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Hautausschlag durch Stress – wenn Stress unter die Haut geht

Die Haut ist nicht nur das größte, sondern auch eines der vielseitigsten Organe des Menschen. So reguliert sie beispielsweise unsere Körpertemperatur, nimmt Berührungen und Schmerzen wahr, schützt uns vor dem Austrocknen und heilt unsere Wunden. Selbst Gefühle drücken wir über unsere Haut aus. Wir werden rot, wenn wir aufgeregt sind, bekommen Angstschweiß, Sorgenfalten oder fahren verärgert aus der Haut. Auch Hautausschlag durch Stress ist keine Seltenheit. Die Haut ist sozusagen „der Spiegel der Seele“  und hält dabei jeden Tag einiges aus.

Die Sprache der Haut 

Die Verbindung zwischen Haut und psychischem Wohlbefinden ist mittlerweile auch wissenschaftlich belegt. Und zwar in beide Richtungen. Das heißt, wenn wir uns gut fühlen, dann wirkt sich das positiv auf unser Hautbild aus und umgekehrt. Juckt oder brennt die Haut, kann das ein Hinweis sein, dass unsere körperliche und psychische Gesundheit aus dem Gleichgewicht geraten ist. Wie eine Alarmanlage, die anzeigt, dass etwas nicht in Ordnung ist. In diesem Artikel geben wir dir einen Einblick in die Sprache deiner Haut. Wir zeigen dir, wie du die Signale deiner Haut verstehst und sie in ihren täglichen Aufgaben unterstützen kannst.

Hautausschlag durch Stress

Fast alle Menschen leiden irgendwann in ihrem Leben unter vorübergehenden oder chronischen Hautausschlägen. Neben Allergien, genetischen Faktoren oder äußeren Umwelteinflüssen sind es auch psychische Belastungen, die unserer Haut ordentlich zu schaffen machen. So kann etwa ein Hautausschlag durch psychischen Stress, Ängste oder Ärger ausgelöst oder verstärkt werden. Selbst chronische Hauterkrankungen wie Neurodermitis oder Psoriasis (Schuppenflechte) sind zwar genetisch veranlagt, ihr Verlauf wird jedoch maßgeblich von psychischen Faktoren beeinflusst. Sie zählen deshalb zu den sogenannten psychosomatischen Hauterkrankungen.

Die Psychosomatik ist ein Fachgebiet der Medizin und beschäftigt sich mit der Wechselwirkung zwischen Seele (Psyche) und Körper (Soma). Im Fokus stehen Erkrankungen, bei denen psychische und soziale Belastungen als wesentliche Ursache und Folge angesehen werden.

Was Stress mit unserer Haut macht

Stress kann sich ganz unterschiedlich auf unser körperliches und seelisches Wohlbefinden auswirken. Während kurz andauernder Stress uns aufmerksamer und leistungsfähiger machen kann, schwächt er auf lange Sicht unser Immunsystem und die Abwehrkräfte unserer Haut. Bei Stress schüttet unser Körper beispielsweise vermehrt verschiedene Stresshormone aus.

Unsere Hormone und unsere Psyche stehen in engem Zusammenhang. Stresshormone versetzen unseren Körper in einen Überlebensmodus – bereit für eine Kampf- oder Fluchtreaktion. Das ist in gefährlichen Situationen überlebensnotwendig. Für unsere Haut ist es auf Dauer aber schädlich.

Stresshormone wie Adrenalin und Cortisol verengen die Blutgefäße, sodass die Haut schlechter versorgt wird und an Widerstandskraft verliert. Bakterien, Viren und Pilze dringen leichter durch die Hautschichten und können zu Irritationen führen. Außerdem wirken Stresshormone entzündungssteigernd und verstärken dadurch die Symptome von Hautausschlägen. Zusätzlich wird Histamin ausgeschüttet, das eine wichtige Rolle bei allergischen Reaktionen spielt. Deswegen kann ein Hautausschlag bei Stress auch einer allergischen Reaktion stark ähneln.

