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DiGA-Erfahrungen: 8 Gründe für Online-Therapieprogramme wie HelloBetter

Warum entscheiden sich manche Patientinnen und Patienten für oder gegen eine digitale Gesundheitsanwendungen? Sind DiGA nur eine Alternative, für die sich Betroffene aus Verzweiflung über lange Wartelisten der Vor-Ort-Therapie und fehlender anderer Optionen entscheiden? Tatsächlich ist die Antwort auf diese Fragen nicht ganz einfach, denn sie unterscheidet sich von Person zu Person. Forschungsergebnisse und Umfragen zeigen jedoch, dass einige Personen Online-Therapieprogramme gegenüber einer Vor-Ort-Therapie sogar vorziehen würden. Welche DiGA-Erfahrungen Betroffene und Behandelnde gemacht haben und was ihnen an HelloBetter gefällt, erfahren Sie hier.

Psychotherapeutische Versorgungslage

In Deutschland bleiben je nach Störungsbild etwa 28 – 63 Prozent der von psychischen Erkrankungen betroffenen Personen ohne Therapie. Nicht nur Versorgungslücken spielen dabei eine Rolle, viele Betroffene nehmen keine Hilfe in Anspruch.1 Die Gründe können unterschiedlich sein und von der Angst vor Stigmatisierung bis zu eingeschränkter Mobilität reichen. Digitale Gesundheitsanwendungen sind flächendeckend verfügbar und können dadurch zu einer verbesserten Gesundheitsversorgung beitragen. Dabei ersetzen DiGA die klassische Psychotherapie nicht. Vielmehr eröffnen sie einen Zugang zu therapeutischen Möglichkeiten auch für Betroffene, die bisherige Angebote nicht in Anspruch genommen haben.2 

Report zur Nutzung: Zufriedenheit und Erfahrungen mit DiGA

Für den DiGA-Report 2022 der Techniker Krankenkasse wurden 244 Nutzerinnen und Nutzer telefonisch zu ihren DiGA-Erfahrungen, Nutzungsgewohnheiten sowie ihrer Zufriedenheit befragt. Dabei zeigte sich, dass über die Hälfte der Befragten auch in Zukunft wieder sogenannte „Apps auf Rezept” nutzen würden. 

32 Prozent aller DiGA-Nutzenden gaben an, DiGA aus dem psychotherapeutischen Bereich verwendet zu haben. Dieser Bereich ist mit aktuell 15 DiGA-Zertifizierungen (Stand 12/22) auch der am stärksten vertretene im DiGA-Verzeichnis.3 Grund genug, sich zu fragen, welche Erfahrungen Betroffene mit diesen Online-Therapieprogrammen gemacht haben und welche Vorteile ihnen die DiGA gebracht haben. 

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DiGA-Erfahrungen von Nutzerinnen und Nutzern

Aus zahlreichen Befragungen und Rückmeldungen der Anwenderinnen und Anwender von HelloBetter konnten wir hier einige Gründe zusammenfassen, warum sich Betroffene für eine DiGA entschieden haben und weshalb sie es wieder tun würden.

1Zeitliche und örtliche Flexibilität

Viele Nutzerinnen und Nutzer sind dankbar für die Möglichkeit einer psychotherapeutischen Behandlung, die sich sehr flexibel in ihren Alltag integrieren lässt. Gerade bei berufstätigen Betroffenen kann es schwierig sein, eine Psychotherapie in den Berufsalltag zu integrieren.2 Das Online-Therapieprogramm gibt ihnen die Möglichkeit im eigenen Tempo zu arbeiten und die Empfehlung (von einer Einheit pro Woche) an die persönlichen Bedürfnisse und Kapazitäten anzupassen. Weiterhin gibt das Online-Programm die Möglichkeit, Informationen erneut zu lesen sowie Videos, Audios und Übungen immer wieder zu wiederholen. 

2Selbstwirksamkeit und Selbstständigkeit

Viele Teilnehmende nehmen es als großen Vorteil wahr, selbstbestimmt und eigenständig an den eigenen Problembereichen arbeiten zu können. Betroffene gehen ihre Probleme genau dort an, wo sie auch entstehen – nämlich im Alltag. Durch das alltagsnahe Reflektieren fällt es vielen leichter, die Erkenntnisse und Inhalte dann auch direkt in den Alltag zu übertragen und zu integrieren. Die Visualisierung der Fortschritte und das selbständige Arbeiten fördert in vielen Fällen das Selbstwirksamkeitserleben der Teilnehmenden.  

Außerdem erklärten einige Teilnehmende, dass es ihnen leichter falle, offener mit sich selbst zu sein, wenn sie an einem Online-Therapieprogramm teilnehmen. So hätten sie oft in einer Vor-Ort-Therapie das Gefühl gehabt, Erwartungen erfüllen zu müssen und nicht ganz offen sein zu können. Die Fassade fallen zu lassen, sei für manche Menschen im Online-Setting viel leichter. 

