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Klimaangst – 5 Strategien gegen die Angst vor dem Klimawandel

Die Meeresspiegel steigen, Wüstengebiete breiten sich aus, die Artenvielfalt schwindet – können wir da überhaupt noch etwas tun? Die drängenden Fragen zum Klimawandel und die ständige Flut an negativen Nachrichten können bei einigen von uns zu einem tiefen Gefühl der Verzweiflung und Hilflosigkeit führen. Dieses als Klimaangst oder Eco Anxiety bekannte Gefühl betrifft immer mehr Menschen weltweit, vor allem der jüngeren Generationen. Aber was genau ist eigentlich Klimaangst und wie können wir damit umgehen? In unserem Artikel erfährst du, was dahinter steckt und welche psychologischen Strategien dir helfen können, wenn du gerade mit Ohnmachtsgefühlen, Hilflosigkeit und Ängsten rund um den Klimawandel kämpfst.

Was versteht man in der Psychologie unter Klimaangst?

Klimaangst, aus dem Englischen als Eco Anxiety bekannt, beschreibt die intensiven Sorgen und Ängste, die Menschen in Bezug auf den Klimawandel und dessen Folgen erleben. Wichtig anzumerken ist, dass die Klimaangst keine Diagnose im eigentlichen Sinn ist, sondern ein psychologisches Phänomen. Das heißt, es ist keine Form der Angststörung, wie zum Beispiel die Angst vor Spinnen (Spinnenphobie) oder engen Räumen (Klaustrophobie). Vielmehr steckt dahinter – im Gegensatz zur mehr oder weniger irrationalen Spinnenphobie – die Angst, vor einer tatsächlich ganz realen Bedrohung unserer Zukunft. Und diese Art der Zukunftsangst erleben zunehmend mehr Menschen. Prinzipiell kann Klimaangst Menschen jeden Alters und jeder Herkunft betreffen. Wissenschaftliche Studien zeigen jedoch, dass vor allem jüngere Menschen und Menschen mit einem hohen Umweltbewusstsein besonders betroffen sind. 

Was sind typische Anzeichen für Klimaangst?

Da die Klimaangst keine Diagnose ist, gibt es auch keine festgelegten Kriterien dafür, welche Symptome auftreten. Trotzdem kann man verschiedene Gemeinsamkeiten bei Betroffenen erkennen. Typische Anzeichen für Klimaangst umfassen die ständige Sorge um die Zukunft und das Gefühl von Hilflosigkeit gegenüber den Klimaereignissen. Auch erleben sie manchmal Schlafstörungen, Konzentrationsprobleme und depressive Verstimmungen. Betroffene ziehen sich oft zurück, kapitulieren innerlich und haben das Gefühl, dass ihre eigenen Bemühungen zur Bekämpfung des Klimawandels nicht ausreichen. Dabei gibt es auch Überschneidungen zum sogenannten Weltschmerz – einem Gefühl der Trauer und Resignation angesichts globaler Probleme, auf die wir eben nur bedingt Einfluss haben.

5 Tipps im Umgang mit der Angst vor dem Klimawandel

Klimaangst und die damit einhergehenden Sorgen und Emotionen können eine große Belastung für die Betroffenen darstellen. Um diese Belastung zu reduzieren und einen besseren Umgang mit deiner Klimaangst zu erlernen, zeigen wir dir 5 Strategien aus der Psychologie:

1Medien-Pausen im Alltag

Soziale Medien, Radio und TV – überall werden wir von den schlechten Nachrichten rund um die Klimakrise verfolgt. Da ist es ganz verständlich, dass es schwer ist, die Ängste und Sorgen auch mal loszulassen. Deshalb kann es hilfreich sein, immer wieder eine Medien-Pause im Alltag einzulegen. Diese Pause kannst du dann vielleicht auch nutzen, um Zeit im Grünen zu verbringen. Ein Spaziergang kann wahre Wunder für unser Wohlbefinden bewirken. Abseits von Bildschirmen und ständiger Negativ-Berichterstattung bietet die Natur eine kleine erholsame Auszeit. Solche Momente fernab von digitalen Ablenkungen sind entscheidend, um unsere mentale Gesundheit zu fördern und neue Energie zu tanken. Helfen kann dir möglicherweise ein Zeit-Limit für den Gebrauch einer App wie zum Beispiel Instagram einzustellen.