Wie sieht ein Hautausschlag durch Stress aus?

Unter Hautausschlag versteht man in der Medizin eine Reihe unterschiedlicher, vorübergehender Hautveränderungen. Dazu gehören rote Flecken, Bläschen oder schuppige Hautstellen, die am häufigsten von Juckreiz begleitet werden. Betroffene Stellen können aber auch brennen oder schmerzen. Wir haben uns einmal angeschaut, wie ein Hautausschlag durch Stress aussehen kann und welches die häufigsten Hautausschläge sind:

Stressflecken („Flushing”):

Stressflecken sind durch plötzlich auftretende, rote Flecken auf der Haut gekennzeichnet, die vor allem im Gesicht, am Hals und auf der Brust auftreten und häufig von einem Wärmegefühl begleitet sind. Sie entstehen durch eine plötzliche Erweiterung der Blutgefäße und werden durch emotionale Reize wie Stress, Angst oder Nervosität ausgelöst. 

Stressinduzierte Urtikaria (Nesselsucht):

Eine Nesselsucht, äußert sich durch plötzlich auftretende, stark juckende Quaddeln auf der Haut – ähnlich wie nach dem Hautkontakt mit Brennesseln (daher der Name). Diese Quaddeln können von wenigen Millimetern bis zu mehreren Zentimetern groß sein und verschwinden in der Regel innerhalb von 24 Stunden. Eine Urtikaria kann nicht nur durch Stress, sondern auch durch verschiedene Unverträglichkeiten (zum Beispiel auf Nahrungsmittel oder Arzneimittel) ausgelöst werden, deswegen ist hier eine medizinische Abklärung der Ursache sinnvoll. 

Akne:

Stressbedingte Akne äußert sich durch die Bildung von Mitessern, Papeln und Pusteln, meist im Gesicht, am Rücken und an den Schultern. Stress kann die Talgproduktion und Entzündungen der Haut verstärken, was zu einem vermehrten Auftreten von Aknesymptomen führt.

Lippenherpes und Gürtelrose (Herpes Zoster):

Stress kann Ausbrüche von Herpeserkrankungen verursachen, wenn die auslösenden Viren sich bereits im Körper befinden und durch Stress das Immunsystem geschwächt wird. Lippenherpes zeigt sich durch schmerzhafte, mit Flüssigkeit gefüllte Bläschen um den Mund, während Gürtelrose einen schmerzhaften, bläschenartigen Ausschlag meist einseitig am Körper verursacht.

Neurodermitis und Psoriasis (Schuppenflechte):

Neurodermitis zeigt sich durch trockene, entzündete Hautstellen, die stark jucken und oft an den Beugen der Ellbogen, Knien und an den Handgelenken auftreten. Bei Psoriasis entwickeln sich entzündliche, schuppige Hautstellen, die oft silbrig-weiß und erhaben sind. Diese Stellen treten häufig an den Ellbogen, Knien, der Kopfhaut und dem unteren Rücken auf. Bei diesen Erkrankungen ist eine medizinische Beurteilung und Behandlung unbedingt notwendig. 

Gut zu wissen: Neurodermitis und Psoriasis werden nicht durch Stress oder andere psychische Belastungen verursacht. Stress kann aber Erkrankungsschübe auslösen oder verstärken. Auf der anderen Seite wird die Belastung durch die Hauterkrankung selbst häufig zum Stressfaktor, der die Hautausschläge verschlimmert – ein Teufelskreis entsteht.

Stress und Haut – Ursache oder Folge?

