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Weltschmerz – wenn die Seele leidet

Wenn die Benachrichtigung unserer News-App ertönt und unser Handydisplay aufleuchtet, finden wir darauf selten gute Nachrichten: Klimawandel, Kriege und Armut – die Welt leidet und mit ihr oft auch wir. Die Stimmung ist getrübt, wir fühlen uns machtlos und ein beklemmendes Gefühl macht sich in unserer Brust breit. Manchmal ist es sogar so stark, als wären wir selbst von den Schreckensnachrichten betroffen. Die Rede ist von Weltschmerz. Was es damit auf sich hat und wie du deine Seele entlasten kannst, erfährst du in diesem Artikel.

Eine Definition von Weltschmerz: Was bedeutet das? 

Im Duden wird unter dem Begriff Weltschmerz eine seelische Grundstimmung von prägendem Schmerz und Traurigkeit verstanden. Auch das Leiden an der Welt und ihrer Unzulänglichkeit hinsichtlich der eigenen Wünsche und Erwartungen ist Teil der Definition. Aber was heißt das eigentlich genau?

» Imagine all the people
Living life in peace
You may say I’m a dreamer
But I’m not the only one
I hope someday you’ll join us
And the world will be as one «

Auszug aus: Imagine – John Lennon

Nicht nur John Lennon, auch wir haben oft eine Wunschvorstellung davon, wie die Welt, in der wir leben, aussehen soll. Dabei streben die allermeisten vor allem nach Sicherheit, Frieden und liebevollen Verbindungen. Schalten wir dann am Abend die Nachrichten ein, fällt uns auf: Realität und Idealbild klaffen oft weit auseinander. Umweltkatastrophen, politische Krisen und Gewalt stehen unserem Wunsch nach Freiheit und Harmonie bewaffnet gegenüber. Und wir: Wir fühlen uns ohnmächtig, betäubt von dem Gefühl, diese Kluft mit keinem Mittel überwinden zu können. Schon sind wir mittendrin: gefangen im Weltschmerz. 

Wer leidet an Weltschmerz?

Die Millennial Survey 2019 von Deloitte konnte zeigen, dass vor allem Millennials, also Personen, die im Zeitraum der frühen 1980er bis zu den späten 1990er Jahren geboren wurden, von Weltschmerz betroffen sind. Größtes Leidensthema: der Klimawandel. 

Ist Weltschmerz ein Phänomen der Psychologie?

Um das Phänomen Weltschmerz besser verstehen zu können, schauen wir uns einmal an, wie wir auf die Negativnachrichten reagieren. Berichte über die Bedrohungen in der Welt bedeuten für uns und unsere Psyche nämlich erst einmal „Gefahr” und können zu intensivem Stress führen. 

Bei Stress wird unser Körper aktiv: Er mobilisiert unsere Kräfte und macht uns handlungsbereit – der gesamte Organismus befindet sich in Alarmbereitschaft. Dabei unterscheidet unser Gehirn nicht, ob unser Überleben durch die Krisennachrichten tatsächlich gefährdet oder die Gefahr kilometerweit entfernt ist. Mit geschärften Sinnen richten wir unsere Aufmerksamkeit auf die Ereignisse, die mit der potenziellen Bedrohung verknüpft sind. Das kann dazu führen, dass wir negative Nachrichten oft umso stärker wahrnehmen.

Auch wenn das Empfinden von Weltschmerz nicht davon abhängt, ob wir direkt von dem Unglück betroffen sind, fühlen wir uns meist vor allem mit dem Leid verbunden, zu dem wir eine „persönliche Beziehung” haben. Waren zum Beispiel Menschen aus deinem Umfeld unmittelbar von der Hochwasserkatastrophe in Deutschland betroffen, fühlst du hier womöglich einen besonderen Weltschmerz. 

Von den Wellen erschlagen: Folgen der Nachrichtenflut

News an allen Ecken: Mit den Nachrichten-Kanälen auf Social Media, den Push-Mitteilungen unserer Nachrichten Apps und der Tagesschau am Abend fühlen wir uns schnell von einer Lawine an Schreckensnachrichten übermannt. Wie wir gesehen haben, können uns die News über ständig lauernde Gefahren mächtig in Stress versetzen. 

Hält die Flut an Negativnachrichten dann an, ist also auch unser Stresslevel dauerhaft erhöht. Wir stehen unter chronischem Stress. Dieser Dauerstress verlangt Körper und Psyche einiges an Energie ab. Das kann so weit gehen, dass Stress und Depressionen Hand in Hand gehen.

Weltschmerz und Depression

Wenn wir unter Stress stehen, fühlen wir uns oft ausgelaugt, antriebslos und müde. Gleichzeitig sind Körper und Psyche angespannt. Denn wir verlieren uns in einem Gedankenkarussell und geraten in ein endloses Grübeln über die Ungerechtigkeiten dieser Welt. Fühlen wir uns dann in den Weltschmerz hinein, kann uns der Gedanke, keine unserer Handlungen könne diese Welt retten, in tiefe Täler der Verzweiflung führen. Vielleicht fragen wir uns sogar „Ist das noch der Weltschmerz oder bin ich depressiv?”

