „Warum habe ich das bloß gesagt oder getan?” Nimm es einfach nur wahr. Auf diese Art und Weise kannst du mehr und mehr zur Ruhe kommen, entspannter werden und in vielen Momenten im Reinen mit dir sein – genieße es!
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