3Verminderte Einstiegshürde

Online-Therapiemöglichkeiten, wie sie durch DiGA geschaffen werden, können eine Therapiemethode für die Menschen sein, die traditionelle Psychotherapie nicht in Anspruch nehmen würden.4 Leider sind psychische Erkrankungen und die Therapie solcher noch immer mit vielen Stigmata verbunden. Teilnehmende berichteten im Nachgang, wie positiv sie es empfunden haben, nicht in die Verlegenheit zu geraten, beim Gang zur Therapiesitzung gesehen zu werden und selbst entscheiden zu können, wem sie davon berichten. In einer Studie von Ebert et al. zeigten sich, dass „Scham” und die „Furcht vor negativen Konsequenzen” häufig genannte Gründe sind, aus denen Betroffene keine Therapieangebote in Anspruch nehmen.5 

Diagramm zu DiGA-Erfahrungen: warum Versorgungsangebote nicht genutzt werden
Ebert, D.D. et al (2019). Barriers of mental health treatment utilization among first-year college students: First cross-national results from the WHO World Mental Health International College Student Initiative. International journal of methods in psychiatric research, 28(2).

4Interaktivität & Individualisierbarkeit

Besonders positiv bewerteten Teilnehmende an den HelloBetter Therapieprogrammen die Interaktivität und die abwechslungsreiche Gestaltung. Die Psychoedukation wird in den Programmen nicht nur über Texte vermittelt, sondern auch in Form von Audios, Videos, Quizformaten und weiteren Formaten. Dadurch werden unterschiedliche Sinneskanäle beim Lernen und Konsolidieren angesprochen. Außerdem kann durch verschiedene Zusatzmodule, eine Tagebuchfunktion, die Toolbox und die Nachrichten der kursbegleitenden Psychologinnen und Psychologen eine hohe Individualisierbarkeit geschaffen werden. Vor allem die Kursbegleitung beschreiben viele Teilnehmende als hilfreich. Hinter dieser verbergen sich Psychotherapeutinnen und Psychotherapeuten in abgeschlossener oder fortgeschrittener Ausbildung, welche Teilnehmenden Feedback geben und auf die Patientensicherheit achten. 

Was sagen Ärztinnen und Psychotherapeuten?

Aber nicht nur von Betroffenen, sondern auch von den verschreibenden Ärztinnen und Psychotherapeuten erheben wir regelmäßig DiGA-Erfahrungen. Auf die Frage, was Behandelnde an HelloBetter DiGA schätzen, wurden folgende weitere Aspekte genannt: 

5Wissenschaftlichkeit

HelloBetter ist ein Unternehmen, das aus universitären Forschungsprojekten heraus entstanden ist. Alle DiGA und auch die anderen Online-Therapie- und Präventionsprogramme sind als Forschungsarbeiten entwickelt und in zahlreichen randomisiert kontrollierten Studien geprüft worden. Besonders geschätzt wird, dass HelloBetter über die Zertifizierungsstudien hinaus noch zusätzliche Forschung zur Wirksamkeit und Wirkmechanismen, Implementierbarkeit und auch hybriden Therapiemodellen betreibt. Dazu arbeitet HelloBetter auch mit international renommierten Experten und Expertinnen zusammen.

6Expertise

Das HelloBetter Team besteht aus zahlreichen Psychologen und Psychotherapeutinnen sowie Ärztinnen, Wissenschaftlern und Spezialisten im Bereich IT, Design und Datenschutz. Dadurch können sowohl wissenschaftlich fundierte als auch sichere und nutzungsfreundliche Online-Therapieprogramme hergestellt werden, in denen das Wohl der Patienten und Patientinnen im Mittelpunkt steht. Zusätzlich stellt HelloBetter seine Expertise auch über die Kurse hinaus zur Verfügung. So gibt es einen Blog, in dem Unterstützung und Aufklärung zu diversen Themen rund um psychische Gesundheit vermittelt wird. Zuletzt konnte auch eine Broschüre für Betroffene des Ukraine-Krieges sowie der Online-Kurs „Stark durch die Krise” zum Umgang mit der COVID-19-Pandemie zur Verfügung gestellt werden. Für Fachkreise bietet HelloBetter regelmäßige CME-Fortbildungen an und stellt weiterführende Informationen in einem Fachblog bereit.

