Was es mit den Zweifeln auf sich hat
Schneller, höher, besser: Oft treiben wir uns an, möglichst schnell eine möglichst gute Leistung zu erbringen. Zweifel? – Keine Zeit. Dabei können sie in vielen Lebensbereichen wichtig sein. Nur wenn wir uns und unsere Umwelt hinterfragen, können wir unser Verhalten anpassen und unser Leben nach unseren Vorstellungen gestalten: „Möchte ich das wirklich? Führt mich der Weg, den ich gerade gehe, zu diesem Ziel?” So wie sich die Welt im ständigen Wandel befindet, ist es wichtig, auch unsere Einstellungen und Ansichten regelmäßig zu überprüfen. Das kann schwerfallen, denn Zweifel und Unsicherheit fühlen sich meist unangenehm an.
Ist das normal?
Oft sind es Selbstzweifel, die uns quälen. So beschleicht uns manchmal das Gefühl, für eine bestimmte Aufgabe nicht geeignet, oder schlichtweg nicht gut genug zu sein. Es kann aber auch vorkommen, dass wir an unseren Gefühlen zu einer anderen Person oder an unserer Beziehung im Allgemeinen zweifeln. Dabei gilt:
Ab und zu an deinen Gefühlen zu zweifeln, ist durchaus normal und du bist damit nicht alleine. Die Zweifel können sogar gut sein: Häufig bringen sie uns dazu, unsere Partnerschaft einem kleinen Check-up zu unterziehen.
Vielleicht fällt dir dabei auf, dass dir etwas fehlt und du dir zum Beispiel mehr Zweisamkeit wünschst. Oder aber mehr Zeit für dich. Wichtig ist es, einen offenen Umgang mit deinen Zweifeln zu finden. Sprich mit deinem Partner oder deiner Partnerin. Vielleicht geht eure Beziehung gestärkt aus den Zweifeln hervor.
Depression und Zweifel an Gefühlen – wie hängt das zusammen?
Mit Depressionen geht oft nicht nur die Verbundenheit zu sich selbst, sondern auch die zum Partner oder zur Partnerin verloren. Aus einem „Ich liebe dich“ wird so häufig ein „Liebe ich dich?“. Wie wir gerade herausgefunden haben, ist es normal, hin und wieder zu zweifeln. Leiden wir an einer Depression, können sich diese Zweifel jedoch verstärken und anhalten.
Aber wie kommt es dazu? Am Tag gehen uns etwa 60.000 Gedanken durch den Kopf: positive und negative, darunter auch viele Zweifel. Meist hängt es von unserem allgemeinen Befinden ab, welchen Gedanken wir unsere Aufmerksamkeit schenken. Sind wir glücklich, ist es, als würden wir die Welt durch eine rosarote Brille betrachten. Alles strahlt, alles ist bunt – wir fokussieren uns auf die positiven Gedanken. Leiden wir an einer Depression, ist das anders. Es scheint, als trenne uns eine Milchglasscheibe von unseren Gefühlen. Und auch die Gedanken können so getrübt sein, dass nichts mehr wichtig, nichts mehr gut erscheint. Es ist, als hätten wir einen Negativ-Zoom entwickelt: Unsere unangenehmen Gefühle und Gedanken stehen im Fokus und die angenehmen rücken in den Hintergrund. Im Diagramm siehst du, welche Folgen das für eine Beziehung haben kann.
Wenn Zweifel an Gefühlen die Beziehung belasten
Wenn Zweifel und negative Gedanken auch vor der Beziehung keinen Halt machen, kann das nicht nur den Betroffenen, sondern genauso die Liebsten belasten. Während Menschen mit Depressionen sich zurückziehen, fühlt sich das Gegenüber oft für die Genesung verantwortlich. Überforderung, Antriebslosigkeit und Zukunftsängste können auf beiden Seiten die Folge sein. Häufig fällt es schwer, den Angehörigen mit einer Depression richtig zu unterstützen. Betroffene fragen sich infolgedessen zum Beispiel: „Bin ich schuld?“ Nicht selten zerbricht die Partnerschaft an den Herausforderungen der Depression. Daher ist es in einer Beziehung mit einem depressiven Partner wichtig, dass beide Seiten einen guten Umgang mit der Erkrankung finden.
Mit Depressionen und Zweifeln an Gefühlen umgehen
Zweifel an Gefühlen sind keine Seltenheit. Wenn sie jedoch nicht nur zu Besuch vorbeischauen oder sich verändern lassen, sondern sich in unserem Kopf festsetzen und unsere Beziehung belasten, ist es wichtig, aktiv zu werden. Mit den 3 folgenden Tipps zeigen wir dir, wie du mit Zweifeln an Gefühlen umgehen kannst.
