Was ist Downshifting eigentlich?
Die wörtlich übersetzte Bedeutung von Downshifting ist „herunterschalten“. Downshifting bezieht sich auf einen Lebensstil, bei dem jemand seinen Konsum hinterfragt und seine Prioritäten im Leben ändert, um ein einfacheres und erfüllteres Leben zu führen. Das kann bedeuten, dass man eine langsamere Lebensweise einhält, weniger Geld ausgibt oder weniger Zeit mit Arbeit verbringt, die dann für Freunde, Familie und Hobbys zur Verfügung steht. Es geht darum, den Fokus auf die wichtigsten Dinge im Leben zu richten und sich von persönlichen Stressfaktoren und materiellen Besitztümern zu befreien.
Im Berufskontext wurde dieser Begriff bereits in den Neunzigerjahren vom Wirtschaftsphilosophen und Mitbegründer der London Business School, Charles B. Handy, geprägt. Spätestens heute ist das Konzept auch in Deutschland angekommen. Beim Downshifting im Job geht es darum, beruflich einen Schritt zurückzutreten. Das kann bedeuten, weniger Stunden zu arbeiten, Aufgabenbereiche abzugeben oder auf eine Beförderung zu verzichten.
Was sind Gründe für Downshifting im Job?
Aber warum entscheiden sich manche überhaupt für Downshifting im Beruf? Für die einen können das gesundheitliche Gründe sein, für andere kann der Wunsch nach Selbstverwirklichung neben der Arbeit oder mehr Zeit für die Familie im Vordergrund stehen. Im Nachfolgenden gehen wir auf häufig genannte Gründe ein, aber natürlich kann es noch viele andere geben, die hier nicht aufgeführt werden.
1Stress und Überlastung – Auswirkungen auf die Gesundheit
Menschen im mittleren Lebensalter verbringen im Durchschnitt die Hälfte ihrer wachen Lebenszeit bei der Arbeit. Für manche ist es auch noch deutlich mehr. Gleichzeitig hat eine Stressstudie der Techniker Krankenkasse gezeigt, dass die Nummer 1 Stressursache der Deutschen der Stress durch Arbeit, Schule oder Studium sind. Ständige Erreichbarkeit, zu viele Termine und Leistungsdruck – je mehr dieser Faktoren zusammenkommen, desto höher ist oft die Überlastung. Und knapp jeder Dritte hat das Gefühl, dass Familie oder Freunde wegen der Arbeit zu kurz kommen. Dahinter kann sich ein Ungleichgewicht zwischen Arbeit und Privatleben – besser bekannt als eine unausgewogene Work-Life-Balance – verbergen.
Gut zu wissen
Anzeichen eines Burnouts
Gesundheitliche Risiken, die mit chronischem Stress im Beruf einhergehen, können auf Dauer verschiedene Erkrankungen wie ein Burnout mit sich bringen. Anzeichen dafür, dass du krank durch Stress bist, können eine Dauermüdigkeit und Erschöpfung, ein sozialer Rückzug oder verschiedene körperliche Symptome wie Kopfschmerzen, Schwindel oder Magen-Darm-Beschwerden sein. Erkennst du vielleicht bereits solche Anzeichen bei dir?
Wenn du das Gefühl hast, dass dir gerade alles zu viel wird, ist vielleicht ein Downshifting nicht die alleinige Lösung. Bestimmte Probleme im Job wie Konflikte oder hoher Leistungsdruck können trotz der reduzierten Arbeitszeit noch bestehen bleiben. Wenn du mit solchen Problemen besser umgehen möchtest, empfehlen sich Strategien aus der Verhaltenstherapie. Dabei kann dir der Online-Therapiekurs HelloBetter Stress und Burnout eine Soforthilfe bieten, um dein Stresslevel zu senken. Dein Hausarzt oder deine Psychotherapeutin kann dir HelloBetter Stress und Burnout ganz einfach auf Rezept verschreiben. So übernimmt deine gesetzliche Krankenkasse ganz unkompliziert alle Kosten. Weitere Informationen zum Therapiekurs erhältst du auf unserer Kursseite.
