Sind Depressionen überhaupt behandelbar?
Jeder Mensch trägt das Risiko in sich, an einer Depression zu erkranken. So unterschiedlich wie wir Menschen sind, so unterschiedlich können sich die Beschwerden dabei äußern. Der eine zieht sich vielleicht zurück und hat kaum noch Motivation, morgens aufzustehen. Ein anderer kann seinen Pflichten im Alltag zwar weitgehend nachkommen, wird dabei aber von Selbstzweifeln und Hoffnungslosigkeit begleitet. Es gibt verschiedene Formen von Depressionen, aber egal ob leichte oder schwere Beschwerden, einmalige oder wiederkehrende Episoden, die gute Nachricht ist:
Depressionen sind gut behandelbar. Ungefähr 80% der Menschen, die an Depressionen leiden, können erfolgreich behandelt werden.
Welche Wege gibt es, Depressionen zu behandeln?
Wissenschaftliche Studien belegen die Wirksamkeit unterschiedlicher Behandlungsmöglichkeiten. Im Folgenden haben wir diese einmal für dich zusammengefasst.
- Ambulante Psychotherapie
- Stationäre Therapie
- Antidepressive Medikation
- Pflanzliche Präparate
- Elektrokonvulsive Therapie (EKT)
- Wachtherapie
- Lichttherapie
Depressionen behandeln durch Selbsthilfe
Bei leichten Beschwerden oder um einer Depression vorzubeugen, können dir bereits ein paar einfache, aber wirkungsvolle Werkzeuge dabei helfen. Den Tag strukturieren, Aktivitäten planen, Freunde treffen oder dich mehr bewegen: mit ein paar Kniffen kannst du deine Stimmung aktiv verbessern. Anregungen findest du zum Beispiel durch das Lesen von Selbsthilfebüchern zum Thema Depression (das nennt man Bibliotherapie) oder durch begleitende Gespräche bei deinem Hausarzt. Du kannst auch gerne einmal in unserem Artikel zu Selbsthilfe bei Depressionen für ein paar konkrete Tipps vorbeischauen.
Welche Rolle spielen Online-Therapiekurse?
Auch internetgestützte Selbsthilfeprogramme haben sich als wirksam in der Behandlung von Depressionen erwiesen. Sie bieten den Vorteil, dass du sie ohne Wartezeit, überall und jederzeit nutzen kannst. Ist es für dich zeitlich schwierig, einen festen Termin in der Woche einzuhalten? Stehst du vielleicht auf der Warteliste für eine ambulante Therapie und möchtest die Zeit optimal nutzen? In diesen Fällen kann ein Online-Therapieprogramm eine gute Möglichkeit sein, den ersten Schritt zu wagen. Wir von HelloBetter haben zum Beispiel einen Online-Kurs entwickelt, der depressive Beschwerden nachweislich verringern und Depressionen vorbeugen kann.
Depressionen behandeln mit ambulanter Psychotherapie
Eine Therapie zu beginnen ist kein Zeichen von Schwäche. Ganz im Gegenteil. Es beweist Stärke und ist ein kluger Schritt, wenn du merkst, dass du mehr Unterstützung benötigst. Ambulante Psychotherapie ist eine der wirksamsten Methoden, um Depressionen zu behandeln. In Deutschland gibt es vier sogenannte „Richtlinienverfahren“, deren Kosten von den Krankenkassen übernommen werden.
- Kognitive Verhaltenstherapie: In dieser Therapieform lernst du, deine Gedanken, Gefühle und Verhaltensweisen zu hinterfragen und zu verändern. Dabei kommt es nicht selten zu „Aha-Momenten“, wenn wir unseren eigenen Gewohnheiten und Gedanken auf die Schliche kommen. Du trainierst, Probleme zu lösen, aktiver zu werden, dich besser zu entspannen oder dem „Grübelkarussell“ Einhalt zu gebieten.
- Tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie: Hier legst du den Fokus auf (oft unbewusste) innere Konflikte, vergangene Erfahrungen und Beziehungsmuster. Das Ziel der Therapie ist es, diese bewusst und damit veränderbar zu machen.
- Psychoanalyse: Ähnlich wie in der tiefenpsychologischen Therapie liegt der Fokus auf inneren Konflikt- und Beziehungsmustern, ist hierbei jedoch weniger auf ein Thema zentriert. Unbewusste Konflikte aus der Kindheit, die zu einer psychischen Erkrankung führen können, können im Laufe der Therapie bewusst gemacht werden und sich so lösen lassen.
- Systemische Therapie: Das zentrale Element der systemischen Therapie ist das „System“, also das soziale Umfeld, in dem wir uns befinden. Die Art und Weise, wie wir mit den Menschen um uns herum kommunizieren und in Beziehung stehen ist daher Dreh- und Angelpunkt der Therapie.
Wenn du wissen möchtest, wie du einen Therapieplatz finden kannst oder wie genau eine ambulante Psychotherapie abläuft, findest du in diesen Artikeln weitere Informationen.