1Die Zweifel annehmen
Besonders bei Depressionen fühlen sich Menschen unangenehmen Gedanken und dem Zweifel an Gefühlen oft hilflos ausgeliefert. Dann kann es dazu kommen, dass wir versuchen, diese zu unterdrücken oder durch ein bewusstes Ablenken loszuwerden. Leider führt das auf lange Sicht häufig zu einem gegenteiligen Effekt. Die Zweifel werden präsenter und wir fühlen uns regelrecht von ihnen verfolgt. Also starten wir damit, nach schnellen Lösungen zu suchen und verlieren uns dabei in einem endlosen Gedankenkarussell. Ein hilfreicher Gedanke für solche Momente lautet: „Ich muss das jetzt nicht lösen.”
Wichtig ist, die entsprechenden Gedanken anzunehmen, ihre Bewertung zu verändern und sie dann wieder loszulassen. Versuche auch, dir klarzumachen: du bist nicht deine Gedanken!
2Sich dem Partner oder der Partnerin öffnen
„Communication is key!” Ein offener Umgang mit den eigenen Gefühlen und Gedanken ist ein Schlüssel zu einer gesunden Beziehung. Wenn du also an deinen Gefühlen zweifelst, hilft es dir vielleicht, dich deinem Partner oder deiner Partnerin anzuvertrauen. Die Zweifel auszusprechen kann sich sehr befreiend anfühlen. Darum können auch Gespräche mit anderen vertrauten Personen hilfreich sein. Zusammen könnt ihr herausfinden, wie ihr mit den Zweifeln umgehen möchtet. Als Partner oder Partnerin kann es zudem helfen, über den Zusammenhang von Depressionen und Zweifeln an Gefühlen Bescheid zu wissen, um die Ursache der Gedanken nicht bei sich selbst zu suchen.
Vielleicht hilft es außerdem, sich vor Augen zu halten: Wenn die Depression überwunden ist, bleibt immer noch genug Zeit, sich um die Zweifel zu kümmern. Geht gemeinsam einen Schritt nach dem anderen.
3Gutes wertschätzen
Auch wenn die Welt bei Depressionen in eine dunkle Wolke gehüllt scheint, können wir manchmal ein paar Sonnenstrahlen entdecken. Ähnlich ist es mit den Zweifeln. Oft zweifeln wir nicht nur an unseren Gefühlen, sondern an der gesamten Beziehung. All die Dinge, aus denen unsere Liebe erwachsen ist, scheinen verloren.
Häufig ist es aber unser eigener Blick, der getrübt ist – wir sehen verschwommen. Dabei ist der Mensch, für den wir uns entschieden haben, noch derselbe.
Hier kann es helfen, sich zu erinnern, warum du dich in deinen Partner oder deine Partnerin verliebt hast. Welche kleinen Dinge hast du geschätzt? Was hat dich an diesem Menschen fasziniert? Bei genauerem Hinsehen kannst du vielleicht feststellen, dass viele dieser Dinge noch immer vorhanden sind.
Wenn du Lust hast, schreibe ein kleines Dankbarkeitstagebuch zu eurer Beziehung. Notiere dafür jeden Tag 3 Dinge, die du an deinem Partner oder deiner Partnerin schätzt. Dinge, für die du dankbar ist. Oft verändern sich mit unserem Fokus dann auch unsere Gedanken.
Was, wenn das nicht reicht?
Du hast das Gefühl, in deinen Zweifeln gefangen zu sein? Menschen mit Depressionen sehen manchmal keinen Ausweg und empfinden eine lähmende Hoffnungslosigkeit. Bist du davon betroffen, ist es wichtig, dir umgehend externe Hilfe zu suchen. Das kannst du auch mit deinem Partner oder deiner Partnerin gemeinsam machen. Unterstützung kannst du in einer ambulanten Psychotherapie, in Selbsthilfegruppen oder einem passenden Online-Therapieprogramm finden. Unser Artikel „Wie finde ich einen Psychotherapieplatz?” kann dir bei deiner Suche helfen.
Vielleicht ist auch unser Online-Kurs HelloBetter Depression das Richtige für dich. Hier unterstützen wir dich dabei, einen neuen Umgang mit belastenden Gedanken und Sorgen zu finden und dein Wohlbefinden nachhaltig zu steigern. Wenn du neugierig bist, schau dir gerne den Erfahrungsbericht „Meine Erfahrungen mit HelloBetter Depression” an und finde heraus, wie eine Betroffene unseren Kurs erlebt hat.
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