2Austausch über die Angst vor dem Klimawandel

Wenn du unter Sorgen und Angst im Bezug auf den Klimawandel leidest, dann kann es hilfreich sein, dich mit anderen Betroffenen auszutauschen. Durch das Teilen deiner Gedanken und Sorgen zur Klimakrise kannst du emotionale Unterstützung erhalten und ein Gefühl der Gemeinschaftlichkeit stärken. Wenn du dich mit anderen über persönliche Bewältigungsstrategien, nachhaltige Lebensweisen und kollektive Aktionen austauschst, kannst du damit dein eigenes Wohlbefinden verbessern und außerdem auch das Gefühl verstärken, dass du mit anderen zusammen aktiv etwas unternimmst. Solche Gespräche können beispielsweise in Selbsthilfegruppen (etwa über Klimatreffs), Online-Foren, mit Freund:innen, in der Schule oder im Studium sowie bei Treffen von Umweltorganisationen stattfinden.

3Gefühlen zu Klimaangst Raum geben

Der Schlüssel im Umgang mit Gefühlen liegt darin, ihnen auch Raum zu geben. Es ist für dich als einzelne Person leider nicht möglich, die Probleme rund um den Klimawandel vollständig zu lösen und sich dadurch wieder gut zu fühlen. Die Herausforderungen sind zu groß und bedürfen einem Wandel in unserer gesamten Gesellschaft. Trotzdem ist es wichtig, dass du deinen Gefühlen einen Raum und die Erlaubnis da zu sein gibst.

In Momenten, in denen dich die Klimaangst überkommt, sage dir selbst einen wohlwollenden Satz wie etwa: „Ich fühle mich gerade ängstlich/wütend/hilflos/frustriert und das ist okay.”

Das heißt nicht, dass das Gefühl nie mehr veränderbar ist oder dass du es gut finden musst. Aber indem du dir die Erlaubnis gibst zu fühlen, was du eben gerade fühlst, kannst du bereits Entlastung erleben.

4Selbstfürsorge

Selbstfürsorge ist wichtig, um die eigenen Grenzen zu erkennen, zu akzeptieren und unsere eigene Rolle im Bezug auf den Klimawandel zu verstehen. Gerade weil die Probleme rund um die Klimakrise unüberschaubar groß erscheinen können, ist es wichtig, dass du den Blick auf dich selbst nicht verlierst.

Frage dich: Was brauche ich, um meine Kraftreserven wieder aufzutanken? Wie gehe ich mit Stress durch angstauslösende Nachrichten um?

Vielleicht kann es dir helfen, Achtsamkeits- und Entspannungsübungen regelmäßig zu üben und anzuwenden. So hast du auch in akuten Stressmomenten eine kleine Notfallhilfe an der Hand.

Eine einfache Übung kann die 4-7-8-Atmung sein. Hierbei atmest du ein, während du bis 4 zählst, du hältst den Atem, während du bis 7 zählst und atmest aus, während du bis 8 zählst. Mach das ein paar Runden, bis du merkst, dass dein Puls sich beruhigt und der Stress abflacht. 

Eine andere Übung ist die 5-Sinne-Übung: Hierbei fokussierst du dich zunächst auf 5 Dinge, die du sehen kannst, danach benennst du 4 Dinge, die du hören kannst. Suche dir als Nächstes 3 Dinge, die du fühlen kannst. Zuletzt richtest du deine Aufmerksamkeit auf 2 Dinge, die du riechen kannst und eine Sache, die du schmecken kannst. 

5Verschiebe den Fokus vom Fuß- zum Handabdruck

Viele wissen inzwischen, wie sie nachhaltiger leben können und nutzen den ökologischen Fußabdruck als Orientierung. Während der Fußabdruck als Maßstab deutlich machen soll, welche ökologischen Ressourcen eine Person verbraucht, bezieht sich der Handabdruck darauf, welche positiven ökologischen Auswirkungen das eigene Handeln hat. Der Handabdruck zeigt auf, wie viele Treibhausgase durch das eigene Verhalten schon vermieden wurden (zum Beispiel durch privates Verhalten, politisches Engagement oder berufliches Handeln in Entscheidungspositionen). 