2Mehr Zeit für die Dinge, die du liebst
In seinem Märchen „Momo“ hat Michael Ende von den grauen Herren berichtet, die den Menschen aus einer armen, aber sehr zufriedenen Kleinstadt helfen möchten, Zeit zu sparen, die sie bei ihnen aufs Konto legen können. In der Folge haben zwar alle mehr Geld und mehr Wohlstand, aber durch die ständige Anstrengung, Zeit zu sparen, tatsächlich immer weniger Zeit. Sie hetzen durch die Gegend, können nichts mehr genießen und letzten Endes haben sie nichts davon, dass sie die Zeit bei der Sparkasse gespart haben. Denn sie bekommen diese nicht mehr zurück – weil man Zeit eben nicht sparen kann.
Auch in der Realität ist es so, dass manche Menschen sich fragen: „Kann das wirklich schon alles sein? Ist das, wie ich meine Zeit auf Erden verbringen möchte?” Wenn die persönliche Antwort Nein lautet, dann wird ihnen vielleicht klar, dass sie Prioritäten setzen möchten und es andere Dinge als die Arbeit und die große Karriere sind, die sie glücklich machen. Vielleicht hast du gerade Nachwuchs bekommen und möchtest mehr Zeit für deine Familie haben. Oder vielleicht möchtest du mehr Zeit für ein privates Projekt, ein Hobby oder eine Nebentätigkeit schaffen. Die Gründe, über ein Downshifting nachzudenken, können sehr individuell sein.
Wann sollte ich Downshifting im Job versuchen?
Wenn deine Karriere gerade das Wichtigste für dich ist, du eine Führungsposition anstrebst und Spaß dabei empfindest, ganz in der Arbeit aufzugehen – dann lass dir das auf keinen Fall ausreden! Von denjenigen, die Arbeit als Spaß und einen wichtigen Teil des Lebens empfinden, berichten nur wenige Personen, dass sie sich häufig gestresst fühlen – so die TK-Stressstudie.
Ist die Arbeit für dich aber nur eine notwendige Pflicht und deine Lebensfreude, Begeisterung und Leidenschaft wird durch andere Dinge geweckt? Oder wünschst du dir mehr Zeit für dich, deine Familie oder Freunde? Dann lohnt es sich wahrscheinlich, durch Downshifting mehr Zeit für diese Dinge freizuräumen. Selbstverständlich sind wir uns darüber bewusst, dass man natürlich in der finanziellen Position sein muss, um über ein Downshifting nachzudenken. Deshalb haben wir uns mit mehr als nur einer Möglichkeit des Downshiftings beschäftigt.
Wie kann ich Downshifting umsetzen?
Downshifting im Job kann ganz unterschiedlich aussehen. Wir haben dir hier ein paar gängige Möglichkeiten zusammengefasst. Welches dieser Modelle für dich und deinen Job infrage kommen kann, musst du in der Regel mit deinem Arbeitgeber oder deiner Arbeitgeberin besprechen.
1Reduktion der Arbeitszeit
Die wohl naheliegendste Möglichkeit des Downshiftings ist die Reduktion der Arbeitszeit. Du kannst zum Beispiel deine tägliche Arbeitszeit reduzieren oder auch die Anzahl der Wochentage, an denen du arbeiten möchtest. Welches Modell für dich passend ist, musst du anhand deiner persönlichen Wünsche festlegen. Möchtest du beispielsweise mehr Zeit mit deinen Kindern haben, bietet es sich an, nur 6 Stunden täglich zu arbeiten. So kannst du eventuell bereits zu Hause sein, wenn sie aus der Schule kommen. Möchtest du ein persönliches Herzensprojekt angehen, dann kann es sinnvoller sein, einen kompletten Tag in der Woche dafür freizuräumen.
