Was sind Albträume und wann treten sie auf?
Albträume oder Angstträume sind gut erinnerbare Träume mit bedrohlichen oder unangenehmen Inhalten, die in der Regel starke Gefühle wie zum Beispiel Angst, Anspannung oder innere Unruhe auslösen. Die Trauminhalte und die Traumgeschichte folgen dabei nicht den Regeln unserer Realität, wodurch unsere Träume uns grundsätzlich alles zeigen und uns damit belustigen, verwundern, aber eben auch ängstigen können. Auch wenn in allen Schlafphasen geträumt wird, so treten Albträume hauptsächlich in der zweiten Nachthälfte auf. Sie entstehen also in einer Schlafphase, die durch den sogenannten REM-Schlaf („Rapid Eye Movement-Schlaf”) gekennzeichnet ist. In dieser Schlafphase können wir leicht aufwachen und haben eine gute Erinnerung an Träume. Aber wie entstehen Albträume überhaupt erst?
Was ist die Ursache für Albträume?
Wenn wir träumen, verarbeiten wir das, was wir erlebt, gesehen oder worüber wir nachgedacht haben. Es ist auch möglich, dass Traumbilder für Gefühle entstehen, die uns vielleicht momentan gar nicht bewusst sind. So kann ich zum Beispiel träumen, verfolgt zu werden, wenn ich mich im realen Leben unter Druck gesetzt fühle.
Generell können auch Alltagsstress oder Nervosität Ursachen für unruhigen Schlaf und Albträume sein. Auch die Persönlichkeit kann eine Rolle spielen. So können sensible und kreative Menschen häufiger von Albträumen betroffen sein.
Eine weitere Ursache für Albträume können andere psychische Störungen wie Depressionen oder Angststörungen sein. Auch die Angst vor dem Alleinsein oder die Angst vor Dunkelheit können die nächtliche Anspannung begünstigen. Schlafstörungen können ebenfalls zum Beispiel durch nächtliches Erwachen dazu beitragen, dass wir uns vermehrt an Albträume erinnern können.
Außerdem gibt es posttraumatische Albträume, die als Folge eines traumatischen Erlebnisses auftreten können. Posttraumatische Albträume haben die Besonderheit, dass die Inhalte des Traumas sich im Angsttraum wiederholen.
Haben Albträume eine Bedeutung? Die Psychologie dahinter:
In analytischen Therapieformen wird mit Träumen gearbeitet, um Zugang zu unbewussten Konflikten zu bekommen. Dabei geht es aber weniger um typische Traumsymbole und ihre Bedeutung, sondern vor allem um die Assoziationen, das heißt spontanen Einfälle des Träumenden. Ob ein Traum eine Bedeutung hat, kommt also darauf an, ob du ihm eine Bedeutung zuschreibst. Es gibt hierbei kein richtig oder falsch.
Möchtest du dich mit der Bedeutung eines Traumes beschäftigen, kannst du dich zum Beispiel fragen: Welche Einfälle kommen mir zu diesem Traum? An was erinnert mich der Traum?
Wichtig ist, dass du versuchst, ganz offen darüber nachzudenken und auch scheinbar fernliegende Einfälle nicht zu verwerfen. Oftmals geht es dann gar nicht darum, die klare Bedeutung in einem Satz zusammenzufassen, sondern eine Idee davon zu bekommen, was dich gerade beschäftigt. So kann deine „Traumarbeit” auch eine Form der Selbstfürsorge sein, indem du dir selbst Aufmerksamkeit schenkst.
Sind Albträume gefährlich?
Die kurze Antwort lautet: Nein. Träumen ist ein ganz normaler Teil des menschlichen Erlebens, entsprechend gehören auch Albträume dazu. Gelegentliche Albträume können sogar einen positiven Effekt auf unsere Psyche haben, da wir auf diese Weise negative Erlebnisse des Tages nachts verarbeiten.
Albträume mögen uns ängstigen und wir können uns morgens gerädert und verunsichert fühlen, aber sie können uns nicht schaden. Es ist in etwa so, als würden wir uns einen Film ansehen. Filme können uns ebenso ängstigen, aber wir wissen, dass sie nicht real sind. Der Unterschied zu Albträumen ist: Ob wir uns einen Horrorfilm anschauen oder nicht, können wir entscheiden. Albträume „überfallen” uns jedoch nachts und wir können erst mal nichts gegen ihr Auftreten tun. So kann die quälende Angst vor Albträumen auch mit der Angst vor Kontrollverlust und dem Gefühl von Hilflosigkeit zu tun haben.
Was sind mögliche Folgen?