Halten wir fest: Lang andauernder Stress schwächt die Abwehrkräfte der Haut und kann dadurch Ursache von Hautausschlägen sein. Diese werden von Betroffenen in der Folge oft als zusätzlich belastend erlebt. Zum Beispiel wegen eines quälenden Juckreizes. Oder aber, weil sie Ängste und Schamgefühle auslösen und dazu führen, dass sich Betroffene zurückziehen. Ein Teufelskreis entsteht. Gerade bei chronischen Hauterkrankungen wie Neurodermitis wissen Betroffene oft gar nicht mehr, was zuerst da war – das Hautleiden oder die psychische Belastung. 

Was bei Hautausschlag durch Stress hilft

Die Antwort auf die Frage, ob Stress die Ursache oder Folge von Hautausschlägen ist, ist dabei aber gar nicht so wichtig. Entscheidender ist, dass man die Zusammenhänge zwischen Haut und psychischem Wohlbefinden erkennt und auf die Signale der Haut reagiert. Was kannst du also tun?

1Gehe deinem Stress auf den Grund 

Um einem Hautausschlag durch psychischen Stress entgegenzuwirken, solltest du dem, was dich stresst, auf den Grund gehen. Dafür ist es erst einmal wichtig, die eigenen Stressoren zu kennen, also die Faktoren, die Stress auslösen. Wenn dir deine Stressoren bewusst sind, kannst du ihnen ganz gezielt vorbeugen und durch Problemlösung den Stress abbauen. Eine Erste Hilfe bei Stress können auch Entspannungsübungen wie Meditation oder autogenes Training sein.  Denn sie helfen dabei, deine Grundanspannung zu reduzieren und dich widerstandsfähiger gegenüber Stress zu machen. 

Insgesamt solltest du versuchen, dir immer wieder Regenerationszeiten und Pausen einzuplanen und diese Zeit mit Dingen oder Hobbys zu füllen, die dir wirklich Freude bereiten und zu deiner Erholung beitragen. Auch regelmäßige Bewegung und Sport gehören zu den wichtigsten Methoden, die dir helfen dein Nervensystem zu beruhigen und Stress zu reduzieren. 

Eine intensivere Beschäftigung mit dem Thema Stressbewältigung bietet dir der Online-Therapiekurs Stress und Burnout. In diesem zertifizierten Therapiekurs erlernst du psychotherapeutische Strategien und hilfreiche Tipps zum Umgang mit Stress- und Burnout-Symptomen. Dabei begleitet dich eine speziell geschulte Psychologin aus dem HelloBetter Team. Und das Beste daran: Die Teilnahme ist für dich komplett kostenfrei, zeitlich flexibel und ohne Wartezeit von Zuhause aus möglich. Erfahre auf HelloBetter.de mehr dazu.

2Tschüss Perfektion und Vergleich

Wenn du dazu neigst, immer überall 120 Prozent zu geben und es allen recht machen zu wollen, lohnt es sich vielleicht einmal vom Gaspedal zu treten. Entscheide ganz bewusst, wo es für dich notwendig ist, Gas zu geben und wo vielleicht auch nicht. Musst du zum Beispiel wirklich die Bestnote in der Prüfung erreichen? Ist es wirklich notwendig, gleich zwei Kuchen für das Schulfest deiner Kinder zu backen? Manchmal sind auch 70 Prozent genug. Das bewahrt dich davor, immer wieder über deine Grenzen zu gehen. Und dabei gilt – vergleiche dich nicht mit anderen. Das sorgt nämlich nur für zusätzlichen Stress. Außerdem hat jeder Mensch eigene Baustellen – auch wenn du sie vielleicht nicht auf den ersten Blick sehen kannst.

3Mach dir Komplimente

Bei Hautausschlägen rücken die vermeintlichen „Makel“ der Haut oft in den Fokus und erscheinen dadurch „noch größer“. Das macht Stress. Lenke also deinen Blick auf die Dinge, die du an deinem Körper magst oder positive Eigenschaften, die du hast. Vielleicht möchtest du dir dafür jeden Tag eine kleine Botschaft an dich selbst formulieren, die du dir zum Beispiel morgens an den Badezimmerspiegel klebst. Zum Beispiel: „Ich mag meine Augen“ oder „Ich schaffe es, dass sich Leute bei mir wohlfühlen“. Dadurch kannst du dein Selbstbewusstsein stärken und wirst so gelassener im Umgang mit Hautausschlag durch Stress. 

