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Burnout als Lehrer – wie kann ich mich schützen?

Geregelte Arbeitszeiten, lange Ferien und Sicherheit im Alter: der Lehrerberuf scheint alle Vorteile eines Jobs zu vereinen und erfreut sich großer Beliebtheit. Doch die Realität sieht meist anders aus. Denn entgegen aller Vorurteile geht das Lehrer sein oft mit großer Belastung einher. Vor allem die Psyche ist beansprucht: Überdurchschnittlich oft entwickeln Lehrer ein Burnout, fühlen sich müde, kraftlos und angespannt. Aber wie kommt es dazu? Und was kannst du tun, wenn du betroffen bist? Das erfährst du in diesem Artikel.

Burnout – was ist das noch mal?

Hören wir den Begriff „Burnout”, können wir uns meist alle etwas darunter vorstellen. Vielleicht kommen uns auch Merkmale wie Erschöpfung und Antriebslosigkeit in den Sinn. Tatsächlich bleiben die Erklärungen, was offiziell mit Burnout gemeint ist, jedoch vage – zumindest noch: Denn im ICD-11, der nächsten Überarbeitung des Internationalen Klassifikationssystem der Krankheiten und verwandter Gesundheitsprobleme (kurz: ICD), das bald in Kraft treten soll, werden erstmals Kriterien für das Burnout-Syndrom definiert. 

Gut zu wissen

Burnout im ICD-11

Im ICD-11 wird Burnout als ein Syndrom beschrieben, das durch andauernden Arbeitsstress entsteht, der nicht ausreichend verarbeitet werden kann. Dabei bedeutet Syndrom, dass unterschiedliche Symptome gemeinsam auftreten. Menschen mit einem Burnout leiden dabei vor allem unter Symptomen, die sich drei Hauptdimensionen zuordnen lassen: Erschöpfung und fehlende Energie, eine geistige Distanzierung und/oder negative Einstellung dem Job gegenüber sowie eine verringerte Leistungsfähigkeit. 

Burnout bei Lehrern: die Fakten

Studien, wie die Potsdamer Lehrerstudie, konnten zeigen, dass das Burnout-Syndrom bei Lehrern und Lehrerinnen ein häufiges Problem darstellt. So berichten viele Lehrkräfte von psychischen und psychosomatischen Beschwerden wie Erschöpfung und Müdigkeit, Antriebslosigkeit, Kopfschmerzen und einer hohen Anspannung. Auch Durch- und Einschlafprobleme, Konzentrationsstörungen, innere Unruhen und eine erhöhte Reizbarkeit können Symptome für ein Burnout bei Lehrern sein.

Wer ist betroffen?

Nicht nur Personen, die schon lange im Beruf stehen, leiden unter dem Syndrom. Auch junge, angehende Lehrerinnen und Lehrer können betroffen sein: So gab in einer Studie ein Viertel von 130 untersuchten Lehrkräften im Vorbereitungsdienst an, als Lehrer unter Symptomen eines Burnouts zu leiden. Jede dritte verließ nach spätestens fünf Jahren die Schule. Besonders erschreckend: schon ein Viertel der Studierenden litt vor dem Berufseintritt an emotionaler Erschöpfung, Zynismus gegenüber dem Job und Leistungsmangel. 

Doch wie häufig genau sind Lehrer von Burnout betroffen? Das lässt sich aufgrund der aktuell noch vagen Definition des Syndroms nur schwer ermitteln. Je nachdem, welche Studie man heranzieht, schwanken die Zahlen zwischen 1 und 33%. 

Trotzdem lässt sich sagen: Das Leiden ist weit verbreitet. Im Rahmen einer großen Erhebung der „LaiW-Studie“ mit 176.706 befragten Lehrkräften, gaben 96% der Lehrerinnen und Lehrer an, unter einer eher hohen bis sehr hohen Arbeitsbelastung zu stehen. Ein Drittel berichtete davon, sich nicht ausreichend erholen zu können. 

Wie kommt es zum Burnout bei Lehrern?

Wie bei vielen Erkrankungen, gibt es auch beim Burnout nicht eine, sondern viele verschiedene Ursachen, die zum Syndrom führen können. Betroffene sind im Schulkontext einer Vielzahl an Stressfaktoren ausgesetzt: Zeitdruck, zu große Klassen, Schwierigkeiten mit Schülern und Schülerinnen und Eltern sowie dauerhaftem Lärm. Die psychoemotionale Belastung ist groß. Hält der Stress dann an, wird er also chronisch und bleibt die Erholung aus, kann bei den Lehrern ein Burnout die Folge sein.

Auch eine fehlende Unterstützung im beruflichen und sozialen Umfeld spielt eine große Rolle im Umgang mit der Belastung. Dabei kann ein stabiler Freundes- und Familienkreis helfen, einem Burnout vorzubeugen. Haben wir allerdings das Gefühl, für unsere Leistung nicht  genügend Wertschätzung zu erfahren und mit unseren Problemen nicht gesehen zu werden, kann das einen wesentlichen Risikofaktor für die Entstehung des Syndroms darstellen. 