7User Research

Natürlich ist nicht jedes Feedback und jede DiGA-Erfahrung positiv. Deshalb gibt es bei HelloBetter ein eigenes Team für den Bereich User Research. Dabei beschäftigen wir uns fortlaufend mit den Rückmeldungen von Teilnehmenden, um unsere Programme stetig zu verbessern, an die Bedürfnisse anzupassen und gemeinsam neue Ideen zu entwickeln. Zu diesem Zweck wurde der HelloBetter Innovation Circle gegründet. Zudem haben Mitarbeitende von HelloBetter zusammen mit führenden Expertinnen aus dem Bereich User Research maßgebliche Leitlinien für die Einbindung von Patientinnen und Patienten in die Entwicklung digitaler Gesundheitsprodukte für den Spitzenverband Digitale Gesundheitsversorgung e.V. verfasst.

8Blended Care

Von einigen Verschreiberinnen besonders geschätzt sind die in allen HelloBetter Online-Therapieprogrammen gut aufbereitete und laienverständliche Psychoedukation und etablierte Übungen aus der kognitiven Verhaltenstherapie. Das unterstützt einerseits Betroffene, ihre Erkrankung besser zu verstehen und einen hilfreichen Umgang damit zu finden. Zusätzlich schätzen Behandelnde, dass die DiGA mit validierten Fragebögen arbeitet und dadurch einen Symptomverlauf abbilden kann. Dies alles bietet Behandelnden eine gute Möglichkeit, die Online-Therapieprogramme im Rahmen eines Blended-Care-Ansatzes in ihre Therapie einzubinden.6 Wie sie DiGA in der Sprechstunde und in ihren Therapiesitzungen integriert, berichtete uns auch die psychologische Psychotherapeutin Evelyn Beverly Jahn im DiGA-Interview. Seit dem Frühjahr 2022 können DiGA auch im Krankenhaus angewendet werden und die dortige Behandlung unterstützen. 

Wann ist eine DiGA sinnvoll?

Trotz aller Vorteile ist festzuhalten, dass eine DiGA mit hohem Fokus auf Selbsthilfe nicht für jeden Patienten eine geeignete und attraktive Lösung ist.4 Es sind ein gewisser Grad an digitaler Kompetenz und Offenheit sowie ein gewisses Maß an Selbststeuerungsfähigkeit notwendig. Gerade zu Beginn kann es z. B. durch die Problemaktualisierung zu einer Symptomverschlechterung kommen und bei Non-Respondern kann sich eine negative Einstellung gegenüber psychologischen Interventionen entwickeln. Demgegenüber stehen jedoch zahlreiche Vorteile, da DiGA ein evidenzbasiertes niedrigschwelliges Angebot bieten, das einen Einstieg in die Psychotherapie fördern kann. Die Online-Therapieprogramme sind schnell verfügbar, anonym, orts- und zeitunabhängig und fördern Ressourcenaktivierung und Selbstwirksamkeitsteigerung im Alltag.

Für Menschen, die offen gegenüber einer digitalen Therapie sind, kann diese Form der Therapie genauso wirksam sein” – davon berichtet auch Anne Etzelmüller im Interview zur Wirksamkeit von DiGA.

Ob eine alleinige oder verzahnte Psychotherapie mittels DiGA infrage kommt, sollte im Gespräch zusammen mit den Betroffenen erarbeitet werden. Weitere hilfreiche Tipps für die DiGA-Beratung, die Einbindung von DiGA in die Praxis sowie Chancen und Grenzen von Online-Kursen haben wir Ihnen in unserem Leitfaden für Digitale Gesundheitsanwendungen zusammengestellt.

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  • Quellennachweis
    1. Jacobi, F., Höfler, M., Strehle, J., Mack, S., Gerschler, A., Scholl, L., Busch, M. A., et al (2014). Psychische Störungen in der Allgemeinbevölkerung. Nervenarzt, 85:77–87. doi: 10.1007/s00115-013-3961-y 
    2. Paganini, S., Lin, J., Ebert, D. D., Baumeister, H. (2016). Internet- und mobilebasierte Intervention bei psychischen Störungen. NeuroTransmitter, Ausgabe 27(1), S. 48-55. 
    3. TK-DiGA-Report 2022 – Erste Bilanz der Apps auf Rezept. Abgerufen von: https://www.tk.de/resource/blob/2125312/b578c898fdcc875f65198342ee56869a/kernaussagen-diga-report-2022-data.pdf 
    4. Etzelmüller, A., Radkovsky, A., Hannig, W., Berking, M., Ebert, D. D. (2018). Patient’s experience with blended video- and internet based cognitive behavioural therapy service in routine care. Internet Interventions, Volume 12, Pages 165-175. doi: https://doi.org/10.1016/j.invent.2018.01.003
    5. Ebert, D. D. et al. (2019). Barriers of mental health treatment utilization among first year college students: First cross national results from the WHO World Mental Health International College Student Initiative. International Journal of Methods in Psychiatric Research, 28(2). doi: 10.1002/mpr.1782
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