Hier ist es wichtig zu wissen: Durch Weltschmerz ausgelöster Stress und Depressionen machen sich zwar ähnlich bemerkbar, sind aber nicht dasselbe! Der Schmerz über die Unzulänglichkeit dieser Welt kann uns in eine lähmende Hoffnungslosigkeit versetzen. Auf Zeiten der Hilflosigkeit folgen allerdings meist auch wieder schnell Zeiten der Motivation und Aktivität. 

Im Gegensatz zum Weltschmerz handelt es sich bei einer Depression um eine psychische Erkrankung. Dabei bestehen die Hoffnungslosigkeit, die Antriebslosigkeit und eine Vielzahl an weiteren Symptomen über einen Zeitraum von mindestens 14 Tagen. Die Beschwerden treten dabei von äußeren Umständen unbeeinflusst auf. 

Nichtsdestotrotz sollten wir unsere Empfindungen im Auge behalten. Dauert der Schmerz an, kann das auf eine entstehende Depression hinweisen. Unser HelloBetter Online-Kurs „Depression Prävention” kann dir dabei helfen, frühe Warnzeichen zu erkennen und dich vor einer Depression zu schützen. 

Die Belastung überwinden

Wir zeigen dir mit drei Tipps und einer einfachen Meditationsübung, wie du dich ein Stück vom Weltschmerz befreien und zu mehr innerem Frieden finden kannst. 

1Akzeptieren

Oft fällt es uns schwer, Zustände der Ungerechtigkeit zu akzeptieren, weil es sich für uns so anfühlt, als würden wir ihnen damit zustimmen. Aber: Akzeptanz heißt nicht Zustimmung, sondern bedeutet vielmehr ein achtsames Wahrnehmen der Wirklichkeit. Akzeptieren wir Ereignisse, auch wenn sie für uns belastend sind, geben wir uns mehr Zeit, aktiv zu werden. Ein sofortiger Widerstand kostet Kraft – Kraft, die uns dann für nachhaltige Veränderungen fehlt.

2Aktiv werden

Die gute Nachricht: Auch wenn wir uns in dieser großen Welt manchmal ganz klein fühlen, können wir alle etwas bewirken. Überlege, mit welchen Veränderungen du die Welt ein kleines Stückchen besser machen kannst. Vielleicht ist das eine kleine Spende an eine Organisation, die deinen Werten entspricht oder du kannst mit deinem besonderen Talent ehrenamtlich aktiv werden. Auch kleine Handlungen im Alltag, wie ein bewusster Umgang mit Lebensmitteln und Kleidung, kann Großes bewirken. 

3Achtsam konsumieren

Wie bei vielem gilt auch bei Negativnachrichten die Regel: Die Menge macht das Gift. Haben wir auch in den sozialen Medien viele Nachrichten-Kanäle abonniert, prasselt unter Umständen eine Flut an Schreckensnachrichten ungefiltert auf uns nieder. Hier kann es helfen, den Kurs vom stürmischen Ozean hin zu ruhigeren Gewässern zu lenken und die News-Updates auf eine andere App zu verlagern. Auch ein Deaktivieren der Push-Mitteilungen gibt uns mehr Kontrolle darüber, wann und wie wir uns informieren möchten.

Übung

Sich verbunden fühlen via Metta-Meditation

Die Metta-Meditation gilt als eine der ältesten Formen der buddhistischen Meditation. Sie wird auch die Meditation der liebevollen Güte, im englischen „loving kindness” genannt. Es geht also um die Liebe. Durch das Wiederholen bestimmter Sätze soll eine wohlwollende und liebevolle Haltung gegenüber der Welt und allen Lebewesen erreicht werden. Vor allem beim Weltschmerz kann dir die Übung dabei helfen, auch negative Emotionen zuzulassen und dich und die Menschen um dich herum bedingungslos anzunehmen. 

Die klassische Metta-Meditation besteht aus fünf Phasen, in der verschiedene Mantras wiederholt werden. Hierbei handelt es sich um Sätze, die liebevolle Gefühle in dir hervorrufen können. Du kannst aus den vorgeschlagenen Sätzen wählen oder eigene Sätze kreieren: 

Bevor wir uns den einzelnen Schritten widmen, such dir eine ruhige Umgebung und begib dich in eine für dich entspannte Position. Das kann eine liegende Haltung oder der Sitz auf einem Stuhl oder im Schneidersitz sein. Schau, was sich für dich gut anfühlt. Dann atme ein paar Mal tief ein und aus und nimm dir die Zeit, die du brauchst, um bei dir anzukommen.

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