Folgen für Lehrer und Schüler

Sind wir chronischem Stress ausgesetzt, leidet nicht nur unser Körper, sondern auch unsere Psyche: Viele Betroffene spüren eine emotionale Überforderung, haben das Gefühl, den Anforderungen in Beruf und Alltag nicht mehr gewachsen zu sein. Oft wird der Job zum Angstgegner und Gedanken wie „Ich hasse meinen Job“ und „Ich kann nicht mehr” drängen sich auf. Eine häufige Folge: Wir werden krank durch Stress. Unser Immunsystem fährt runter, wir werden anfälliger für Infekte und können sie, erst einmal da, auch schlechter bewältigen. 

Doch nicht nur die Betroffenen selbst leiden unter der Überarbeitung, auch die Leistung der Schülerinnen und Schüler nimmt ab. Wie kommt es dazu? Studien konnten zeigen, dass das subjektive Wohlbefinden der Lehrkräfte mit der Motivation, dem Selbstkonzept (also das, was die Schüler über sich und ihre Fähigkeiten denken) und dem Interesse der Schüler zusammenhängt. Leidet die Lehrerin oder der Lehrer an einem Burnout, spiegelt sich die Antriebslosigkeit meist auch im Klassenzimmer wieder. Dann stehen negative Gefühle im Vordergrund, die Unterrichtsgestaltung ist weniger motivierend und es fällt schwer, Empathie für die Schülerinnen zu empfinden. 

So können sich Lehrer vor einem Burnout schützen

Die gute Nachricht: Du kannst dich aktiv vor einem Burnout schützen. Diese 3 Schritte können dir dabei helfen, wieder mehr Lebensfreude zu finden und dein persönlicher kleiner Held des Alltags zu werden. 

1Selbstmitgefühl entwickeln

Fühlen wir uns erschöpft und ausgelaugt, gehen wir oft sehr hart mit uns selbst ins Gericht. Wir fragen uns „warum schaffe ich das jetzt nicht?” und suchen den Grund dafür, dass wir keine Kraft mehr haben meist bei uns. Gerade in einem anstrengenden Job ist es jedoch normal, sich hin und wieder überfordert zu fühlen. 

Versuche hier also mit dir ins Mitgefühl zu gehen: Wie würdest du mit einer Freundin reden, nachdem sie einen stressigen Tag erlebt hat? Wenn du magst, kannst du einmal ausprobieren, dir selbst diese Freundin zu sein. Vielleicht hilft es dir auch, ein paar wohlwollende Sätze wie „Du bist eine tolle Lehrerin” oder „Du bist ein toller Lehrer” aufzuschreiben. Wenn du dich schlecht fühlst, kannst du sie lesen und dich damit ein Stück bestärken.

2Zeit für Erholung einplanen

Nicht nur im Schulalltag ist oft wenig Zeit für Erholung, meist setzt sich der Stress auf der Arbeit auch nach Schulschluss fort. Zu korrigierende Aufgaben, die Unterrichtsplanung für die nächsten Stunden und die Vorbereitung von Elterngesprächen – die To-Do’s scheinen kaum zu bewältigen. 

Versuche dir als Ausgleich zur Anspannung bewusst Zeiten der Erholung zu schaffen. Hierbei können dir Entspannungsübungen wie Meditationen oder Yogaeinheiten helfen. Vielleicht bedeutet Erholung für dich aber auch einfach nur ein langer Spaziergang an der frischen Luft oder ein Telefonat mit einem Freund oder einer Freundin. Wichtig ist es, dass du in deiner Erholungszeit gedanklichen Abstand vom Job gewinnst. Versuche also, etwas ganz anderes zu machen, als du es bei der Arbeit tust.

3Emotionale Unterstützung einholen

Manchmal fällt es uns genau dann schwer, nach Hilfe zu fragen, wenn wir sie am meisten benötigen. Oft haben wir das Gefühl, wir seien schwach und würden Herausforderungen alleine nicht meistern. Dabei ist genau das Fragen nach Hilfe ein wahres Zeichen der Stärke!

Wenn du dich mit deinen Aufgaben im Job überfordert fühlst, kann es helfen, dich einer vertrauten Person gegenüber zu öffnen. Versuche, über deine Belastung zu sprechen. Vielleicht kann deine Bezugsperson dir Aufgaben abnehmen, dich bei Herausforderungen unterstützen oder dir wertvolle Tipps geben, wie du dich entlasten kannst. Manchmal können auch ein paar aufmunternde Worte und ein offenes Ohr dabei helfen, einen stressigen Tag zu verarbeiten.

Ausgebrannt – was kann ich tun?

Wenn du das Gefühl hast, alleine keinen Weg aus der Erschöpfung zu finden, ist es wichtig, dir professionelle Unterstützung zu suchen. Denn genau das ist Teil einer gesunden Selbstfürsorge.

Wo kannst du Hilfe erhalten?

Bei psychischen Belastungen kann es helfen, dir einen ärztlichen oder psychotherapeutischen Rat einzuholen und deine Symptome abklären zu lassen. Auf der Suche nach einem Therapeuten oder einer Therapeutin kann dir bestimmt unser Artikel zum Thema „Therapieplatz finden” weiterhelfen. Außerdem gibt es psychologische Beratungen, zum Beispiel vom schulpsychologischen Dienst, die speziell an Lehrerinnen und Lehrer gerichtet sind.

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