Fokussiere dich darauf, wo du einen Unterschied machst und mit deinem Handeln auch andere beeinflusst. Das kann das gemeinsame vegane Kochen mit Freund:innen sein, indem du dich für pflanzenbetonte Gerichte in der Kantine starkmachst, eine Kleidertauschbörse organisierst oder in der Hausgemeinschaft die Fassadenbegrünung initiierst. Indem du dich auf deinen ökologischen Handabdruck fokussierst, kannst du dir deinen ganz persönlichen positiven Einfluss deutlich machen und ihn vergrößern.

Wo bekomme ich Hilfe?

Klimaangst ist zwar keine psychische Erkrankung, denn die Klimakrise ist eine reale Bedrohung und die Angst vor dem Klimawandel daher zum Teil gerechtfertigt. Aber auch wenn Klimaangst keine eigenständige Diagnose bildet, ist sie dennoch ein ernst zu nehmender Stressfaktor, der langfristig die psychische Gesundheit beeinträchtigen kann. Damit die Angst nicht die Oberhand gewinnt, ist es wichtig, dass du auf deine eigenen Grenzen achtest, Selbstfürsorge betreibst, den Austausch mit Gleichgesinnten suchst und dir ausreichend Pausen nimmst. 

Wenn du dich häufig von der Klimaangst überwältigt fühlst und im Alltag deutlich darunter leidest, kann es auch sinnvoll sein, dir professionelle Unterstützung im Rahmen einer Psychotherapie suchen. In einer solchen kannst du herausfinden, wie du besser mit deinen Ängsten und Sorgen umgehen und so Stress reduzieren kannst. Wie du eine Psychotherapie findest, erfährst du auf unserem Blog. 

Merkst du, dass du aufgrund deiner Klimaangst viel Stress erlebst? Oder arbeitest du sogar im Nachhaltigkeitsbereich und hast Sorge, ein Burnout zu entwickeln? Dann kann dir unser kostenfreier Online-Therapiekurs HelloBetter Stress und Burnout möglicherweise eine schnelle und wirksame Soforthilfe bieten. Im Online-Therapiekurs lernst du durch Strategien aus der kognitiven Verhaltenstherapie, wie du mit lösbaren und unlösbaren Problemen umgehen kannst und dich aktiv um deine Selbstfürsorge und dein psychisches Wohlbefinden kümmerst. Das Beste: Der Online-Therapiekurs wird von deiner Krankenkasse bezahlt. So kannst du deine Resilienz stärken, damit du dich auch weiterhin für die Umwelt engagieren kannst.

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  • Quellennachweis

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    Verplanken, B., Marks, E. & Dobromir, A. I. (2020). On the nature of eco-anxiety: How constructive or unconstructive is habitual worry about global warming? Journal Of Environmental Psychology, 72, 101528. https://doi.org/10.1016/j.jenvp.2020.101528

    Pihkala, P. (2020). Eco-anxiety and environmental education. Sustainability, 12(23), 10149. https://doi.org/10.3390/su122310149

    Wullenkord, M. C., Tröger, J., Hamann, K. R. S., & others. (2021). Anxiety and climate change: A validation of the Climate Anxiety Scale in a German-speaking quota sample and an investigation of psychological correlates. Climatic Change, 168(20). https://doi.org/10.1007/s10584-021-03234-6

    Baudon, P., & Jachens, L. (2021). A Scoping Review of Interventions for Eco-Anxiety. Sustainability, 12(23), 10149. https://doi.org/10.3390/su122310149

    Oekom Verlag. (abgerufen am 30.08.24). Die Gemeinschaft macht uns stark – auch in der Klimakrise. Oekom. https://www.oekom.de/beitrag/die-gemeinschaft-macht-uns-stark-auch-in-der-klimakrise-419

    Calm. (abgerufen am 30.08.24). Coping with Eco-Anxiety: Tips and Tools. Calm Blog. https://www.calm.com/blog/eco-anxiety-coping-tips

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