Innerer Frieden: Wie fühlt er sich an?
Innerer Frieden ist ein Zustand, den wir selbst empfinden müssen, um wirklich zu verstehen, was innerer Frieden genau ist. Du kannst es dir so vorstellen: Ich könnte dir zum Beispiel eine Orange beschreiben, ihr Aussehen, ihren Geruch, ihre Konsistenz und ihren Geschmack. Wirklich wissen, was eine Orange ist, wirst du nur, wenn du selbst Erfahrungen mit dieser Frucht gemacht hast.
Um jedoch eine Idee davon zu bekommen, um was es bei innerem Frieden geht, gibt es im Tibetischen Buddhismus einen schönen Vergleich zu einer uns vertrauten Alltagserfahrung:
Anregung
Dein „Couch-Moment”
Stell dir vor, du kommst von einem langen, ereignisreichen und anstrengenden Arbeitstag nach Hause. Du ziehst deine Schuhe aus, läufst zur Couch, setzt dich hin und seufzt genüsslich – heute musst du rein gar nicht mehr tun, es ist alles erledigt. Dein Körper entspannt sich, deine Gedanken haben freien Lauf, du fühlst Ruhe und Frieden. Viele Menschen erleben bei so einem „Couch-Moment” auf ganz natürliche Weise inneren Frieden.
Doch wie kommst du zu dieser direkten Erfahrung inneren Friedens, ohne von der Arbeit nach Hause kommen zu müssen? Und wie hält das Gefühl länger als ein paar Sekunden oder Minuten an?
Innerer Frieden ist in uns
Wie der Begriff schon verrät, geht es bei innerem Frieden um inneren Frieden. Sich das bewusst zu machen, kann hilfreich sein, denn häufig denken wir, dass wir die äußeren Umstände verändern müssen, um inneren Frieden finden zu können. Doch sich in einer ruhigen Umgebung zu befinden, keine Pflichten oder Aufgaben zu haben, ungestört zu sein usw. sind keine Voraussetzungen für inneren Frieden. Wir können ihn immer und überall empfinden. Alles, was wir dazu brauchen, ist unsere Absicht, uns friedvoll zu fühlen und Übung darin, nicht in gewohnter Weise auf unsere Gedanken zu reagieren.
Friedvoller Umgang mit Gedanken
Ob wir inneren Frieden oder innere Unruhe und Unzufriedenheit erleben, ist davon abhängig, wie wir mit unseren Gedanken umgehen. Das bedeutet, es ist nicht einmal notwendig, positiv zu denken. Wenn wir negative Gedanken haben und es schaffen, nicht auf sie einzugehen, können wir unseren inneren Frieden wahren. Nicht auf sie eingehen bedeutet, sie erstens nicht automatisch für wahr zu halten und sie zweitens nicht weiterzuspinnen. Nimm deine Gedanken wahr, lasse sie da sein und verfolge die Gedanken, die du verfolgen möchtest. Verstrickst du dich versehentlich in schwierigen Gedanken, steige aus der Geschichte aus. Zum Beispiel indem du einige Augenblicke lang deinen Körper wahrnimmst. Diese Umgangsweise mit Gedanken braucht Übung, ist aber sehr lohnenswert und wird dir zum Gefühl inneren Friedens verhelfen.
Warum fühlen wir eigentlich keinen inneren Frieden?
Vielleicht bist du etwas verwirrt, dass die Absicht, inneren Frieden zu empfinden und der Umgang mit Gedanken schon die halbe Miete zum inneren Frieden selbst sein soll. Doch wenn wir ehrlich zu uns selbst sind, ist es in vielen Alltagssituationen tatsächlich so, dass unser Wille, uns friedvoll zu fühlen, nicht ausreicht, um diesem Vorhaben nachzugehen. Das liegt unter anderem daran, dass wir unsere Gefühle zur Kommunikation einsetzen.
Mit anderen Worten: In manchen Situationen werden wir ärgerlich oder wütend, um unseren Willen durchzusetzen. Wir sind gestresst und reagieren gereizt, um anderen zu zeigen, dass uns etwas zu viel ist und wir Unterstützung brauchen. Wir erleben Enttäuschung, Eifersucht oder Traurigkeit, um die Zuwendung anderer Menschen zu bekommen.
Friedvoll kommunizieren
Nicht selten haben wir die Befürchtung, dass wenn wir uns ausgeglichen fühlen oder inneren Frieden empfinden, unseren „Drive” verlieren. Das heißt den Wunsch und die Kraft, uns positiv zu verändern und zu verbessern. Vielleicht befürchten wir auch, wir könnten weniger durchsetzungsstark sein, weniger Zuneigung und Aufmerksamkeit bekommen. Doch wenn wir inneren Frieden erleben, dann handeln wir ganz automatisch mehr im Einklang mit unseren Bedürfnissen. Und wir können sie auf eine Art und Weise kommunizieren, die weniger emotionsgeladen ist.
Dafür kannst du erst einmal wahrnehmen, wann zum Beispiel Verärgerung in dir aufsteigt und du ärgerlich reagieren möchtest. Unterdrücke das Gefühl des Ärgers nicht. Aber anstatt automatisch und ungefiltert zu sprechen, kannst du dir darüber klar werden, was du eigentlich möchtest und versuchen, es als Wunsch oder Bitte zu formulieren.
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Es kann natürlich sein, dass du mit einer ruhigen Reaktion nicht das erreichst, was du erreichen möchtest – das ist allerdings auch oftmals der Fall, wenn wir mit allem Ärger und Nachdruck sprechen. Der einzige Unterschied: Du hast dir deinen inneren Frieden bewahrt und das kann sich für dich angenehmer anfühlen.
Ist innerer Frieden langfristig möglich?
Wenn du dich in innerem Frieden übst, wirst du bemerken, dass dieses Gefühl auftaucht und wieder verschwindet. Weil es sich angenehm anfühlt, tendieren wir dazu, es erneut erleben und festhalten zu wollen. Häufig hält uns jedoch genau diese Suche nach innerem Frieden davon ab, loszulassen, entspannter zu werden und uns friedvoll zu fühlen. Wenn du um jeden Preis inneren Frieden fühlen möchtest, kann es sein, dass du verkrampfst und wenn es nicht klappt, fühlst du dich frustriert statt friedvoll.
Du kannst dir inneren Frieden wie einen scheuen Fisch vorstellen. Hältst du die Hand ins Wasser und hältst sie ganz still, schwimmt er zu dir. Fängst du an, nach ihm zu greifen, schwimmt er davon.
Was dabei helfen kann, ist die Vorstellung, dass es weniger darum geht, inneren Frieden durch irgendetwas in dir zu erzeugen. Stattdessen geht es darum, ihn in dir zu entdecken, so als wäre er immer verfügbar und würde nur von anderen Gedanken und Gefühlen überdeckt werden. Wenn es dir schwerfällt, auf diese Weise zu üben, könnten dich vielleicht unsere Artikel zum Thema Geduld lernen und Gelassenheit interessieren.
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