4Wohlbefinden und Gesundheit für deine Haut

Du kannst deine Haut auch „von innen“ widerstandsfähiger gegenüber Stress machen – durch die richtige Ernährung und eine gesunde Lebensweise. Achte darauf, dass du ausreichend Wasser trinkst (ca. 2,5 Liter/ Tag). Das ist besonders empfehlenswert, wenn du trockene Haut hast. Außerdem ist eine gesunde pflanzliche Ernährung mit viel Obst, Gemüse, Vollkorngetreide, Nüssen und pflanzlichen Ölen hilfreich, um deine Haut positiv zu beeinflussen. Das in Obst und Gemüse enthaltene Vitamin A ist beispielsweise wichtig für die Regeneration der Haut und verhindert trockene, schuppige Stellen. Versuche hingegen, Alkohol, Zucker, Fast Food und Fertig- und Weißmehlprodukten möglichst zu reduzieren und auch Kuhmilch und Fleisch nur in geringem Maß zu verzehren. 

Zudem solltest du versuchen, genug zu schlafen. Während des Schlafs wird ein Wachstumshormon ausgeschüttet, das ebenfalls zur Regeneration der Haut beiträgt, sie widerstandsfähiger macht und Hautausschlägen durch Stress entgegenwirkt. Die empfohlene Schlafdauer für Erwachsene liegt übrigens bei 7 – 9 Stunden. Achte dabei aber auf dein ganz eigenes Schlafbedürfnis und halte dich an die Schlafmenge, mit der du dich am wohlsten fühlst.

5Nimm Abstand und lass dir helfen

Manchmal braucht es Unterstützung von außen, um aus dem Teufelskreis auszubrechen. Psychotherapeut:innen können dir zum Beispiel bei einem Hautausschlag durch Stress helfen, dein Stressmanagement und deinen Selbstwert zu stärken und begleitende Symptome wie Juckreiz zu kontrollieren.

Bei neu auftretenden oder schweren Hautausschlägen solltest du immer auch ärztlichen Rat einholen. In manchen Fällen braucht es Medikamente oder Salben, um den Hautausschlag und Begleitsymptome zu lindern. 

Hab Geduld

Es braucht Zeit, bis sich deine Haut erholt hat und das auch wieder sichtbar wird. Und auch wenn die meisten (chronischen) Hauterkrankungen wie Neurodermitis nicht heilbar sind, so können sie in ihrem Verlauf und ihrem Schweregrad positiv beeinflusst werden. Setze dich also nicht zusätzlich unter Druck, sondern konzentriere dich auf das, was du verändern kannst. Deine Haut wird es dir danken. 

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  • Quellennachweis
    1. Dhabhar, F. S., et al. (2020). Enhancing versus suppressive effects of stress on immune function: Implications for immunoprotection versus immunopathology. Allergy, Asthma & Clinical Immunology. 
    2. Peters, E. M. (2016). Stressed skin? A molecular psychosomatic update on stress-causes and effects in dermatologic diseases. Journal der Deutschen Dermatologischen Gesellschaft, 14(3), 233-252. https://doi.org/10.1111/ddg.12957
    3. Linder, M. D. (2001). The impact of stress on the pathophysiology of inflammatory skin diseases. The Journal of Cutaneous Medicine and Surgery, 5(2), 121-127. https://doi.org/10.1177/120347540100500208
    4. Liu, Y., Ho, R. C. M., & Mak, A. (2021). Interleaving neuropsychiatric and dermatologic conditions: Pathophysiology and treatment approaches. Journal of the European Academy of Dermatology and Venereology, 35(12), 2333-2345. https://doi.org/10.1111/jdv.19813
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