In Schweden gibt es ein Pilotprojekt des 6-Stunden-Arbeitstages. Es zeigt sich, dass die Mitarbeitenden in dieser Zeit produktiver und konzentrierter arbeiten. Gleichzeitig sorgt die vermehrte Freizeit bei den Teilnehmenden des Pilotprojektes für ein geringeres Stresslevel und eine höhere Motivation.
Die Schattenseite der Arbeitszeitreduktion ist, dass sich in manchen Jobs die Aufgabenlast nicht mit der Arbeitszeit reduzieren lässt. Dann kann es sein, dass durch die geringere Arbeitszeit in den verbleibenden Stunden noch mehr Stress entsteht.
2Mehr Flexibilität
Falls du keine Arbeitszeit reduzieren möchtest oder kannst, kann möglicherweise ein Modell für dich passend sein, bei dem mehr Flexibilität entsteht. Dies ist zum Beispiel durch Gleitzeitmodelle zu erreichen, bei denen du deine Arbeitszeiten variabel an deine Lebensumstände anpassen kannst. Auch einige Tage pro Woche im Homeoffice zu arbeiten kann dir zu mehr Flexibilität verhelfen.
3Jobsharing
Ein noch nicht weitverbreitetes Konzept ist das sogenannte Jobsharing. Dieses Konzept ist ebenfalls ein Teilzeitmodell, bei dem sich zwei Mitarbeitende einen Vollzeit-Arbeitsplatz teilen. Sie legen ihre Aufgaben, Verantwortungen und Arbeitszeiten flexibel untereinander fest und erfüllen somit gemeinsam die Gesamtarbeitszeit der Stelle.
4Sabbatical
Immer mehr Menschen setzen den Gedanken „Ich brauche eine Auszeit“ in die Tat um und nutzen die Möglichkeit eines Sabbaticals. Dabei handelt es sich um eine längere Auszeit von beispielsweise einem halben Jahr. Verschiedene Arbeitgeber bieten mittlerweile sogar Modelle an, bei denen Arbeitnehmende zuvor ein Zeitguthaben erwirtschaften können. Sie erhalten in den Monaten zuvor beispielsweise nur 75 Prozent ihres Einkommens und bekommen während des Sabbaticals dann weiterhin ein Gehalt in Höhe der fehlenden 25 Prozent ausgezahlt.
5Job oder Positionswechsel
Letztendlich kann Downshifting auch bedeuten, die Karriereleiter wieder etwas hinunter zu klettern. So kannst du beispielsweise deine Rolle als Teamleitung abgeben und in eine niedrigere Position zurückwechseln. Auch ein kompletter Jobwechsel in eine niedrigere Rolle kann eine Möglichkeit sein.
Worüber muss ich mir im Klaren sein?
Den Schritt zurück zu wagen, kann durchaus schwer sein und sollte auch nicht auf die leichte Schulter genommen werden. Bevor du dich für ein Downshifting entscheidest, solltest du dir im Klaren darüber sein, was du damit erreichen möchtest. Möchtest du mehr Zeit für deine Familie haben? Willst du mit der geschaffenen Zeit vielleicht ein Projekt angehen, das dir sehr am Herzen liegt? Oder willst du weniger Stress und mehr Raum für dich selbst?
Außerdem solltest du unbedingt deine Finanzen durchrechnen. Mit dem Downshifting gehen ein geringeres Einkommen und weniger Rentenansprüche einher und du solltest dir sicher sein, dass du dein Leben trotzdem gut finanzieren kannst.
Wenn du all diese Punkte ausreichend durchdacht hast, bietet dir das Downshifting eine vergleichsweise risikoarme Möglichkeit, Stress abzubauen. Du musst deinen Job nicht von heute auf morgen kündigen, sondern kannst die Arbeitszeit und das Arbeitspensum Stück für Stück anpassen, um dein ideales Level zu finden.
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Quellennachweis
Entspann dich, Deutschland! – TK-Stressstudie 2021. Abgerufen von: https://www.tk.de/resource/blob/2033600/dabd321631964c329be93cf716020397/entspann-dich-deutschland-data.pdf
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