Albträume sind bei Kindern weiter verbreitet als bei Erwachsenen. Aber auch 1 – 5 Prozent der Erwachsenen berichten von regelmäßigen Angstträumen – vor allem dann, wenn noch andere psychische Begleiterkrankungen, wie Persönlichkeitsstörungen, Depressionen oder eine Angststörung vorliegen. Wiederholt oder jede Nacht auftretende Albträume über einen längeren Zeitraum können einen persönlichen Stressfaktor darstellen, der langfristig zu einer erhöhten Belastung führen kann. In diesem Fall spricht man von chronischen Albträumen oder einer Albtraumstörung. Häufig erleben Betroffene immer wieder die gleichen oder ähnliche Angstträume und fühlen sich ohnmächtig, diesen Angstszenarien zu entkommen.
In solchen Fällen können Albträume zum Beispiel zu einer Angst vor dem Einschlafen führen und langfristig auch unser Leben im Wachzustand beeinflussen. Albträume können dann zum Beispiel zu einem erhöhten Stresserleben am Tag, vermehrter Ängstlichkeit, Besorgtheit sowie zu unangenehmen Gefühlen in Bezug auf das Thema Schlafen führen. Langfristig können wiederholte Albträume auf diese Art und Weise auch eine depressive Verstimmung begünstigen, sie sind aber nie alleinige Ursache. Ansprechperson können deine Hausärztin oder ein Psychotherapeut sein. Diese können die Diagnose stellen und eine psychotherapeutische Behandlung empfehlen. Bei vielen Betroffenen reichen bereits wenige Sitzungen aus, um ihre Trauminhalte umzuschreiben und so den belastenden Angstträumen zu entfliehen.
Albträume – was tun?
Studien legen nahe, dass wir Albträume reduzieren können, wenn wir uns im Tagesverlauf mit ihnen auseinandersetzen und die damit verbundenen unangenehmen Gefühle zulassen. Konkret bedeutet das, dass man den Inhalt der Albträume Schritt für Schritt durchgeht, aufschreibt und sich den Traumverlauf nochmals intensiv vorstellt (auch Imaginery Rehearsal Theorie genannt). Dies kann dafür sorgen, dass der beängstigende Traum nach und nach seinen Schrecken verliert und wir uns emotional mit den Traumthemen auseinandersetzen. Die sogenannte Imagery Rehearsal Technique (IRT) kannst du zum Beispiel folgendermaßen anwenden:
1Aufschreiben
Schreibe deinen letzten Albtraum mit all seinen Details auf. Wenn es sich dabei um einen zu aufwühlenden Albtraum handelt, beginne mit einem milderen Albtraum, um zunächst mit der Technik vertraut zu werden.
2Umschreiben
Schreibe ein neues Drehbuch! Denke dir ein Alternativszenario und ein angenehmes Ende für den Albtraum aus. Dieser Schritt ist auch eine Chance, das Gefühl der Kontrolle wiederzugewinnen.
3Durchlesen
Nimm dir jeden Tag einige Minuten Zeit und lies dir dieses neue Drehbuch durch. Versuche, dir alles möglichst bildlich und lebhaft vorzustellen. Auf diese Weise kann der Albtraum mit der Zeit seinen emotionalen Schrecken verlieren.
Wichtig: Wenn du dich nicht bereit fühlst, dich so detailliert deinem Traum zu stellen oder es sich um einen posttraumatischen Traum handelt, solltest du dir für dieses Vorgehen psychotherapeutische Unterstützung suchen.
Worauf kann ich allgemein achten?
Es kann allgemein hilfreich sein, Stress abzubauen. Dabei können zum Beispiel Entspannungsübungen, Meditationen und Achtsamkeitsübungen helfen. Eine weitere Möglichkeit, um Albträume zu reduzieren, ist die Schlafhygiene. Studien zeigen, dass manche Personen beispielsweise vermehrt Albträume haben, wenn Sie spät abends noch etwas essen, da dies den Stoffwechsel anregt und negative Effekte auf den Schlaf haben kann. Andere Menschen reagieren mit Albträumen, wenn Sie zuvor etwas Aufwühlendes im Fernsehen gesehen haben.
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Quellennachweis
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- Hansen, K., Höfling, V., Kröner-Borowik, T., Stangier, U., & Steil, R. (2013). Efficacy of psychological interventions aiming to reduce chronic nightmares: a meta-analysis. Clinical psychology review, 33(1), 146-155.
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- Schredl M. Nightmare frequency and nightmare topics in a representative German sample. Eur Arch Psychiatry Clin Neurosci. 2010 Dec;260(8):565-70. doi: 10.1007/s00406-010-0112-3. Epub 2010 Mar 14. PMID: 20229263.
- Thünker, J., Pietrowsky, R. (2021). Alpträume – Ein Therapiemanual (2. Auflage). Hogrefe Verlag: Göttingen.
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