Behandlung in der Klinik
Manchmal können depressive Beschwerden so stark werden, dass die Bewältigung des Alltags kaum noch möglich ist. In diesen Fällen kann es sinnvoll sein, sich für eine gewisse Zeit in einer Klinik behandeln zu lassen. Neben Gesprächen mit Psychologen, Psychotherapeuten und Ärzten, wird die Behandlung durch Angebote wie Ergo-, Kunst- oder Bewegungstherapie ergänzt. Die Therapien finden dabei sowohl einzeln als auch in der Gruppe statt. In den meisten Fällen bleibst du über Nacht in der Klinik. Es gibt aber auch die Möglichkeit einer teilstationären Behandlung (auch Tagesklinik genannt), bei der du jeden Abend nach Hause zurückkehrst.
Die meisten Kliniken haben Wartelisten. In akuten Krisen (z. B., wenn sich dir Selbstmordgedanken aufdrängen) kannst du jedoch immer sofort aufgenommen werden.
Behandlung mit Medikamenten
Unsere Gehirnzellen kommunizieren miteinander über sogenannte Botenstoffe. Bei Menschen, die an Depressionen leiden, sind die Botenstoffe, die für Stimmung und Aktivität zuständig sind (z.B. Serotonin oder Noradrenalin) in ein Ungleichgewicht geraten. Antidepressiva können helfen, dieses Gleichgewicht wiederherzustellen. Je nach Wirkstoff können sie stimmungsaufhellend, angstlösend oder aktivierend wirken. Besonders bei mittelgradigen oder schweren depressiven Episoden hat sich die Kombination aus Psychotherapie und Medikamenten als wirksam erwiesen.
Wenn du mehr über Wirkungen und Nebenwirkungen von Antidepressiva erfahren möchtest, wende dich an deinen Hausarzt oder Psychiater. Stelle alle Fragen, die dir in den Sinn kommen. Gut informiert zu sein ist eine wichtige Voraussetzung, um eine Entscheidung treffen zu können.
Gibt es pflanzliche Präparate, um Depressionen zu behandeln?
Bei leichten depressiven Beschwerden kann Johanniskraut helfen. Auch wenn es sich hierbei um ein pflanzliches Arzneimittel handelt, ist die Rücksprache mit einem Arzt sehr wichtig, denn es kann auch hier zu Nebenwirkungen und Wechselwirkungen kommen. Johanniskraut kann zum Beispiel die Wirkung der Antibabypille beeinflussen.
Depressionen behandeln durch elektrische Impulse
Elektrische Stimulation des Gehirns? Was gefährlich und schmerzhaft klingt, ist tatsächlich eine sichere und nebenwirkungsarme Methode, um schwere oder chronische Depressionen zu behandeln. Bei der sogenannten elektrokonvulsiven Therapie wird das Gehirn unter Kurznarkose über die Kopfhaut für einige Sekunden mit elektrischen Impulsen angeregt. Diese Methode kommt besonders dann zum Einsatz, wenn andere Behandlungen keine Verbesserung erzielt haben.
Schlafentzug: Wachtherapie als Behandlung
Was paradox klingt, ist ebenfalls eine anerkannte Methode zur Linderung depressiver Beschwerden. Bei der sogenannten „Wachtherapie“ wirst du angeleitet, die zweite Nachthälfte oder sogar die gesamte Nacht wach zu bleiben. Die Wirkung erfolgt rasch, ist jedoch meist nicht langanhaltend und wird deshalb hauptsächlich als Ergänzung zu anderen Therapien eingesetzt.
Mit Tageslicht Depressionen behandeln
Wenn depressive Beschwerden immer dann im Jahr auftreten, wenn die Tage kürzer werden, spricht man von saisonalen Depressionen, auch „Winterdepression“ genannt. Insbesondere für diese Depressionsform kann eine Lichttherapie helfen, bei der eine spezielle Tageslichtlampe zum Einsatz kommt.
Können Behandlungen kombiniert werden?
Ja! Das ist sogar eher die Regel als die Ausnahme. Zum Beispiel können bei stärkeren Beschwerden eine Psychotherapie und ein Antidepressivum gemeinsam zum Einsatz kommen. Ein Klinikaufenthalt kann in eine ambulante Psychotherapie übergehen. Ein wissenschaftlich fundierter Online-Kurs kann genutzt werden, um die Wartezeit für eine Psychotherapie zu überbrücken.
Welche Behandlungsmethode ist die richtige?
Welche Behandlung von Depressionen im Einzelfall am wirksamsten ist, ist sehr individuell. Die eigene Persönlichkeit, Präferenzen und Vorerfahrungen spielen eine große Rolle. Manchmal braucht es mehrere Versuche, um die richtige Methode, den richtigen Therapeuten oder das richtige Medikament zu finden. Lass dich nicht entmutigen und habe Geduld. Du bist einzigartig – und genau so ist auch dein Weg.
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